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Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben
Autoren: Robert Silverberg
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Achseln. Smee war fast verzweifelt in seinem Bitten geworden. Und zudem war er selbst jetzt hellwach.
    „Schön, ich bleibe hier“, gab er seine Zustimmung.
    Er lehnte sich zurück und nahm einen Schluck Khall. Er konnte jetzt besser verstehen, warum Davis diesem Getränk verfallen war. Der Geschmack trog einen, und es konnte leicht zu einer Sucht werden, Khall zu trinken. Höchstwahrscheinlich besaß es auch leicht narkotische Eigenschaften. Alles in allem, dachte Gardner, war es ein Drink, dem man besser mit Vorsicht begegnete und nur trank, wenn man mit jemandem trinken mußte.
    Nach ein paar Minuten räumten drei kräftige Lurioni die Tische, die in der vorderen Hälfte der Bar standen, zur Seite. Auf einen Knopfdruck hin verdunkelten sich die Fenster zur Straße.
    „Es fängt an“, murmelte Smee. „Stellen Sie sich auf etwas Scheußliches ein!“
    Gardner wartete in unerträglicher Spannung. Rechts von ihm ging in der Wand ein Spalt auf. Die ganze Bar lag in gelähmtem Schweigen.
    Ein blauer Lichtschein kroch aus der Spalte, bis er die gegenüberliegende Wand erreicht hatte, und begann dort wilde Kreise zu ziehen, bis er in einem scharf abgegrenzten Punkt zur Ruhe kam. Ein Strahl leuchtenden Gelbs folgte und mischte sich mit dem Blau. Die Farben rangen miteinander und waren dann auf einen Schlag fort.
    In diesem Moment kamen zwei Lurioni aus der Spalte.
    Sie traten bis in die Mitte des freigemachten Platzes, in Licht gebadet, ohne jede Bewegung verharrend und nahmen die Ovationen entgegen, die ihnen von den Lurioni in Form von Fußstampfen entgegengebracht wurde. Gardner stellte fest, daß sogar Smee mit den Füßen trampelte.
    Die beiden Gestalten waren ein Mann und eine Frau. Sie waren beide nur leicht bekleidet. In dem grellen roten Licht erschienen ihre Körper noch dünner, die Glieder wirkten gespenstisch durch ihre Knotenhaftigkeit. Sie waren selbst für ihre Rasse außergewöhnlich groß: der Mann bestimmt zwei Meter dreißig, schätzte Gardner, die Frau mindestens zwei Meter zehn.
    Jetzt setzte eine getragene Musik ein, die von der Decke her zu kommen schien. Das Paar begann zu tanzen. Die Bewegungen waren steif, genau abgemessen und krampfhaft. Gardner zuckte beim Einsatz der Musik etwas zusammen, und er konnte sie auch jetzt kaum ertragen, aber er fühlte zur gleichen Zeit eine seltsame Erregung, während er die quälenden Dissonanzen über sich ergehen ließ.
    Die Musik wurde schneller und mit ihr die Bewegungen der Tänzer. Die Instrumente hinter der Bühne schlugen einen schmetternden Akkord an, der so harmonisch war, daß er in dieser Symphonie der Dissonanzen höchst deplaziert erschien, und die Tänzerin schwang sich in einer gezierten Pirouette.
    Sie drehte sich mit den Armen in die Seite gestemmt, eines ihrer langen Beine hochgezogen, so daß es mit dem Fuß das andere Knie berührte, und zerstörte dann ihre Pose, indem sie mit den Händen an den Gürtel griff. Ein Wirbeln langer Arme, ein Messer blitzte im Scheinwerferlicht auf, und eine rote Linie zeichnete sich auf der Brust des Tänzers ab.
    Gardner zog scharf seinen Atem ein. „Was für eine unheilige Art von Tanz ist dies?“
    Smee setzte sich mit verschränkten Armen in seinem Sessel zurecht. „Die Unterhaltung auf diesem Planeten ist morbide“, sagte er. „Wenn wir ,Glück’ haben, kann sich die Direktion heute abend einen Toten leisten. Das ist schon wochenlang nicht mehr vorgekommen.“ Smee setzte das Glas an den Mund und lächelte.
    Gardner erschauerte. Es kam ihm vor, als fände Smee Gefal len an der Show und habe nur darauf bestanden, daß Gardner sie auch sähe, um die Gesellschaft eines Angehörigen seiner eige nen Rasse dabei zu haben, damit er es noch mehr genießen könne.
    Der Tanz ging unaufhaltsam weiter. Die unsichtbaren Musiker hörten nicht mit ihrer gnadenlosen, unmelodischen, folternden Musik auf, und die Tänzer hielten mit dem Tempo Schritt. Ihre Bewegungen waren jetzt frenetisch. Die dunklen Körper glitzerten vor Schweiß.
    Die Tanzenden drängten sich dicht aneinander, ließen sich los und vereinigten sich wieder. Jedes Mal, wenn sie sich berührt hatten, war ein neuer Schnitt auf ihren Körpern zu sehen. Ihre Gesichter blieben maskenhaft und zeigten nicht die geringste Empfindung. Gardner wunderte sich, ob die Tanzenden die Wunden überhaupt spürten.
    „Empfinden sie denn keine Schmerzen?“ fragte er.
    „Aber natürlich nicht“, antwortete Smee ihm. „Das würde den Tanz ruinieren. Die Tänzer
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