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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats
Autoren: Gill Hornby
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Kraft auf, sich zurückzulehnen und ihm einen Schlag zu versetzen. »Du Mistkerl!«
    Er küsste sie. Sie schmeckte Thymian. Minze. Erdbeeren. Die Verheißung einer Zukunft.
    »Du mieser unlustiger Mistkerl!« Sie wand sich, doch selbst, wenn sie gewollt hätte, wäre sie zu benommen gewesen, sich aus der Umarmung zu lösen. Wieder küsste er sie, diesmal länger. Sie fragte sich, ob Chris sie durchs Fenster sehen konnte. Hoffentlich. Und hoffentlich hörte er sie sagen: »Komm. Lass uns gehen.«
    Rachel schlang die Arme um Toms Hüfte und verschränkte die Hände. »Trotzdem bist du ein unlustiger Mistkerl«, murmelte sie in seine Jacke.
    »Ich weiß nicht, wie du zu der Behauptung kommst.« Toms linker Arm lag auf ihrer Schulter, die rechte Hand streckte er aus und legte sie auf ihren Hinterkopf. »Nach meinem triumphalen Sieg …«, er zog sie sanft an sich und küsste ihr Haar, »… bei der Kalauer-Olympiade.«
    Im Gleichschritt marschierten sie den Hügel hinab zu seinem Haus. Verbunden. Gemeinsam.

Sportfest
6.30 Uhr: Lange vor Schulbeginn
    Die Sonnenstrahlen, die durch einen Spalt in den schiefen Vorhängen auf Rachels schlafendes Gesicht fielen, verbreiteten bereits Wärme. Sie schimpfte innerlich, drehte sich um, streckte die Hand aus und bemerkte mit einem Ruck, dass da niemand mehr lag.
    »Wo …?« Auf einen Ellbogen gestützt, Decke über der Brust, sah sie Tom ins Zimmer marschieren.
    »Morgen, meine Schöne.« Er setzte sich auf die Bettkante, küsste sie und stellte einen Becher auf den Nachttisch.
    »Meine Güte.« Rachel ließ sich wieder aufs Kissen fallen und blinzelte durch die Haare. »Es ist noch unmenschlich früh, aber du bist schon angezogen.« Sie trank einen Schluck Ingwer-Zitronen-Tee und zog ein mürrisches Gesicht. »Du bist so ein Freak!«
    » Carpe diem , sage ich nur.« Er legte sich die Krawatte um den Hals. »Ein großer diem für mich, um genau zu sein. Der Höhepunkt meines ersten Jahres.«
    »Ach ja?« Sie zog einen Flunsch.
    Lächelnd drückte er ihr noch einen Kuss auf. »Nur der berufliche Höhepunkt.« Beim Aufstehen sagte er: »Ich muss noch eine Rede schreiben, deswegen bin ich so früh dran. Du wärst mir nur im Weg.«
    »Oho, eine Rede. Verstehe. Hoffentlich gespickt mit Rektoren-Kalauern. Was willst du denn sagen? Los, verrat’s mir. Ich habe mir doch sicher ein paar Vorteile verdient …«
    Er trat an die Kommode und füllte seine Hosentaschen. »Na ja, ziemlich viel. Über die Bibliothek. Und die beeindruckende Zeitleiste. Und dann muss ich noch ein paar Sachen bekannt geben«, sagte er mit gespielter Wichtigkeit. »Und überhaupt.«
    »Bekannt geben?« Sie schnurrte und verschränkte die Beine unter der Decke. »Gott, wie sexy! Grrr. Ich stehe auf Bekanntmachungen.«
    »Ja. Der neue Schulsprecher und die neue Schulsprecherin.«
    »Poppy, klarer Fall.« Sie trank noch einen Schluck Tee. »Warum bin ich wohl sonst hier. Das war doch hoffentlich keine Zeitverschwendung.«
    »Wow! War das dein Versuch, einen Elternwitz zu reißen?« Pfeifend kämmte er sich die Haare. »Du hinterlistiges Luder …«
    »Ja. Stimmt. Jeder weiß, dass Scarlett Schulsprecherin wird.«
    »Ach ja? Jeder weiß das? Und weiß auch jeder, wer die neue Schulsekretärin wird?«
    »Ach, du grüne Neune! Nicht auch noch eine neue Schulsekretärin! Das ist ja nicht auszuhalten. Raus mit der Sprache! Sofort! Bevor ich platze.« Sie säuselte mit der Stimme einer romantischen Heldin. »Rektor. Bitte. Wer wird neue Schulsekretärin?«
    »Nichts da.« Er blies ihr einen Kuss zu. »Du musst dich einfach gedulden.«
    Sie hörte ihn die Treppe hinunterpoltern, die Tür zuwerfen und davonmarschieren. Lächelnd reckte sie sich und genoss die glückserfüllte Stille. Komisch, dachte sie, während sie den Tee austrank, wirklich komisch, dass ihr früher vor jedem Mittwoch und jedem zweiten Wochenende gegraut hatte.
9 Uhr: Kurz nach Schulbeginn
    Mit festen Schritten bog Rachel in die Mead Avenue ein. Von hier bis nach Hause ging es nur noch bergab. Sie hatte Zeit zu duschen und ein bisschen zu arbeiten, bevor sie zur Schule musste, um Toms großem Tag beizuwohnen. Beim Gedanken an ihn musste sie lächeln – sie konnte gar nicht anders –, dabei atmete sie tief ein und »Puff-Puff-Puff« wieder aus. Fast gleichzeitig hörte sie das Aufheulen einer elektrischen Heckenschere. Gaben die eigentlich nie Ruhe, die elektrischen Heckenscheren der Mead Avenue? Sie zerschnitten die Stille wie die Waffen bei der Schlacht
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