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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
Autoren: Amy Cameron
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durchfuhr es sie eiskalt. Doch kaum, dass sie um die Ecke gebogen waren und sich den Blicken der neugierigen Hochländer entzogen hatten, entspannte sie sich. Was war schon dabei, wenn sie sich von einem Mann auf dem Heimweg durch die Nacht begleiten ließ?
    »Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet«, bemerkte der Baronet mit ernster Stimme.
    Lili zuckte zusammen. Es war ihr unangenehm, womöglich schon wieder für Isobels Auftritt gelobt zu werden.
    »Es ist meine Aufgabe, mich um die Mädchen zu kümmern«, erwiderte sie schroffer als beabsichtigt.
    Sir Niall Munroy blieb unvermittelt stehen und blickte Lili tief in die Augen. »Ich habe mir große Sorgen um meine Tochter gemacht, weil sie so in sich gekehrt und abweisend war, doch heute habe ich sie als völlig verändertes Kind erlebt. So fröhlich war sie selten. Und nun erzählen Sie mir nur nicht, dass Sie daran gänzlich unschuldig sind.«
    Lili ließ seinen Arm los und trat einen Schritt zurück.
    »Mademoiselle Larange und ich haben einfach nur erkannt, was für ein Talent in Ihrer Tochter schlummert. Und nicht ich habe es zuerst bemerkt, sondern meine Kollegin, die Bella im Tanzen unterrichtet.«
    Ein Lächeln erhellte sein Gesicht. »Keine Sorge, ich habe der Mademoiselle meinen Dank ebenfalls ausgesprochen. Aber allein wie Sie meine Tochter nennen … Bella, so hat meine Frau sie immer gerufen.«
    »Isobel hat mich darum gebeten«, erwiderte Lili mit einer Heftigkeit, die sie selbst erschreckte. Sie fügte hastig hinzu: »Wir sollten den Weg schneller fortsetzen. Ich sagte Ihnen ja bereits, dass ich nicht in der Nachbarschaft des Internats wohne.«
    »Aber natürlich«, erwiderte Sir Niall höflich und reichte ihr erneut den Arm. Lili hakte sich zögernd ein. Sosehr sie seine Nähe genoss, plötzlich erschien ihr das alles viel zu persönlich. Es liegt an seinem Blick, dachte sie erschrocken. Er sieht mich nicht wie die Lehrerin seiner Tochter an. Ich erkenne da eine Sehnsucht, aber die kann unmöglich mir gelten.
    »Sie müssten einmal ihre Briefe lesen, wie sie von Ihnen spricht. Miss Campbell sagt dieses, Miss Campbell meint jenes …«
    Lili stellte erleichtert fest, dass sie bereits den Moray Place erreicht hatten. Sie fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut. Keine Frage, dass sie den Mann aus dem Hochland faszinierend fand, aber Ian Mackay hatte mit seinen vernichtenden Worten vorhin leider die Wahrheit gesprochen. Isobels Vater war ein reicher Baronet aus den Highlands und sie die Tochter einer Köchin.
    »Ich mag Isobel, und sie tat mir schrecklich leid. Nicht ein einziges Mal in den zwei Jahren, seit Ihre Tochter bei uns ist, haben Sie der Schule einen Besuch abgestattet. Können Sie sich nicht vorstellen, wie sehr das Mädchen seinen Vater braucht, wenn es schon keine Mutter mehr hat …« Lili unterbrach sich hastig. Sie hatte schon, während sie sprach, gemerkt, dass es ihr nicht zustand, den Vater einer Schülerin in diesem anklagenden Ton zurechtzuweisen.
    »Entschuldigen Sie bitte! Das war nicht fair. Ich bin selbst auch nur mit einem Elternteil, mit meiner Mutter, aufgewachsen, die, weil sie mir den Beruf meiner Träume ermöglichen wollte, unentwegt geschuftet hat und eben nie zu Schulaufführungen kommen konnte.«
    Ehe Lili sichs versah, hatte Isobels Vater sie in den Arm genommen. »Sie müssen sich nicht entschuldigen«, sagte er mit heiserer Stimme. »Ob Sie meine Tochter in Ihr Herz geschlossen haben, weil ihr Schicksal Sie an Ihr eigenes erinnert oder aus anderen Gründen, das ist mir gleichgültig. Für mich zählt nur, dass Sie ein Herz für meine Tochter haben und dass auch Sie ihr viel bedeuten.«
    Lili blickte ihn aus ihren großen dunklen Augen irritiert an.
    »Und ich kann meine Tochter sehr gut verstehen, denn Sie sind eine besondere junge Frau«, fügte er hinzu, ohne den Blick von ihr zu lassen.
    Lili wurde trotz der winterlichen Kälte heiß. »Wollen wir weitergehen? Ich friere«, raunte sie wahrheitswidrig und mit belegter Stimme.
    Wieder reichte ihr Isobels Vater seinen Arm, doch dieses Mal hakte sich Lili nicht bei ihm unter. Schweigend gingen sie nebeneinander her, bis sie die High Street erreichten, durch die laut grölende Männerhorden zogen.
    Mit einem Seitenblick stellte Lili fest, dass sie nun an der Bell’s Wynd angekommen waren, doch sie ging daran vorbei, als würde sie diese Gasse nicht kennen. Es ging ihn nichts an, in welcher ärmlichen Gegend sie lebte. Stattdessen bog sie auf die South Bridge ein
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