München - 2030
rechtfertigend, während er den am Boden liegenden Pillen-Ede betrachtete.
»Was machst du hier?«, fragte Victor verblüfft, nachdem ihn Charly mit seinem Stuhl wieder aufgerichtet hatte.
»Was wohl, dich retten«, erwiderte Charly vorwurfsvoll, »oder glaubst du, ich schlage mich alle Tage mit solchen Kalibern herum?«
»Du kommst leider zu spät«, gab Victor in einem resignierten Tonfall von sich.
»Wieso komme ich zu spät?«, fragte Charly irritiert, der Victors Bemerkung nicht verstand.
»Pillen-Ede hat mir eine seiner Pillen in den Mund geschoben.«
»Er hat dir eine Pille gegeben?«
»Ja, doch!«, heulte Victor.
»Was für eine Pille?«
»Eine Nirwana-Pille.«
»Er hat dir eine Nirwana-Pille gegeben?«
»Ja, doch«, bestätigte Victor.
Charly wirkte wie vor den Kopf gestoßen, diese Aussage hatte ihn komplett aus dem Konzept gebracht. Jetzt lief er wie ein aufgeregtes Huhn im Zimmer herum.
»Was ist nochmal in den Pillen?«, fragte Charly.
»Arsen oder Rizin«, gab Victor zur Antwort, und fügte hinzu, »ich glaube, ich hab noch eine halbe Stunde.«
Charly schlug sich mit der flachen Hand ein paar Mal gegen die Stirn, dazu führte er Selbstgespräche.
»Was macht man bei Vergiftungen noch mal? Man braucht Gegenmittel ... Gegenmittel ... Und wenn man keine hat? Magenauspumpen ... jawohl ... Magenauspumpen!«, während er dies sagte, lief er wie ein Besessener umher. Dann baute er sich vor Victor.
»Ich hab’s, du musst dich sofort übergeben«, sagte er.
»Mein Magen ist leider vollkommen leer«, klagte Victor, »und auf Kommando übergeben, kann ich mich nicht. Nicht mal wenn ich mir einen Finger hinterschiebe, das hat bei mir noch nie funktioniert.«
»Auf alle Fälle musst du ganz viel trinken!«, sagte Charly, und lief abermals mit irrem Blick im Zimmer umher. Nun auf der Suche nach etwas trinkbaren. Da erblickte er neben dem Schrank drei Weinflaschen.
»Ich vertrag keinen Alkohol!«, japste Victor, »da wird mir speiübel und ich muss kotzen.«
»Du verträgst keinen Alkohol?«, fragte Charly, »und du musst kotzen, wenn du welchen trinkst?«
»Ja, doch«, klagte Victor, »warum fragst du?«
Auf Charlys Gesicht geriet ein irres Grinsen.
Von Natur aus besaß Charly ein äußerst ruhiges Gemüt, er hatte Manieren und wirkte jederzeit kultiviert und besonnen, doch die Aussicht, dass er gerade im Begriff war seinen Freund zu verlieren, brachte seine kämpferische Seite hervor.
»Mach den Mund auf!«, befahl er, während er den Schraubverschluss einer 1,5-Liter-Flasche Sangria herunterschraubte.
»Ich vertrag ihn doch nicht!«, heulte Victor, »befreie mich lieber von den Fesseln, damit ich nicht auf einem Stuhl gefesselt enden muss.«
Doch Charly nutzte die Situation schamlos aus und machte es wie zuvor Pillen-Ede. Er packte Victor an der Nase, hielt ihm beide Nasenlöcher zu, bis dieser schließlich den Mund auftat und ließ ihm dann den billigen Fusel in den Rachen laufen. Charly setzte jeweils nur ein paar Mal ab, um Victor zwischendurch die Möglichkeit zu geben etwas Atem zu holen.
»Ughhh«, rülpste Victor mit glasigem Blick, nachdem er die ganze Flasche geleert hatte.
»Du trinkst jetzt bis du kotzt!«, sagte Charly und ließ Victor nicht mal eine kleine Verschnaufpause zur Erholung. Er hielt ihm schon wieder die Nase zu. Erneut ließ er den gesamten Inhalt einer Flasche in Victors Mund laufen. Als sie leer war, griff Charly entschlossen nach der dritten Flasche.
»B-b-bitte n-n-nicht«, stammelte Victor, »nicht die auch noch.« Doch Charly kannte kein Erbarmen.
»Du trinkst bist du kotzt«, wiederholte er mechanisch.
Und im selben Moment spie Victor einen Riesenstrahl Erbrochenes aus seinem Mund. Wie eine Fontäne kam es aus ihm herausgeschossen und zu seinen Füßen entstand nun eine enorme Pfütze.
In Anbetracht des Ergebnisses wich von Charly für einen Augenblick die
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