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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert
Autoren: Ulrich Hefner
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er sich aus dem Staub gemacht hat, weil ich schwanger bin. Sie können nicht nach ihm suchen, er ist erwachsen.«
    » Hat die Polizei wenigstens in den Krankenhäusern nachgefragt oder geprüft, ob ein Zusammenhang mit einem Verbrechen vorliegt?«
    » Der Officer hat ein paar Anrufe geführt, und dann hat er mir gesagt, dass er mir nicht helfen kann.«
    » Entschuldigung, ich frage das nur, weil ich nicht unnötig Ihr Geld verschwenden will, aber könnte es nicht tatsächlich sein, dass er wegen des Kindes …«
    Sharon sprang auf und krallte ihre Fingernägel in Genes rechten Arm. » Er liebt mich, und er hat sich das Kind gewünscht. Er hat sogar schon das Kinderzimmer gestrichen.«
    » Schon gut, aber wenn ich Ihnen helfen soll, dann muss ich alles wissen.«
    Sharon setzte sich wieder und seufzte. » Also gut, was müssen Sie wissen, um ihn zu finden?«
    Auch Gene hatte wieder hinter seinem Schreibtisch Platz genommen. » Zuerst einmal, wo er am Tag seines Verschwindens gewesen ist.«
    Sharon zuckte mit der Schulter. » Ich weiß nicht, was er an diesem Tag gemacht hat. Er nimmt Gelegenheitsjobs an. Auf dem Bau, als Möbelpacker, er war auch schon mal Wachmann für ein paar Tage. Aber die Leute wollten, dass er auch nachts für sie arbeitet. Jean hat ihn um neun abgeholt.«
    » Jean?«
    » Jean Tarston«, antwortete Sharon. » Er ist Peters Freund aus vergangenen Tagen. Ich habe ihn immer vor ihm gewarnt.«
    » Haben Sie schon mit Jean gesprochen?«, fragte Gene. » Das wäre doch wohl das Einfachste.«
    » Ich habe es versucht, aber Jean ist ebenfalls verschwunden.« Sharon Cruiz tupfte sich mit einem Taschentuch über die Wangen.
    » Also gut, Lady. Wenn ich die Sache übernehme, wie erreiche ich Sie?«
    Sharon schob das Taschentuch zurück in ihre Handtasche. » Ich melde mich bei Ihnen, das ist einfacher.«
    » Ein bisschen mehr brauche ich schon. Zumindest eine Handynummer, falls ich noch Fragen habe.«
    Sharon griff nach einem Stift und einem Zettel auf Genes Schreibtisch, schrieb ihre Nummer darauf und schob sie ihm zu.
    » Okay, aber etwas Zeit werde ich schon brauchen«, gab Gene zu bedenken und reichte ihr seine Visitenkarte. » Ich gehe natürlich davon aus, dass Sie zu Hause schon alles nach einem möglichen Hinweis durchsucht haben?«
    Sharon nickte.
    » Dann kommen wir noch mal zurück zu seinem Freund. Wo hält er sich normalerweise auf, mit wem hat er Umgang, gibt es überhaupt irgendeine Spur?«
    » Sie sind einfach weg, so als habe es sie nie gegeben.«

Erster Teil
    Am langen Fluss

1
    Etwa zur gleichen Zeit, 3000 Meilen entfernt …
    Cuiabá, Bundesstaat Mato Grosso, Brasilien
    Capitão Carlos Zagallo von der Kriminalpolizei in Cuiabá schnippte sein Zigarillo in hohem Bogen ins Gras und rümpfte angewidert die Nase.
    Leutnant Luiz Falcáo deckte die Überreste der Leiche wieder zu und erhob sich.
    » Nummer neunzehn«, sagte er. » Eine kleine Person, ein Kind oder eine Frau, meint der Doktor.«
    » Ein Wunder, dass man überhaupt noch etwas erkennen kann«, antwortete Zagallo und blickte sich um.
    Die verkohlte Leiche lag abseits der Staatsstraße 351 , etwa zehn Kilometer nordöstlich vom Stadtkern in einem kleinen Wäldchen, zu dem eine staubige Sandpiste führte.
    » Man hat sie hierhergebracht und angezündet«, entgegnete Falcáo.
    In der Ferne stand ein Streifenwagen der Verkehrspolizei. Ein Polizeifotograf des Servicio de Inteligéncia fotografierte unablässig die Umgebung, während sich zwei Männer in weißen Kitteln auf der Sandpiste an einer Reifenspur zu schaffen machten und diese mit Gips ausgossen.
    » Ein schwarzer Kleinlastwagen«, murmelte Zagallo, » so wie vor einer Woche bei Várzea Grande. Wahrscheinlich der gleiche Wagen und wahrscheinlich auch der gleiche Täter. Ich will, dass wir dieses Schwein kriegen. Das lass ich mir in meinem Distrikt nicht länger bieten.«
    » Im letzten Jahr gab es zweitausend Mordfälle in unserer Stadt«, antwortete Falcáo. » Warum liegt dir so viel an der Sache?«
    Zagallo verzog das Gesicht. » Weil er uns provoziert. Er führt uns an der Nase herum und hält uns für blöd. Aber ich werde ihm zeigen, wer am Ende der Dumme ist.«
    Die Mordserie hatte vor knapp sechs Wochen begonnen. Die erste Leiche war im Süden der Stadt Cuiabá auf einer wilden Müllkippe gefunden worden. Verkohlt bis zur Unkenntlichkeit. Es gab keine verwertbaren Spuren. Der Täter verwendete Benzin und Chemikalien, um auch eine ausreichende Hitze zu erreichen, damit
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