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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
Autoren: Amy Cameron
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erleichtert und erhöhte das Tempo, dem Lili mühelos folgte. Immer schneller tanzten ihre flinken Füße wie bei einer Primaballerina innerhalb der vier Felder. Ihre ernsten Gesichtszüge hatten sich erhellt. Sie lächelte selig, was ihrer Aufführung noch einen besonderen Charme verlieh.
    Auch Lili huschte ein befreites Lächeln über die Lippen. Als Isobel den Tanz beendet hatte und mit tosendem Beifall belohnt wurde, wagte Lili erneut einen flüchtigen Blick ins Publikum. Abermals blieb er an dem Gesicht von Isobels Vater hängen, der ihr ein anerkennendes Lächeln schenkte. Sie erwiderte es verlegen. Dann stand sie auf und verbeugte sich gemeinsam mit ihrer Schülerin.
    »Die Kleine war gut, aber wo ist der Dudelsackspieler?«, brüllte es erneut aus dem Publikum. An der Stimme des Mannes war unschwer zu erkennen, dass dieser bereits angetrunken war.
    Lili versuchte den störenden Zwischenruf zu überhören und lächelte nun tapfer von der Bühne hinunter. Da aber trat Isobel einen Schritt vor und rief laut ins Publikum: »Ich habe mir das Klavier zur Begleitung gewünscht und fand es wunderbar!«
    Zur Bekräftigung ihrer Worte sprang ihr Vater von seinem Platz auf. »Wem es nicht gefällt, der soll gehen!«, donnerte er mit lauter Stimme.
    Dafür erntete er zustimmenden Beifall, und der Störenfried wurde daraufhin von seinen eigenen Leuten nach draußen geleitet.
    Noch einmal verbeugten sich Isobel und Lili, und aus dem Saal ertönte der Gillie Callum, gesungen von allen Gästen der Feier. Diesen Augenblick nutzte Lili, um die Bühne zu verlassen und an ihren Tisch zurückzukehren.
    »Da hast du dir aber einen feinen Verehrer angelacht, meine Liebe. Für die Tochter der Köchin zu fein!«, zischte ihr Ian ins Ohr, kaum dass sie sich gesetzt hatte. Lili wurde feuerrot. Offenbar hatte der eifersüchtige Kollege den Blickkontakt zwischen ihr und Isobels Vater beobachtet. Bislang war sie ruhig geblieben, weil sie ihm einen Korb hatte geben müssen und er ihr leidtat. Diese Rücksichtnahme aber hatte er in dieser Sekunde verspielt.
    »Wenn du noch einmal deine Nase in meine Angelegenheiten steckst oder dich ungefragt in meine Nähe setzt, erzähle ich Miss Macdonald, dass ich deinetwegen ausgezogen bin«, gab sie wütend zurück.
    »Du wirst noch sehen, was du davon hast«, drohte ihr der Mathematiklehrer und kehrte ihr den Rücken zu. Lili aber atmete ein paarmal tief durch. Ob er wohl recht hat und Isobels Vater tatsächlich an mir interessiert ist?, fragte sie sich noch, als das Essen kam. Es gab eine Vorsuppe, auf die sie sich mit Heißhunger stürzte. Sie war den ganzen Tag über noch nicht richtig zum Essen gekommen. Sie hoffte, dass sie davon satt werden würde, denn der Hauptgang war nicht nach ihrem Geschmack. Das durfte sie nur nicht laut sagen, weil sie außer sich selbst keinen einzigen Schotten kannte, der Haggis nicht als seine Lieblingsspeise betrachtet hätte. Die einzige Zubereitung des Nationalgerichts, die wirklich Gnade vor ihren Augen fand, war die ihrer Mutter, aber das, was in der Schule als Haggis auf den Tisch kam, zählte sie nicht zu ihren Lieblingsgerichten. Deshalb füllte sie davon so viel oder so wenig auf den Teller, dass es nicht weiter auffiel, und bediente sich dafür reichlich bei den Kartoffeln und den Rüben. Sie hatte eine Verbündete, was ihre Abneigung gegen Haggis betraf: Mademoiselle Larange, der man es allerdings nachsah, dass ihrem französischer Gaumen der mit Herz, Lunge, Leber, Zwiebeln und Nierenfett gefüllte Schafsmagen nicht unbedingt genehm war. Mit einem Blick auf Lilis Teller schenkte die Moiselle ihr ein wissendes Lächeln.
    Lili langte dafür beim Dessert noch einmal ordentlich zu. Sie liebte alle Arten von Pudding und konnte vor allem so viel davon essen, wie sie nur wollte. »Wie kannst du nur so schlank bleiben? Bei den Mengen, die du vertilgst?«, pflegte Lilis Mutter angesichts des gesegneten Appetits ihrer Tochter immer wieder zu fragen und war sich sicher, dass dies aus der väterlichen Linie kommen müsse. Davinia neigte nämlich zur Üppigkeit, was, wie Lili fand, sehr gut zu deren Beruf passte. Man sah ihr an, dass es ihr schmeckte. Väterliche Linie, dachte Lili, und ihr Gesicht verfinsterte sich. Über jene Familie wusste sie gar nichts. Kein Wunder, war ihr Vater doch schon vor ihrer Geburt gestorben. Nicht einmal gewusst hatte er von ihr, aber Davinia pflegte stets im Brustton der Überzeugung zu verkünden, dass er sie selbstverständlich
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