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Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben
Autoren: Robert Silverberg
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Handgelenk: das rote und das weiße Feld waren erleuchtet. In der nächsten Woche würde Weegan eintreffen, in der Woche darauf Leopold, und dann drei Wochen später Archer. Damit wäre das Team vollständig. Und in dieser Sekunde war das Schicksal Lurions besiegelt.
    Bis zu Archers Ankunft gab es nichts für ihn zu tun, als zu warten.
     
3. Kapitel
     
    Nach einem kurzen, erfrischenden Vibrobad zog sich Gardner einen frischen Anzug an, suchte sein Zimmer nach etwaigen Überwachungsgeräten ab und schickte sich zum Ausgehen an. Er schloß seine Tür vorsichtig ab und versiegelte sie. Das Siegel machte es jedem Fremden unmöglich, während Gardners Abwesenheit einzudringen und seine Sachen zu durchsuchen. Eine verständliche Vorsichtsmaßnahme für einen Juwelenhändler – noch verständlicher allerdings für einen Mann, der einen Schall-Generator mit sich führte. So unverfänglich auch der Apparat einem Laien erscheinen mochte, konnte es immerhin auf Lurion Leute geben, die seine todbringende Funktion erraten könnten.
    Gardner nahm den altmodischen Aufzug und fuhr in den zweiten Stock, wo, einem Zeichen nach, der Speiseraum des Hotels lag. Die Abendbrotzeit war schon überschritten, und das Restaurant war praktisch leer. Nur ein Lurioni, der für seine Rasse erstaunlich fett war, saß noch in einer Ecke und schaufelte gelbliche Nudeln in sich hinein. Zwei Kellner standen müde am Büfett.
    Einer von ihnen kam an Gardners Tisch und breitete eine unansehnliche, von Fettflecken übersäte Speisekarte vor ihm aus. Die Gerichte waren auf Lurionisch aufgeführt, ohne jeden Versuch der Übersetzung in eine andere Sprache.
    Gardner tippte aufs Geratewohl auf einen Namen und fragte: „Woraus besteht dieser Varr Kinash?“
    Der Kellner zuckte die Schultern: „Es schmeckt gut. Sie werden es mögen.“
    „Ja, aber woraus besteht es?“
    „Gemüse mit Fleisch.“
    Gardner ergab sich in sein Schicksal, da er wohl nicht mehr Auskunft bekommen würde, und bestellte das Gericht.
    Als das Essen endlich kam, stellte sich heraus, daß Varr Kinash eine Art Stew war: bläßliche Fleischstücke und Knorpel schwammen in einer dicklichen Brühe, auf deren Grund ein undefinierbares Gemüse lag. Das Ganze schmeckte dann weniger abstoßend, als es aussah, aber Gardner war trotzdem keineswegs entzückt über seine erste Begegnung mit der lurionischen Kochkunst. Nur, weil er so großen Hunger hatte, gelang es ihm, sich durch dreiviertel des Gerichtes zu kämpfen, aber er dachte grimmig, daß den Gourmets des Universums nichts verlorenginge, wenn dieser Planet vernichtet würde.
    Es war immer noch sehr früh am Abend, als Gardner bezahlt hatte, noch einige Stunden, bis es Mitternacht sein würde, aber Gardner war müde. Er hatte heute genug geleistet, und es war sicher das beste, wenn er sich jetzt Ruhe gönnte.
    Er kehrte auf sein Zimmer zurück, zog sich aus, drehte das Licht ab und legte sich ins Bett. Doch bevor er noch richtig die Augen geschlossen hatte, wurde er durch mehrmaliges Klopfen an seiner Tür aufgestört.
    „Ja?“
    „Ein Anruf für Sie, Ser Gardner. Kommen Sie bitte zum Zentraltelefon in der Halle!“ sagte eine hohe Lurioni-Stimme.
    „Danke!“ antwortete Gardner schwach. Spannung bemächtigte sich seiner. Es gab nur einen einzigen Menschen auf dem Lurion, der ihn zu dieser Zeit anrufen konnte.
    Bis er aus dem Bett gestiegen und angezogen war, verstrichen mehrere Minuten. Als er endlich auf den Gang heraustrat, sah er den grinsenden Lurioni-Pagen gegenüber von seiner Tür stehen. Er hatte die Arme zu einem unglaublichen Knoten verschlungen und schien offensichtlich noch auf sein Trinkgeld zu warten.
    ,Lästiger Teufel’, dachte Gardner und gab dem Jungen eine Münze.
    Der nahm das Trinkgeld gierig und trat zur Seite, während Gardner seine Tür verschloß und versiegelte. Der Junge schaute neugierig dabei zu.
    „Können Sie mir zeigen, wo das Telefon ist?“
    „Vielleicht.“
    Gardner fluchte leise und gab dem Jungen noch eine Münze.
    „Hierher“, sagte der Page.
    Gardner wurde zu einer winzigen Zelle in der Hotelhalle geführt. Der Page schlug einen mottenzerfressenen Vorhang zurück, verbeugte sich spöttisch und verschwand.
    Der Apparat war einer der öffentlichen Fernsprecher, die auf der Erde schon seit mehr als fünfzig Jahren nicht mehr benutzt wurden. Er hatte noch nicht einmal einen Teleschirm. Gardner drückte auf den Knopf und sagte: „Hallo?“
    „Spreche ich mit Mr. ,Weiß’?“
    „Nein –
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