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Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins

Titel: Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins
Autoren: Elton Alexander Duszat
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Istanbul gab es dann Schafshoden. Warum nicht? Landestypische Sachen muss man ausprobieren, und solange sie nicht schmecken, wie die Ringer riechen, ist doch alles halb so wild. Die Redaktion war der Meinung, man muss sich den Traditionen eines Landes auch kulinarisch nähern. Gerade ich als ausgewiesener Speisenexperte kann mich da natürlich nicht entziehen. Da musste ich durch. Schlimmer war es sicher für den armen Hammel, der die Hoden lassen musste. Nehme ich jetzt einfach mal an. Ich habe mir gedacht: Augen zu und durch, und es war halb so schlimm.
    Diesem Sprichwort viel näher gekommen bin ich 2010 in Oslo, als die Redaktion wieder die Idee hatte, landestypische Speisen zu servieren. Nur isst man in Oslo eben keine Hoden, sondern Fisch- und Schafsaugen. Also wie ich schon sagte: Augen zu und durch. Das Auge isst mit oder besser: wird mitgegessen. Ich muss sagen: gerne immer wieder traditionelles Essen in Istanbul, aber bitte nie wieder in Oslo. Ach du große Scheiße, schmecken Schafsaugen ekelhaft. Ich saß in einem Sterne-Nobelrestaurant mit der schönsten Nor wegerin, die ich kenne, Charlotte Engelhardt, und bekam einen toten Schafskopf mit glupschigen Augen serviert.
    Charlotte ist wirklich eine tolle Frau. Sie war meine Begleiterin für meine Einspielfilme, da sie in Oslo geboren und aufgewachsen ist, sich bestens auskennt und die Sprache natürlich perfekt spricht. Diesen Umstand haben wir uns natürlich auch für Drehs zunutze gemacht. Ich stand am Hafen von Oslo, und versteckt in einem Bulli saß Charlotte mit dem Kamerateam. Über ein Walkie-Talkie sagte Charlotte mir norwegische Sätze ins Ohr, die ich so gut wie möglich wiederholen sollte. Erst im Nachhinein erfuhr ich, was ich da so zu den Osloern gesagt hatte, und es ist ein Wunder, dass ich nicht verprügelt worden bin. Und das, obwohl ich dank Charlotte mehrere Passanten eindringlich darum gebeten hatte. »Schlagen Sie mich! Bitte, schlagen Sie mich!«, ließ der blonde Teufel mich mehrere kräftige Männer anbetteln. Und ich war ahnungslos, als ich sagte: »Entschuldigen Sie, ich suche einen Schwulen-Club. Einen, wo es so richtig derb zur Sache geht. Wollen Sie da mit mir hingehen?« Ja, auch das ließ mich Charlotte einen Passanten fragen. Vielen Dank auch. Aber ist alles gut gegangen. Wir hatten tolle Tage, haben leckere Sachen gegessen, die ich noch nie zuvor gefuttert habe, und danach sicher auch nie wieder bestellen werde. Wobei, ganz ehrlich: Ich habe nur ein halbes Schafsauge gegessen. Ich hatte das ganze Auge im Mund, habe es aber nicht komplett runterbekommen. Also habe ich es ausgespuckt. Grund genug für einen meiner Autoren, mich anzumeckern, dass ich das jetzt gefälligst aufessen soll. Sonst würde der ganze Dreh keinen Sinn machen. Ich sagte: »Okay, ich esse es, aber du isst die andere Hälfte.« Da hat er es gepackt, ab in den Mund und runtergeschluckt. Jetzt blieb mir nichts anderes übrig, als es ihm gleichzutun. Was er danach zu recht bemerkte, war, dass sein halbes Auge für ihn ja noch viel ekelhafter und widerlicher war als meine Hälfte, weil ich sie zuvor im Mund rumgewürgt hatte. Also: Respekt, mein Lieber! Charlottes Mutter war übrigens sauer, nachdem sie das Filmchen von unserem Restaurantbesuch gesehen hatte. »30 Jahre lang weigerst du dich, an Weihnachten Schafsaugen zu essen, und kaum hält man eine Fernsehkamera drauf, dann tust du, als wäre es dein Leibgericht«, fuhr sie die arme Charlotte an. Was tut man nicht alles fürs Fernsehen? Schon verrückt. Und was macht das Fernsehen nicht alles mit einem? Im deutschsprachigen Raum hat es mich bekannt gemacht. Da wissen die Leute, was sie erwartet, wenn ich mit einem Kamerateam im Rücken auf sie zu gehe: nämlich Spaßumfragen oder Ähn liches. Bei Drehs im Ausland werde ich erst mal kritisch beäugt. Nach dem Motto »Was will der denn von mir?« schauen die meisten Menschen erst mal skeptisch. Aber es hat auch seine guten Seiten, wenn nicht jeder gleich weiß, dass ich ihn verarschen will.
    Bei den ersten Drehs für »1, 2 oder 3« war aber genau das mein Problem, weil die Leute dachten, ich will sie verarschen. Kein Wunder, kennen sie ja nicht anders. Dabei habe ich einen ernsten Auftrag. Ich stelle die Wissensfragen nicht mehr nur den Kindern im Studio, sondern gehe auch raus auf die Straße, um die gleichen Fragen Erwachsenen zu stellen und den Kindern dann in einem kleinen Einspielfilm die verschiedensten Antworten vorzuspielen. Es geht also um ganz nor
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