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Music from Big Pink: Roman (German Edition)

Music from Big Pink: Roman (German Edition)

Titel: Music from Big Pink: Roman (German Edition)
Autoren: John Niven
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Klavier herum, er spielte dieselbe Akkordfolge wieder und wieder. Gesprächsmittelpunkt dieser Nacht war ihr alter Drummer Levon. Seit er vor fast zwei Jahren während der Dylan-Tour ausgestiegen war, hatten sie ihn nicht mehr gesehen. Und nun dachten sie darüber nach, ihn zurück in die Band zu holen, damit er ihnen bei den neuen Songs half. Sie hatten gehört, er würde im Golf von Mexiko auf einer Bohrinsel arbeiten.
    »Das kapier ich nicht«, sagte ich. »Der Typ steigt mitten während einer verdammten Welttournee aus, um als Monteur zu jobben?«
    »O ja, Lee hat Eier!«, kicherte Richard. »Um ehrlich zu sein, ich glaube, dass er nicht sonderlich auf Bobs Musik stand.« Was ich nicht nachvollziehen konnte.
    »Und ich bin mir ziemlich sicher«, fuhr Richard fort, »dass Levon auch Albert nicht sonderlich mochte.« Das fand ich wiederum völlig nachvollziehbar. Albert Grossman, Dylans Manager, war ein Furcht einflößendes, gefühlskaltes Arschloch.
    »Ihr werdet also bei Warner unterschreiben?«
    Richard schüttelte den Kopf. »Vermutlich eher bei Capitol.«
    »Wie kommt’s?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Albert hat sich wohl mit ein paar Leuten getroffen. Hat er Robbie zumindest am Telefon gesagt. Scheiße, was interessiert’s mich? Hauptsache, wir kriegen unseren Scheck.«
    »Was glaubst du, wie viel für euch rausspringt?«
    »Keine Ahnung, Greg. Vielleicht ein paar Hundert?«
    »Wow!«
    Wir sahen uns an, und er brach in Gelächter aus. Es war einfach zu verrückt. Wir lachten eine Weile, dann blickte er über die Felder, zeigte auf etwas und sagte: »Hey, sieh dir das an.« Ich folgte seinem zitternden Finger. In der Ferne schob sich die aufgehende Sonne über den Overlook Mountain. »O Mann, ist das schön«, sagte Richard.
    Den Blick in den Sonnenaufgang gerichtet, hob er die Flasche an die Lippen. Ich sah zu, wie er einen tiefen Schluck nahm: Die Morgensonne glitzerte auf dem smaragdgrünen Glas, während in den Pinien um uns herum die Vögel zwitscherten.
    »O Mann«, sagte er, als er mir den Whiskey reichte, »meint es das Leben nicht gut mit uns?«

drei
    »We spent our whole lives at sea …«
    Dylans Ankunft in der Stadt hatte Woodstock in den coolsten Ort des Universums verwandelt. Aber auf eine eher entspannte Art – das Festival war noch lange hin, und damit auch dieser ganze alberne Zirkus, der mit den Hippies kam.
    Einmal war ich oben bei ihm im Haus gewesen, irgendwann im letzten Herbst, und dieser Begebenheit habe ich letztlich zu verdanken, dass ich die Jungs kennenlernte, die sich The Hawks nannten. Tommy, Alex und ich waren eines Samstagabends im Deanie’s einen heben, als dieses Mädchen namens Chrissie, die wir zwar kannten, aber nicht mochten (sie war wunderschön – Stupsnase, strohblondes Haar, Disney-Sommersprossen, süße kleine Titten –, aber total promigeil) in die Bar kam und uns fragte, ob wir ihr Heroin besorgen könnten. Ich hatte noch etwas zu Hause, das ich eigentlich nicht verkaufen wollte, aber ich fragte sie trotzdem, für wen sie es bräuchte.
    »Für diesen Filmheini«, sagte sie und fügte dann mit einem albernen, affektierten Flüstern hinzu, »er wohnt oben in Byrdcliff. In Bob Dylans Haus.«
    Zwanzig Minuten später bogen wir von der Camelot Road in Dylans Zufahrt ein. Auf einem Schild am Eingangstor stand:
    BETRETEN NUR NACH TELEFONISCHER ANMELDUNG
    »Kacke, vielleicht hätten wir vorher anrufen sollen.«
    »Das geht schon in Ordnung«, sagte sie beiläufig. »Bob ist nicht zu Hause. Hatte ich das nicht erwähnt? Er verbringt das Wochenende mit Sarah unten in der Stadt.« Ich sah sie an und dachte: Du dämliche Kuh. Aber ich sagte nichts. Scheiß drauf. Immerhin bekamen wir die Bude so mal zu sehen.
    Wir parkten vor dem Haus, einem weitläufigen, schlossähnlichen Anwesen aus Zedernholz, Stein und Mahagoni-Schindeln, erbaut am Hang des Mead’s Mountain. »Jahrhundertwende«, machte Chrissie einen auf Reiseleiterin. Ich folgte ihr zu einem kleinen Nebengebäude, das wie eine Garage aussah. Von drinnen ertönte Motown-Musik.
    Chrissie stieß die Tür auf. Die Garage war zu einem Billardzimmer umgebaut worden, in dem ein riesiger, nervöser Typ Mitte dreißig und ein jüngeres Pärchen ein paar Kugeln einlochten. Der Riese schlurfte herüber und streckte mir eine gewaltige Hand entgegen. »Hi. Ich bin Howard«, übertönte er die Musik. Das Pärchen – eine umwerfende, dunkelhaarige, exotische Schönheit und ein hochgewachsener, cool aussehender Typ mit
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