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Mut Proben

Mut Proben

Titel: Mut Proben
Autoren: Carsten Jasner
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Leithammel übertragen.
    Die Jugendlichen lernen jetzt, sich selbstständig zu informieren, Entscheidungen anderer zu hinterfragen, auf ihre innere Stimme zu hören. Nicht nur im Schnee. Risflecting findet auch im Tal statt. In einem Kurs zum Beispiel bereiten sich Teilnehmer gemeinsam auf einen Disco-Abend vor, trinken Alkohol so viel sie wollen und sprechen anschließend darüber, wie es war. Daraus entwickelt sich ein Flirt-Kurs, weil sich herausstellt, dass manche Jungs – in den Bergen waghalsige Freerider – sich im Tal volllaufen lassen, da sie sich nüchtern nicht trauen, Mädchen anzusprechen.
    Rausch und Risiko gehören für Gerald Koller, einem der Erfinder von Risflecting, untrennbar zusammen – schließlich lösen sie die gleichen Prozesse im Gehirn aus. Junge Menschen sollten sich »das Berauschende am Risiko und das Riskante am Rausch« klarmachen, sagt Koller. 164 Um der Falle zu entgehen, in die viele Erwachsene getappt sind, die sich – wie jeder Mensch – auf die eine oder andere Weise Rauschzustände verschaffen, allerdings unreflektiert und unkontrolliert, weil die Gesellschaft Rausch und Risiko tabuisiert.
    Wer indes lernt, seinen Körper wahrzunehmen und Gefahren von außen einzuschätzen, beginnt, den Ausflug ins Ungewisse zu genießen. Er sucht Risiken, in denen er sich wohlfühlt – als wähle er ein Hemd, das ihm gut steht.
    Das Paarungsverhalten der Rädertierchen
    Risflecting würde jedem Menschen guttun. Die Idee ist europaweit vorbildlich, weil sie erstmals anerkennt, dass es einen Risikotrieb gibt. Sie stützt sich auf neue Erkenntnisse der Hirnforschung über Rauschzustände und kombiniert sie mit persönlichen Erfahrungen der Teamleiter, viele von ihnen erstklassige Bergsteiger und Skifahrer, die wissen, wie sich tiefe Freude und wie sich lebensbedrohliche Situationen anfühlen.
    Die Idee lässt sich auf alle Lebenssituationen übertragen. Leider gibt es kaum Kurse in diese Richtung. Aber man kann versuchen, sich auf eigene Faust einem Risikoideal zu nähern. Dabei hilft, seinen derzeitigen Standpunkt zu bestimmen: Wie ablehnend oder freudig stehen wir verschiedenen Risiken gegenüber? Welcher Risikotyp sind Sie?
    Reisen Sie zum Beispiel am liebsten gar nicht, mit Trekkingrucksack oder stets mit gepflegtem Lederkoffer? Trinken Sie selten und mit schlechtem Gewissen, mit Genuss oder sind Sie am Wochenende immer total zu? Verkriechen Sie sich gern mit einem spannenden Kriminalroman unter der Bettdecke oder begehen sie selbst das eine oder andere Verbrechen?
    Die Risflecting-Leute haben einen Psycho-Test entwickelt, den ich auf verschiedene Lebenssituationen ausgeweitet habe. Sie finden ihn auf www.mutproben.com . Nach einem interaktiven Frage-Antwort-Spiel erfahren Sie, welcher Typ Sie derzeit sind, mit welchen Strategien sie momentan Risiken begegnen. Ihre Strategien können sich ändern, je nachdem, wie sehr Sie sich die Beurteilung zu Herzen nehmen.
    So vermeiden manche Menschen Risiken nicht aus eigenem Wunsch, sondern aus Angst oder weil es ihnen so vorgelebt wird. Andere lassen keinen Adrenalin-Kick aus, Hasardeure schließlich handeln selbstzerstörerisch. Die Grenzen zwischen diesen Risikotypen sind fließend, kein Mensch passt in nur eine Schublade. Da ist der Börsenzocker, der sich rechtsschutzversichert, oder das Mauerblümchen, das Fallschirm springt.
    Auch ist keine Kategorie richtig oder falsch, gut oder böse, einzig die selbstzerstörerische Variante ist wenig empfehlenswert. Klar ist allerdings: Wagemutige Menschen sind glücklicher.
    Den Weg zum Glück weisen uns die Rädertierchen. Das sind putzige, bis zu drei Millimeter winzige Wesen, die an Gummibärchen erinnern. Sie sind ähnlich durchsichtig und flexibel, weshalb sie sich über Jahrmillionen überall auf der Welt verbreitet haben. Man findet sie in der Antarktis, im südamerikanischen Dschungel und in Berliner Pfützen. In ruhigen Zeiten frisst sich das Rädertierchen einsam und genügsam durch sein einwöchiges Leben und produziert perfekte Klone.
    Wird es aber turbulent, reduziert vielleicht ein Chemieunfall oder Vulkanausbruch das Algenangebot, und auch die Bakterien sind kaum noch zu genießen, ändert es radikal seine Einstellung zum Leben: Es macht sich auf die Suche nach einem Partner. Wie jeder Mensch weiß, kostet das Zeit und Energie, hält vom Fressen ab, kann ergebnislos bleiben oder schiefgehen, weil man mit dem anderen nicht zurechtkommt; man kann sich Krankheiten einfangen und unachtsam
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