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München - 2030

München - 2030

Titel: München - 2030
Autoren: Alexander Golfidis
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Anspannung der letzten Minuten und es war ihm sogar eine Freude anzumerken, als er Victors gespienes am Boden betrachtete.
                »Du scheinst tatsächlich nichts im Magen gehabt zu haben«, kommentierte Charly das Erbrochene, während er mit einem Stift darin herumpflügte. Da entdeckte er etwas längliches Weißes darin. Es hatte genau die Größe einer Tablette.
                »Ist das die Pille?«, fragte er.
    Victor starrte mit jetzt noch glasigeren Augen auf die Stelle, auf die Charly mit seinem Stift zeigte.
                »Welche meinst du?«, fragte Victor, »k-k-kannst du mal den zweiten S-S-Stift wegnehmen«, fragte er und kniff die Augen zusammen.
                »Du bist ja total besoffen«, stellte Charly fest.
                »Ich bin doch nicht besoffen«, lallte Victor mit überlauter Stimme.
    Jetzt bemerkte Charly, dass Victor noch immer an den Stuhl gefesselt war und er begann ihn loszumachen. Nachdem er endlich den letzten Rest Klebeband von Victors Beinen gewickelt hatte, probierte Victor aufzustehen. Doch volltrunken wie er war, geriet er sofort aus dem Gleichgewicht und stürzte mitsamt dem Stuhl über den bewusstlos am Boden liegenden Pillen-Ede. Als sich Victor wieder aufraffte, verhedderte er sich mit dem Fuß unter Pillen-Edes Jacke, dabei kam eine durchsichtige bläuliche Tüte zum Vorschein, die voller Tabletten war.
                »Die Nirwana-Pillen«, sagte Charly entgeistert, die Tüte betrachtend.
    Unterdessen stolperte Victor im Zimmer umher, er war so betrunken, dass er nicht mehr gerade stehen konnte.
                »Wir sollten jetzt endlich abhauen«, sagte Charly, »und die sollten wir mitnehmen«, zeigte er auf das Bett und griff sich die Geldkassette.
                »R-r-richtig!«, lallte Victor und stieß gegen den Schrank, dass es nur so krachte. Charly packte ihn und zerrte ihn zum Fenster.
    Doch sie waren noch keinen Meter in Richtung des Fensters gelangt, flog die Türe mit einem lauten Knall auf und sie sahen sich etwa zehn mit Messern und Knüppeln bewaffneten Alten gegenüber. Pillen-Edes Gehilfen.
    Diese waren durch den ganzen Krach wach geworden und hatten sich zusammengerafft. Jetzt waren sie gekommen um Pillen-Ede beizustehen.
    Der Anführer von ihnen, ein gedrungener buckliger Greis mit rattenhaften, ruckartigen Bewegungen, kam als erstes ins Zimmer, in der Hand ein etwas dreißig Zentimeter langes Küchenmesser haltend. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, am Boden entdeckte er den ohnmächtig liegenden Pillen-Ede, daneben sah er die Tüte mit den Nirwana-Pillen liegen. Jetzt flitzten seine Luchsaugen hin und her, von Pillen-Ede zu den Nirwana-Pillen und von Charly zu dem betrunken Victor. Plötzlich machte der Alte einen so großen Satz, wie man ihm gar nicht zugetraut hätte. Er war in Richtung der Nirwana-Pillen gesprungen. Mit einem Hieb schnitt er die Tüte auf und hielt einen ganzen Haufen Pillen in der Hand.
                »Es sind die Himmelblauen von Haus Sonnenschein«, murmelte er mit verklärtem Blick.
    Nun hatten auch die anderen Greise gesehen, dass der Alte einen kleinen Berg himmelblauer Pillen in der Hand hielt. Die Greise sahen sich an. In ihren Gesichtern stand eine rohe Entschlossenheit. Mit gezückten Messern und Stöcken rückten sie vor und hielten auf den Alten zu.
                »Ich brauch nur zwei«, sagte der Bucklige, pflückte zwei der Pillen heraus und warf ihnen den Rest vor die Füße. Die Pillen kullerten über den Boden und die Alten sprangen ihnen hinterher, als würde es sich dabei um Goldstücke handeln.
                »Wir sollten sehen, dass wir hier verschwinden«, flüsterte Charly und gab dem schwankenden Victor Hilfestellung bei dessen wiederholten Versuchen das Fensterbrett zu erklimmen. Schließlich klappte es und Victor fiel auf die andere Seite hinüber. Es gab einen dumpfen Ton, als er auf der Wiese aufschlug.
     
    Der Weg zurück wurde für Charly zur größten Strapaze, die er je in seinem Leben durchgemacht hatte. Die Strecke zwischen Harthof und Hauptbahnhof erledigten sie zu Fuß. Charly musste Victor immer wieder vor sich herschieben, der bedingt durch seine Trunkenheit kaum mehr in der Lage war einen Fuß vor den anderen zu bekommen. Obendrein wurden sie auch noch zweimal Überfallen. Charly schlug den Angreifern – zum Glück in beiden Fällen über neunzigjährige Greise –
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