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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
Autoren: Amy Cameron
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»Das hat doch nichts mit Sir Niall zu tun, wenn ich danebengreife«, schwindelte sie mit empörter Stimme.
    »Isch verstehe, d’accord, Mais eines müssen Sie misch erklären. Warum aben Sie nie Ballet gemacht? Sie sind gut.«
    Lili hob die Schultern. »Meine Mutter hatte nicht das Geld für den Unterricht, und mit fünfundzwanzig dreht man keine großen Pirouetten mehr«, erwiderte sie rasch.
    »Aber mit fünfunswansisch ist man in die rischtige Alter zu eiraten, um nischt zu sagen, jetzt oder nie. Isch meine, Sie sehen aus wie keine zwansisch, aber andere in Ihre Alter aben eine Schar von Kindern. Vite, vite, kann isch nur sagen, sonst werden Sie eine alte Moiselle wie isch. Und nie ein Madame«, plapperte Mademoiselle Larange darauflos.
    Lili aber zog es vor, diesen sogenannten Wink mit dem Zaunpfahl zu überhören und den Saal eilig zu verlassen. Sie hatte nämlich das ungute Gefühl, dass sie zum wiederholten Mal an diesem Vormittag rot geworden war. Aber ein Körnchen Wahrheit enthielten die Worte der Französin. Das konnte sie nicht leugnen. Sie wusste genau, dass sie nicht mehr endlos warten durfte, wenn sie einmal heiraten und Kinder haben wollte. Eigentlich machte ihr der Beruf große Freude und erfüllte sie voll und ganz. Gut, wenn der richtige Mann kommen würde, dann würde sie ihn vielleicht sogar aufgeben, doch dem war sie bislang noch nicht annähernd begegnet. Und sie konnte ihr Herz wohl kaum an einen unerreichbaren Baronet aus den Highlands hängen.

2
    Edinburgh, 29. November 1913
    Der Saal der St.-George’s-Mädchenschule war festlich geschmückt. Überall an den Wänden prangten die Wappen der Clans, und Girlanden mit Stoffdisteln hingen über den eingedeckten Tafeln, die strahlenförmig um die Bühne herum aufgestellt worden waren, damit jeder einen freien Blick auf das Geschehen dort oben hatte. Der Tisch am äußeren Rand war den Lehrern vorbehalten. Lili missfiel es außerordentlich, dass wieder einmal Ian Mackay den Platz neben ihr ergattert hatte, nur um sie vorwurfsvoll anzuschweigen.
    Lilis Finger wurden eiskalt, als sie von der Direktorin nach deren Ansprache an die Eltern als die »ungewöhnliche musikalische Begleitung« der Schülerin Isobel Munroy bei deren Gillie Callum angesagt wurde. Und das lag nicht nur an ihrem dünnen hellroten Abendkleid aus Seide und Chiffon, das ihre Mutter ihr selbst genäht hatte. Aus Stoffresten, die ihr die Herrschaft geschenkt hatte, doch das war dem Kleid nicht anzusehen. Lili war sich sehr wohl bewusst, dass sie eleganter als ihre Kolleginnen wirkte, die an demselben Tisch wie sie saßen. Bis auf Mademoiselle Larange, die stets durch ihre modischen Extravaganzen hervorstach. Zu einem schlichten, einfach geschnittenem Kleid trug sie riesige Ohrringe in Schlangenform sowie Armreifen, die sich vielfach um ihre schmalen Handgelenke wanden.
    Sie ist einfach eine Dame von Welt, dachte Lili bewundernd. Ob sie je so aufregt vor ihren Auftritten war, wie ich es gerade bin?, fragte sie sich, während Madame Larange ihr aufmunternd zunickte.
    Daraufhin erhob sich Lili von ihrem Platz und machte eine kurze Verbeugung, bevor sie auf die Bühne zuging. Das Publikum applaudierte. Hoffentlich stolpere ich nicht, schoss es ihr durch den Kopf, während sie die Stufen hinaufschritt.
    Mit einer grazilen Bewegung setzte sie sich ans Klavier und begann mit den ersten Takten.
    »Wo ist der Dudelsackspieler?«, schallte es aus dem Saal zu ihr herauf, aber nun konnte sie nichts mehr aus der Ruhe bringen. Dachte sie jedenfalls, bis sie einen flüchtigen Blick in das Publikum warf und in ein Paar tiefblauer Augen sah. Beinahe hätte sie die falsche Taste erwischt, sodass sie sich nun eisern auf ihre Hände konzentrierte.
    Lautes Klatschen ertönte, als Isobel aus dem hinteren Vorhang auf die Bühne trat und sich hinter den Schwertern aufstellte. Lilis Herz wollte vor lauter Stolz schier bersten beim Anblick ihrer Lieblingsschülerin, die einen karierten Rock trug, der, wie es sich gehörte, kürzer war als ein Kilt, welcher den Männern vorbehalten war. Mit feierlichem Ernst blickte das Mädchen ins Publikum.
    Lili betete, dass alles gut gehen möge, und atmete auf, als sich Isobel anmutig in Bewegung setzte und ihre Beine rasant über die Klingen des Schwertes fliegen ließ. Sie wagte sogar einen Sprung, den sie nicht geprobt hatten, den sie aber so gekonnt ausführte, dass das Publikum ihr Zwischenapplaus spendete.
    Jetzt kann nichts mehr schiefgehen, dachte Lili
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