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Muenchen - eine Stadt in Biographien

Muenchen - eine Stadt in Biographien

Titel: Muenchen - eine Stadt in Biographien
Autoren: Franziska Sperr
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aufrechte, stolze Haltung, mit der Sophie und Hans das Todesurteil entgegennahmen, wurde eigens in den Akten als ungewöhnlich vermerkt. Die beiden Geschwister, 21 und 24  Jahre alt, wurden nach vier Tagen Verhör wegen sogenannter staatsfeindlicher, verbrecherischer Aktivitäten mit dem Fallbeil getötet. Die Vollstreckung in der Strafanstalt München-Stadelheim geschah noch am Tag der Urteilsverkündung. Sophie und Hans Scholl sowie Christoph Probst wurden auf dem neben dem Gefängnis liegenden Friedhof am Perlacher Forst beigesetzt, auf dem sich auch zwei Ehrenhaine für KZ -Opfer befinden.
    Ihr Tod war nicht umsonst. Das Leben der beiden Geschwister konnten die Nazis auslöschen, die Erinnerung an ihre mutigen Taten nicht. Seit 1980 vergibt die Stadt München alljährlich den Geschwister-Scholl-Preis für ein Buch, das von geistiger Unabhängigkeit und moralischem Mut zeugt. Und das renommierte Department für Politikwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität heißt seit vielen Jahren Geschwister-Scholl-Institut.
    FRIEDHOF AM PERLACHER FORST
    Grab der Geschwister Scholl, Stadelheimer Straße 24 , Obergiesing
    Grab-Nr.  73 – 1 - 18 / 19
    ▶ Tram: Schwanseestraße
    SOPHIE-SCHOLL-BÜSTE 29 ▶ F 2
    Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität
    Geschwister-Scholl-Platz 1 , Maxvorstadt
    ▶ U-Bahn: Universität
    WOHNHAUS VON SOPHIE UND HANS SCHOLL (GEDENKTAFEL)
    Franz-Joseph-Straße 13 , Schwabing
    ▶ U-Bahn: Giselastraße

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    GERHARD POLT
    geb. 1942
    Komiker sei er, sagt er. Das ist eindeutig untertrieben, denn er hält uns den Spiegel vor. Spielt den Alltag, das Verdruckte, das Spießige, das Boshafte. Und wir lachen Tränen – manchmal etwas hilflos …
    L eute zum Lachen zu bringen gehört zum Schwierigsten überhaupt. Wenn man sich das Gezappel der Comedians im Fernsehen anschaut, erkennt man schnell, dass es nur ganz wenige sind, die das Geschäft beherrschen. »Er hat’s«, sagt einer über Gerhard Polt. Und der, der es sagt, weiß, wovon er spricht, er hat es nämlich selber, nur anders. Der große Kabarettist
Dieter Hildebrandt
braucht nur die beiden Wörter, um die Größe seines Kollegen Polt zu beschreiben. Einer, der es fertigbringt, auf die Bühne zu gehen, um sein Publikum zu informieren, dass er nichts sagen wird. Eine Sanduhr hat er dabei, die dreht er nach fünf Minuten um, weitere fünf Minuten vergehen, in denen er auf der Bühne die Zeit totschlägt und stumm in die Kamera schaut. Nicht normale Zeit, sondern Sendezeit im Fernsehen. Dann macht er noch eine kleine Bemerkung, dass er ja privat keine Rechtsabteilung hat, dass er deshalb im Fernsehen nichts sagt und keine Namen nennt, weil er sonst in Schwierigkeiten kommen könnte. Als zehn Minuten teure Sendezeit um sind, freut er sich über die Verschwendung, ist sichtlich zufrieden und schiebt noch den Satz hinterher: »Schweigen ist Silber … Sie wissen schon.« Das Publikum ist bestens unterhalten.
    Das Schweigen der Rampensau Polt war die Revanche für Zensureingriffe seitens des ZDF ein Jahr zuvor, da haben ihm Redakteure ganze Passagen aus dem Programm herausgenommen, es ging um den ehemaligen CSU -Generalsekretär. »Old Schwurhand« nannte er ihn und nicht
Friedrich Zimmermann,
was bis heute jeder tut, wenn überhaupt noch von ihm die Rede ist. Ein Jahr später erhielt Polt den Kleinkunstpreis, die höchste Anerkennungen für Kabarettkunst, und wie immer übertrug das ZDF die Verleihung live. Für die Dankesrede wurden zehn Minuten anberaumt. Der Gewinner schlug die Zeit tot und drehte die Sanduhr um. Zehn lange Minuten, teure, vergeudete ZDF -Sendezeit.
    Gerhard Polt ist von Beruf Komiker, so nennt er es selbst, und sein »alter ego« ist der bayerische Spießer. Einer von der eher aggressiven Sorte, einer, dessen Stoßstange man besser nicht berührt beim Ausparken aus der Parklücke. Ein Widerling, fieses Lachen, selbstzufrieden und satt, erbarmungslos. Ein Riesentrumm von Mannsbild, bayerisch gekleidet im Strickjanker mit Silbertalern oder in der Lodenjacke mit Hirschhornausstattung. Das karierte Hemd spannt über dem Bauch.
    Das Hinterhältige an dieser »Verkleidung« ist, dass sie keine ist. Eher Außenhaut, sitzt, passt, durch die Knopflöcher Bierdunst. Oft schaut er nur, oft macht er lange Pausen, kämpft mit jedem Wort, weiß nicht, ob er es rauslassen soll oder nicht. Was dann kommt, ist provinziell-reaktionär, mal derb, mal larmoyant. Sitzt da, seinen »Gefolgsmann« und Schäferhund, »ein echter
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