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Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben
Autoren: Robert Silverberg
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doch, ja! Hier ist Weiß“, sagte Gardner hastig, im letzten Augenblick erkennend, daß seine Farbe auf dem Indikator gemeint war. „Mit wem spreche ich, bitte?“
    „Ich bin ein Freund von Ihnen von der Erde, Mr. Weiß. Vielleicht erinnern Sie sich nicht mehr an mich, aber ich würde mich sehr freuen, Sie wiederzusehen. Wenn das möglich wäre, würden Sie feststellen, daß ich ,rotes’ Blut in den Adern habe.“
    Er betonte das Wort ,rot’. Rot war Smees Farbe auf dem Indikator. Das war das Kennwort.
    „Ja, das ist eine gute Idee“, antwortete Gardner, der jetzt hellwach war. „Aber finden Sie nicht, daß es heute abend schon ziemlich spät ist? Natürlich stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung.“
    „Mir würde es heute abend an sich am besten passen“, sagte Smee am anderen Ende. „Es ist so lange her, seit ich die Stimme eines Landsmannes gehört habe, daß es mir schwerfallen würde zu warten. Würde es Ihnen sehr viel ausmachen?“
    „Nein, ich glaube nicht. Ich kann mich morgen schließlich genauso ausruhen. Wo wollen wir uns treffen?“
    „Ich kenne eine Bar, in die ich sehr gerne gehe. Sie befindet sich in der Lichtstraße Nummer eintausendsechs. Jeder Taxifah rer weiß den Weg. Es ist im nördlichen Teil der Stadt. Ist es Ihnen recht, wenn wir uns dort in, sagen wir, einer Stunde tref fen?“
    „Gut“, sagte Gardner. „Ich werde dort sein.“
    Gardner hängte ein. Er hatte nicht versucht, irgendein Erkennungszeichen mit Smee auszumachen. Es war besser, am Telefon so wenig wie möglich zu reden.
    Er ging zurück in sein Zimmer. Bevor er die Tür aufmachte, prüfte er das Siegel, Er war sicher, daß man versucht hatte, es in seiner Abwesenheit zu öffnen. Höchstwahrscheinlich hatte sich der Boy heraufgeschlichen, der ihn zum Telefon begleitet hatte.
    Aber das Siegel wies keine Zeichen von Gewalttätigkeit auf. Es war nur betastet worden. Gardner brauchte sich keine Sorgen zu machen, es war absolut unmöglich, das riesige Molekül von der Stelle zu bewegen; der einzige Schlüssel dazu war Gardners Atem. Daumenabdrücke konnte man imitieren, aber es würde einige Schwierigkeiten dabei geben, den Atem eines Mannes nachzumachen. Und er zweifelte daran, daß irgend jemand so unbedingt in sein Zimmer wolle, daß er vorher die Wand einreißen würde.
    Gardner atmete aus, und das Stück des Siegels, das das Eindringen verhinderte, zog sich zusammen zu einer Kugel, die nicht größer war als seine Faust, Dann drückte er mit dem Daumen auf den üblichen Türplattenverschluß unter dem Siegel und öffnete die Tür.
    Das Zimmer war so, wie er es verlassen hatte. Gardner nahm ein paar Geldscheine aus seiner Brieftasche und legte das restliche Geld zu den Steinen. Dann nahm er eine Tablette gegen Müdigkeit und machte sich auf den Weg.
    „Wo kann ich ein Taxi bekommen?“ fragte er in der Halle.
    „Ich werde Ihnen eins rufen müssen“, sagte der Portier.
    Gardner wartete. Nach langer Zeit erschien endlich ein ganz altes, schrottreifes Modell, aber ihm blieb nichts anderes übrig als einzusteigen. Müde gab er dem Portier sein Trinkgeld.
    „Eintausendundsechs auf der Lichtstraße“, gab er dem Fahrer Anweisung.
    „Das macht zehn Segmente extra, weil wir in den nördlichen Stadtteil müssen, Ser Erdmann!“
    „Schön“, murmelte Gardner und stieg verärgert auf den Hintersitz. Diese Lurioni konnten einen zum Wahnsinn treiben mit ihren endlosen Aufforderungen, Trinkgelder und Sonderkosten aller Art zu zahlen.
    Die Fahrt war holprig und sehr unbequem. Wenn man aus dem Fenster schaute, sah man schmutzige Elendsviertel. Dann kam eine vornehmere Wohngegend, und endlich fuhren sie auf einer gebogenen Brücke über einen trüben kleinen Fluß.
    Auf der nördlichen Seite dieses Flusses erhellte sich das Bild zusehends. Als das Taxi hielt, war Gardner geblendet von einem Strahlen, das so weit ging, wie er sehen konnte. Ein langer Boulevard erstreckte sich vor seinen Augen, flimmernd von dem Licht unzähliger Lampen und Reklamen. Der Name, Straße des Lichts, war mit Recht gewählt worden.
    Gardner stieg aus und fand sich vor den bunten Glasfenstern einer Bar. Er ging hinein und blieb eine Weile in dem kleinen Vorraum stehen, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Er rief sich das Bild Smees ins Gedächtnis und suchte unter den Gästen nach jemand, der der Vorstellung eines kleinen, schon kahl werdenden Mannes mit harten Gesichtszügen entsprach.
    Bei seinem zweiten Rundblick entdeckte er ihn. Das
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