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Music from Big Pink: Roman (German Edition)

Music from Big Pink: Roman (German Edition)

Titel: Music from Big Pink: Roman (German Edition)
Autoren: John Niven
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Downtown aus dem Bus, träumten vom Broadway und davon, Merv Griffin kennenzulernen, bis die zweihundert Dollar verprasst waren, die sie in ihrem Kuhkaff mit Kellnerjobs zusammengespart hatten. Dann trafen sie jemanden wie Manny. Innerhalb weniger Monate schossen sie Speed und Heroin und nickten zum Surren einer 16mm-Kamera mit dem Köpfchen im Scheinwerferlicht, während ihnen sechs oder sieben Schwänze ins Gesicht spritzten. Ich hab gehört, dass zwei oder drei von Mannys Mädchen später tatsächlich eigene Fernsehshows bekamen, aber die meisten von ihnen wurden bloß immer dürrer und kaputter, bis sie sich schließlich mit vierzig ohne Zähne unten im Meatpacking District wiederfanden, wo sie Dockarbeitern und Taxifahrern für fünf Dollar einen bliesen.
    Sechs Monate lang fand ich das alles ganz cool. Nach einer Weile hatte ich aber selbst ein paar Kontakte geknüpft und allmählich genug davon, hier mal zehn, dort mal zwanzig Dollar zu kassieren, während Manny die dicke Knete machte. Immerhin war ich derjenige, der mit zehn Jahren Knast im Nacken quer durch die Stadt gondelte. Also zog ich – ganz wie es das Klischee verlangt – mein eigenes Geschäft auf. Dann tauchte eines Nachts Manny in meiner Bude auf, mit einem Mexikaner, der kaum durch den Türrahmen passte. Sie prügelten mich ein bisschen durch die Gegend, bis Manny mir schließlich eröffnete, dass sein Freund mich, sollte ich jemals wieder versuchen, meinen Scheiß an seine Kunden zu verkaufen, erst nach allen Regeln der Kunst in den Arsch ficken und dann »meine haarigen Eier an den Tisch nageln« würde.
    Nun gut, dumm gelaufen. Für ein paar Monate gammelte ich auf Kosten meiner Eltern herum, bis sie über den Freund eines Freundes herausfanden, dass ich den Campus der NYU schon seit fast einem Jahr nicht mehr aus der Nähe gesehen hatte, und mir den Geldhahn zudrehten. Ich steckte also in der Klemme. Ich besaß kein Geld. Ich hatte zwar Leute, von denen ich Drogen kriegen konnte, aber niemanden, dem ich sie verkaufen konnte. Und da rief mich Alex aus Woodstock an.
    Er sagte, die Miete sei niedrig, auf der Tinker Street wimmele es von aufgeschlossenen, sommerlich bekleideten Mädchen, und es gebe genug Leute in der Stadt, die gerne was kaufen würden.
    Gras war einfach zu kriegen, und Alex hatte einen guten Draht zu einem Apotheker im nahe gelegenen Kingston, der uns verschiedene Diätpillen besorgen konnte. Für die schwereren Geschütze fuhr ich einmal im Monat nach New York, inzwischen sogar eher zweimal im Monat, um mich mit Fifth Floor Dave oder drüben an der 10 th Avenue mit ein paar schwarzen Jungs zu treffen, die ich kannte.
    Und wisst ihr, was? Scheiß drauf, dachte ich. Scheiß auf Manny und seinen tacofressenden Vergewaltiger. Scheiß auf meine Eltern. Scheiß auf New York City. Meine Bude – dieser fünfzehn Quadratmeter große Backofen – in einer Seitenstraße der Canal Street kostete dreihundert Dollar im Monat. Hier oben bezahlten wir beide zusammen hundertzwanzig Dollar für ein Haus mit drei Zimmern. Das Wohnzimmer hatte vier Meter hohe Decken mit Zedernholzbalken und einen großen Kamin aus blauem Catskill-Stein. In der Küche stand eine alte Anrichte aus Pinienholz. Nach hinten raus hatten wir sogar etwas Land und eine Veranda mit cool-kitschigen Adirondack-Möbeln. Mann, es war ein Paradies, nur zwei Stunden nördlich der Stadt.
    Ich hatte den Wagen in der Auffahrt geparkt, den ganzen Stoff unterm Bett verstaut, und machte mir gerade eine kalte Flasche Heineken auf, als das Telefon klingelte. Mit dem Handballen blieb ich am Kronkorken hängen und riss mir ein Stück Haut ab. Müde und genervt nahm ich den Hörer von der Gabel. »Was?«
    »Greggy?« Das Krächzen war unverwechselbar.
    »Hi, Rick.«
    Rick war einer der wenigen, die wussten, was ich unten in Manhattan getrieben hatte. Vermutlich probierte er schon seit Stunden, mich anzurufen. »Hi, Mann. Alles in Ordnung bei dir? Hab versucht, dich zu erreichen.«
    »Ja ja, alles okay. Hab mich bloß an der Hand geschnitten.«
    »Scheiße. Immer schön vorsichtig. Also, sind wir, ähm, gut drauf? «
    »Ja, wir sind gut drauf.«
    »Dann komm doch rüber.«
    »Ähm, ist schon spät. Bin grad reingekommen. Vielleicht können wir ja …«
    »Ach komm, scheiß drauf. Bring deine Gitarre mit. Sind nur ich, Richard und ein paar Mädels.«
    Ich überlegte einen Augenblick. Ich musste ohnehin noch was bei Bill Lubinsky vorbeibringen. Der alte Bill war ein prima Kerl, so ein
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