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MUH!

MUH!

Titel: MUH!
Autoren: David Safier
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beschien leuchtend hell die Erde. Alle Wesen jubilierten, dass man nun in der Nacht sehen konnte, alle bis auf die Fledermäuse.
    Um ihren Geschöpfen noch mehr Freude zu bereiten, schleuderte die Gotteskuh Tropfen ihres Pipis in den Himmel, und fortan funkelten neben dem Mond jetzt auch die schönsten Sterne.
    Naia sah erwartungsvoll zu ihren Geschöpfen, gewiss würden sie sich über die Sterne genauso freuen wie über den Mond. Doch ihre Geschöpfe starrten die Gotteskuh nur an. Schließlich räusperte sich ein Regenwurm: «Das mit dem Pipi war jetzt schon ein bisschen widerlich.» Und alle Tiere stimmten ihm eifrig zu. Da ahnte Naia das erste Mal, dass sie es mit ihren Geschöpfen nicht so einfach haben würde.
    Ja, so dachte ich bei mir, wenn man nicht allein auf der Welt war, konnte man von anderen verletzt werden. So wie ich von Champion. Vor die Wahl gestellt, hätte ich lieber einsam in der unendlichen Milch gebadet, als mich diesem Schmerz auszusetzen.
    Ich starrte weiter auf den Mond und fragte mich, warum er nicht schimmelte, wenn er aus Käse war. Da hörte ich mit einem Mal, wie der Kater leise lachte. Ich ließ Käsemond Käsemond sein und blickte zu ihm: Er fieberte vor sich hin. Und er begann, im Schlaf zu reden, über fremdartige Dinge, von denen ich noch nie zuvor gehört hatte: «Calamari … Sushi … Ménage à trois …»
    Was das wohl für Sachen waren?
    Er redete immer weiter, selig lächelnd: «Ménage à quatre … Ménage à neuf …»
    Das klang alles seltsam. Woher der Kater wohl stammte? Er hatte ja was von bella Italia gemurmelt. So, wie er lächelte, musste es ein sehr, sehr schöner Ort sein. Ich sehnte mich auch nach einem schönen Ort. Einem, an dem ich glücklich werden konnte, ohne Champion, ohne Susi, ohne gebrochenes Herz.
    Nach langer Zeit, es dämmerte schon, hörte der Kater auf zu reden und schlief ganz ruhig. Ich fühlte wieder vorsichtig mit meiner Schnauze an seiner Stirn: Das Fieber schien zurückzugehen. Naia sei Dank!
    Als unser alter Hahn im Morgengrauen krähte, riss der Kater seine Katzenaugen weit auf: «Ich habe eine schreckliche Traume gehabt! Ich habe geträumte, eine Kuh habe auf mich gepinkelte.»
    Ich verriet ihm lieber nicht, dass dies kein «Traume» gewesen war. Stattdessen stellte ich mich vor: «Ich heiße Lolle.»
    «Was für eine bezaubernde Name …»
    Und ich dachte mir, was ich schon immer über meinen Namen gedacht habe: «Geht so.»
    «Ich heiße Giacomo!», strahlte er.
    Selbst sein Name klang fremdländisch, als ob er von einem aufregenden Orte stammte, einem, an dem ich womöglich glücklicher sein konnte als hier. Daher konnte ich nicht mehr an mich halten: Ich wollte nicht wissen, wie der Kater sich fühlt, ob sein Bein noch schmerzt oder ob ich ihm etwas zu trinken bringen soll. Stattdessen fragte ich das, was mich so brennend interessierte: «Erzählst du mir von bella Italia, Giacomo?»

Kapitel 6
    Mit klopfendem Herzen wartete ich auf die Antwort, doch bevor der Kater etwas sagen konnte, betrat der Bauer den Stall und brüllte: «So, ihr blöden Viecher, jetzt wird gemolken!»
    Dies war nicht gerade ein Vorgang, der zu den Höhepunkten des Tages zählte.
    Die Kühe trotteten aus dem Stall in Richtung Melkanlage. Auch die Stiere machten sich auf den Weg, sie durften schon auf die Weide. Ja, die Männer hatten es einfach in allem besser als wir.
    Champion schlich an meiner Box vorbei und sah mich mit einem «Können wir nicht vielleicht doch miteinander reden»-Blick an. Ich starrte verletzt mit einem «Nicht ohne dass ich dabei sofort losheule und daher lieber nicht»-Blick zurück. Champion respektierte meinen Wunsch erneut, so sensibel war er dann doch, und zuckelte geknickt aus dem Stall.
    «Iste er deine Manne?», unterbrach Giacomo meine Gedanken.
    Und ich antwortete im gleichen Tonfall: «Er iste meine Deppe.»
    «Wir Männer oft seie Deppe», grinste Giacomo.
    «Sieh an», lachte Hilde, die an die Box getreten war, «ein männliches Wesen mit Selbsterkenntnis. Ich dachte, die sind so häufig wie fliegende Schweine.»
    Sie betrachtete sich Giacomos Wunde, die schon viel besser aussah, und staunte: «Wahnsinn, Radieschen hat tatsächlich recht gehabt.»
    «Natürlich hab ich das», strahlte Radieschen, die hinzukam, «was hast du denn erwartet?»
    «Ehrlich gesagt, einen Kadaver», antwortete Hilde.
    Radieschen muhte auf: «Du bist so fies!», und stapfte eingeschnappt davon.
    Hilde folgte ihr und sagte: «Hey, Süße, sei doch nicht
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