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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert
Autoren: Ulrich Hefner
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Buick Le Sabre und drehte den Regler für die Klimaanlage auf achtzehn Grad. Dann fuhr er über die 17 . Straße hinunter nach Brownsville und parkte an der Ecke zum Hialeah Drive gegenüber einem kleinen Laden. Vielleicht würde man ihm hier weiterhelfen können.
    Cuiabá, Bundesstaat Mato Grosso
    Die Polizei hatte das Armenviertel im Nordosten der Stadt entlang der Staatsstraße 351 abgeriegelt. Straßenzug um Straßenzug durchsuchte sie das Gebiet nach einem schwarzen Kleinlaster. Carlos Zagallo stand lässig an einen Polizeiwagen gelehnt und rauchte ein Zigarillo, während Leutnant Luiz Falcáo in der Nähe einen alten Mann aus den Favelas verhörte, der die meiste Zeit den Kopf schüttelte. Schließlich gab der junge Leutnant entnervt auf und schickte den alten Mann mit einer wütenden Geste zurück in die unübersichtliche Ansammlung von Hütten und einfachen Häusern aus Bruchsteinen.
    Falcáo kam auf Zagallo zu.
    » Ich weiß nicht, was das bringen soll«, sagte er genervt. » Die halten zusammen, da macht keiner den Mund auf. Selbst wenn sie etwas über die Sache wüssten, würden sie sich eher den Arm abhacken, bevor sie mit uns reden.«
    Zagallo schnippte sein Zigarillo in hohem Bogen auf die staubige Straße. » Warte ab«, gab er nur zurück.
    Zwei Polizisten brachten gerade einen gefesselten Gefangenen zum vergitterten Polizeibus, der nicht weit von ihnen stand und in den von Zeit zu Zeit Festgenommene verfrachtet wurden.
    » Waffen, ein paar Gramm Rauschgift und ein paar Gesuchte, mehr wird uns die Razzia nicht bringen, Carlos. Der Einsatz kostet nur Zeit.«
    » Was sollen wir sonst tun? Wir haben überhaupt keine Anhaltspunkte für gezielte Aktionen.«
    » Hier lebt doch nur Abschaum.«
    » Hier leben Menschen, Luiz«, widersprach Capitão Carlos Zagallo. » Menschen, die nicht so viel Glück hatten wie du oder ich. Sie schlagen sich durchs Leben, wie sie es seit eh und je gewohnt sind. Sie machen ihre kleinen Geschäfte, schmutzige Geschäfte, da magst du Recht haben, aber dazu brauchen sie Ruhe. Und genau diese Ruhe werden wir ihnen nehmen. Wir werden morgen wieder hier auftauchen. Und übermorgen ebenfalls, wenn es sein muss, dann jeden Tag in jeder verdammten Woche, die noch vor uns liegt. Und wir werden ihre kleinen Geschäfte stören. Wir werden die Banden daran hindern, ihre Schutzgelder zu kassieren, und wir werden die Nutten davon abhalten, auf die Straße zu gehen. Wir werden die miesen Händler daran hindern, ihre gestohlenen Waren an den Mann zu bringen, und wir werden jedem Einzelnen hier Tag um Tag auf die Füße treten, bis wir erfahren haben, was wir wissen wollen.«
    » Du willst sie zermürben?«
    » Ich will diesen irren Mörder fangen, der mir seine Leichen vor der Nase ablegt und über mich, über dich und über die ganze Polizei von Mato Grosso lacht.«
    Falcáo griff in seine Jackentasche und holte eine Packung Kaugummi hervor. Er reichte es Zagallo, doch dieser schüttelte den Kopf.
    » Und was willst du tun, wenn die Leute hier überhaupt nichts wissen«, fragte Falcáo schmatzend. » Willst du bis zum Ende des Jahres hierher kommen? Das wird dem Coronel bestimmt nicht gefallen.«
    » Die Leute hier wissen besser als du und ich und die ganze Polizei von Mato Grosso zusammen, was in unserer Stadt läuft.«
    Ein uniformierter Polizeioffizier näherte sich, blieb vor Zagallo stehen und salutierte. » Wir haben das Viertel durchsucht«, sagte er. » Sechzehn Festnahmen, vier Schrotflinten und eine Pistole haben wir beschlagnahmt. Außerdem haben wir ein halbes Kilo Cocablätter gefunden. Aber niemand weiß etwas von einem schwarzen Lastwagen.«
    Zagallo zündete sich ein neues Zigarillo an und nickte. » Morgen kommen wir wieder.«
    Nachdem Zagallo auf dem Beifahrersitz des Dienstwagens Platz genommen hatte, setzte sich Leutnant Falcáo hinter das Steuer.
    » Und jetzt?«
    Zagallo schnippte die Asche aus dem offenen Fenster.
    » Jetzt fahren wir zurück in die Stadt und machen Feierabend. Schließlich haben wir morgen noch viel vor.«
    Falcáo schüttelte den Kopf. » Ich wette zwanzig Real, dass diese Razzien umsonst sind. Sagen wir, bis zum nächsten Wochenende?«
    Zagallo streckte Falcáo die Hand entgegen. » Abgemacht! Bis nächsten Freitag wissen wir mehr. Du wirst schon sehen.«
    São Sebastião do Uatumã, Amazonasgebiet
    Schiefergraue Wolken türmten sich über dem Urwald auf, und der Wind nahm stetig an Kraft zu. Das Patrouillenboot schoss mit beinahe 35 Knoten durch die
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