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München - 2030

München - 2030

Titel: München - 2030
Autoren: Alexander Golfidis
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jeweils die schwere Geldkassette über den Kopf. Vom Hauptbahnhof bis Pasing nahmen sie dann den Mitternachtsbus. Und von Pasing bis nach Hause mussten sie wiederum zu Fuß gehen.
     
    Es war fünf Uhr morgens als sie endlich ankamen.
    Susann hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Und es war ihr eine große Erleichterung anzusehen, als sie ihre beiden Mitbewohner im Hausgang erblickte. Noch im Schlafanzug eilte sie ihnen entgegen.
                »Da seid ihr ja endlich«, empfing sie die beiden mit sorgenvoller Miene.
    Doch dann zog sie ihre Augenbrauen hoch. Victors Haltung hatte die Form eines Fragezeichens angenommen und er wankte sichtlich hin und her. Dazu roch er nach Alkohol, wie ein ganzes Wirtshaus.
                »Ihr seid besoffen«, sagte Susann vollkommen ernüchtert.
                »I-ich b-bin nicht be-be-betrunken«, lallte Victor in einem jammernden Tonfall, »m-mir i-ist bloß so-so f-f-fürchterlich s-s-schlecht.«
                »Wir müssen ihn ausnüchtern«, sagte Charly und drückte Susann die Geldkassette in die Hand.
                »Was ist das?«, fragte sie.
                »Und warum ist der total besoffen und du nicht?«
                »Sieh in die Kassette!«, forderte Charly.
    Susann öffnete den Deckel und bekam einen Schreck, wo sie das ganze Geld und den Schmuck sah.
                »Wo stammt das her?«, fragte sie mit erzitternder Stimme und wurde bleich. Ihr war schlagartig klar geworden, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugehen konnte.
                »Am besten wir setzen uns in die Küche, dann erzähle ich dir alles«, sagte Charly, »aber vorher legen wir den zum Schlafen auf die Couch.«
    Nachdem sie Victor auf das Sofa gebettet hatten, begann Charly die ganze Geschichte zu erzählen.
    Susann hörte mit aufgerissenen Augen zu.
                »Er hat einen Pillen-Ede überfallen?«, kommentierte sie ungläubig. Und als Charly die Begebenheit mit der verschluckten Nirwana-Pille erzählte, wurde Susann ganz weiß um die Nase. Sie stand kurz vor einem Ohnmachtsanfall.
                »Er hat eine Nirwana-Pille verschluckt?«, ächzte sie. Und ihr Ausdruck entspannte sich wieder, als ihr Charly schilderte, dass Victor die Pille nach drei Litern Sangria auf den Boden gespuckt hatte.
                »Oh Gott«, stöhnte sie, »der Ärmste«, und am liebsten hätte sie Charly dafür umarmt, dass er ihren Victor gerettet hatte.
    Dann erläuterte ihr Charly den Plan, den Victor ausgetüftelt- und den er, Charly, nun etwas abgeändert hatte.
     
                »Ich soll heute noch den Flug Buchen und die Tickets besorgen?«, fragte sie ungläubig.       
    Charly legte seine Stirn in Falten und sein Gesichtsausdruck wurde ernst.
                »Du kannst natürlich mit, wenn du möchtest«, sagte Charly.
                »Warum sollte ich nicht mitwollen?«, fragte Susann, leicht irritiert.
                »Ich dachte, du hättest etwas mit dem Yogalehrer und würdest vielleicht bei ihm bleiben wollen?«
                »Mit dem Yogalehrer?«, fragte Susann verstört, »ich hatte noch nie etwas mit dem Yogalehrer, wie kommst du denn auf so etwas?«
                »Ihr habt euch geküsst!«, sagte Charly.
                »Wir haben uns noch nie geküsst«, antwortete Susann entgeistert.
    »Doch, Victor hat es auch gesehen – als dich der Yogalehrer das letzte Mal nach Hause gebracht hat, da habt ihr euch zum Abschied einen Kuss gegeben.«
    Jetzt hellte sich Susanns Gesichtsausdruck auf.
                »Ach, das meinst du«, sagte sie. »Das war an meinem Geburtstag. Er hatte mir ein Parfüm geschenkt und dann gefragt, ob er mal näher kommen darf, wie es riecht. Da ist er einen Schritt an mich herangetreten. Aber geküsst haben wir uns nie. Er ist überhaupt nicht mein Typ!«
                »Du hattest Geburtstag?«, rief Charly überrascht und hatte sogleich ein schlechtes Gewissen.         
                »Das habe ich vollkommen vergessen«, entschuldigte sich Charly.
                »Nicht nur du, Victor hat es auch vergessen«, sagte Susann und ihre Stimme klang etwas deprimiert.
                »Es war bestimmt nicht seine Absicht«, versuchte Charly seinen Freund zu entschuldigen, »vielleicht ist es das Alter, dass er so
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