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Muenchen - eine Stadt in Biographien

Muenchen - eine Stadt in Biographien

Titel: Muenchen - eine Stadt in Biographien
Autoren: Franziska Sperr
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könnte. In einem Artikel des linksliberalen Wochenmagazins »Der Spiegel« stand zu lesen, die Bundeswehr, also Strauß’ Aufgabengebiet, sei marode, schlecht ausgerüstet und miserabel geführt. Außerdem habe man Beweise, dass Strauß während einer entscheidenden Sitzung so viel getrunken habe, dass er fast ohnmächtig im Gebüsch gelegen habe. Strauß ließ den Herausgeber
Rudolf Augstein
und einige Spiegel-Journalisten verhaften. Aber der Schuss ging nach hinten los, es war schließlich Strauß selbst, der zurücktreten und eine vierjährige Pause als Bundespolitiker einlegen musste. Zum ersten Mal hatte der Mann, der sich trotz Starfighter- und FIBAG -Affäre sowie vieler Begünstigungsskandale immer so sicher gefühlt hatte, eine Schlappe erlitten.
    Sicher hatte er sich auch in New York gefühlt, wo er, zum Gespött deutscher Medien, von Prostituierten im Central Park mitten in der Nacht um Brieftasche und Pass erleichtert wurde. Zu Hause, als Ministerpräsident in seinem Dienstsitz, dem eleganten
Prinz-Carl-Palais,
blieb er weiterhin der King. Den Einzug der Bayerischen Staatskanzlei 1992 in das umgebaute ehemalige Armeemuseum am Franz-Josef-Strauß-Ring 1 hat er nicht mehr erlebt. Auch nicht die Verwirklichung seines ehrgeizigsten Projekts, die Fertigstellung des neuen
Münchner Flughafens.
Wäre es nicht eine Genugtuung gewesen, wenn er bei der Landung von der näselnden Lautsprecherstimme aus dem Schlaf gerissen worden wäre: »… und dürfen Sie sehr herzlich auf dem Franz-Josef-Strauß-Airport in München begrüßen« ?
    Zumindest eines konnte man ihm als Redner nie vorwerfen, nämlich dass er langweilig war. Verbal mähte er alles nieder, was ihm in die Quere kam. Er ließ sich bewundern, sonnte sich in Selbstzufriedenheit über sein Charisma. Ganz offen wetterte er gegen die »überflüssigen« demokratischen Abstimmungsverfahren vor jeder Entscheidung, sie waren ihm, der es gewohnt war zu sagen, was wie wann wo gemacht wurde, lästig. »Die Partei muss wie ein Mann hinter mir stehen!«, forderte er von seinen CSU -Spezln, die vor ihm kuschten und alles abnickten.
    DAS SYSTEM DER »AMIGOS«
    Sie wussten, was sie ihm schuldig waren. Hatte er sie nicht mit einsamen und selbstherrlichen Entscheidungen gerade noch so wohltätig unterstützt? Bei ihren großkotzigen Grundstückskäufen, der Finanzierung von Bädern und sonstigen Großprojekten wie dem von Strauß eingefädelten Milliardenkredit ausgerechnet an die DDR und ausgerechnet an Honecker? Nicht einmal die eigenen Kinder soll er verschont haben mit den spendablen Zuwendungen, Steuertricks und einbringlichen Geschäften. Beweisen konnte man ihm fast nichts. In München sagt man über so einen bewundernd: »A Hund is er scho.« Auch und gerade wegen seiner Rücksichtslosigkeit wurde Strauß hier von vielen verehrt. Inzwischen hatte er sich ein System aufgebaut, das in der kritischen Presse mit dem Begriff »Amigo« beschrieben werden sollte. Ein Geben und Nehmen, an demokratischen Kontrollen vorbei. Amigos hatte er auf der ganzen Welt: Diktatoren wie Franco in Spanien, Pinochet in Chile, Salazar in Portugal; ein Amigo war sogar der verurteilte Päderast und Colonia-Dignidad-Führer Paul Schäfer. Je tiefer er in den Sumpf stieg, desto absurder wurden Strauß’ verbale Entgleisungen gegen seine politischen Gegner. Die waren für ihn »Verbrecher«, »Banditen«, »Ratten«, »Schmeißfliegen«, »Geisteskranke«, »Nazi« oder »Spätnazi«. War das ein Zeichen dafür, dass er spürte, dass ihm allmählich die Felle davonschwammen? Blindwütiger Rundumschlag eines Angeschossenen?
    »Gehen Sie davon aus, dass ich das sage, was ich denke, und dass ich das tue, was ich sage« , hat er einmal in einer Rede gesagt. Und geschwitzt. Und gewippt. Die Schultern. Der ganze Körper. Ja mei.
    FEINKOST KÄFER
    Prinzregentenstraße 73 , Bogenhausen
    www.feinkost-kaefer.de
    ▶ U-Bahn: Prinzregentenplatz, Bus: Friedensengel
    FLUGHAFEN FRANZ JOSEF STRAUSS
    www.munich-airport.de
    ▶ S-Bahn: Flughafen München, Fahrzeit: ca. 45  Min.
    OSTERIA ITALIANA 22 ▶ E 1
    Schellingstraße 62 , Maxvorstadt
    www.osteria.de
    ▶ U-Bahn: Universität, Tram: Schellingstraße

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    SOPHIE SCHOLL
    1921 – 1943
    Die junge Studentin hatte den Mut, den Terror des Nazi-Regimes anzuprangern. Mit ihrem Bruder Hans und Freunden von der Widerstandsgruppe »Weiße Rose« wurde sie in München hingerichtet.
    D ie Geschichte vom Leben und vom Sterben der Sophie Scholl klingt wie ein
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