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Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins

Titel: Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins
Autoren: Elton Alexander Duszat
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in Amsterdam schienen mich zu kennen. Aus dem Fernsehen, darauf lege ich Wert an dieser Stelle.
    Nachdem ich auch bei »Elton vs. Simon« schon mal als Straßennutte gegen Simon verloren hatte, kam ich nach dieser zweiten Erfahrung zu der Erkenntnis, dass Prostitution keine berufliche Alternative für mich darstellt. Aber ich bin nicht sehr traurig darüber. Auch wenn das Hinterzimmer zu meinem Amsterdamer Schaufenster ganz gemütlich schien, bin ich doch froh, dass ich es nicht benutzen musste. Insofern habe ich Glück gehabt.
    Es passieren ja immer wieder Situationen, die man nie im Leben erwartet hätte und die dann doch eintreten. Ich denke da zum Beispiel auch an Lenas Sieg beim Eurovision Song Contest in Oslo. Was für ein Glück auch für mich, beim ge schichtsträchtigsten Entertainment-Ereignis 2010 dabei sein zu dürfen, als Lena zum ersten Mal nach 28 Jahren für Deutschl and gewonnen hat. Für »TV total« hatte ich eine tolle Produktionswoche in Oslo. Ein anderes Land, ein anderes aus dem Boden gestampftes Studio im 11. Stock der norwegischen Arbeiterpartei. Eine Live-Show aus der Fremde. Das war schon spannend und hat mich so ein bisschen an »Piratensender Powerplay« erinnert, den 80er-Jahre-Gottschalk-Film überhaupt. Mike Krüger und Thomas Gottschalk machen Radio aus einem behelfsmäßigen Studio. Sehr lustig. Ein Film, noch schlechter und besser als »Die Supernasen«. Muss ich unbedingt mal wieder anschauen. Gibt es da eine DVD-Box? Lang vergessen und ausgerechnet jetzt, als ich an das »TV total«-Studio in Oslo denke, kommt mir der Film wieder in den Sinn. Irgendwie sollte ich den jetzt zum Kult erklären, zusammen mit »Sunshine Reggae auf Ibiza« mit Karl Dall und Helga Feddersen. Schräger Trash, aber geil, und das haben sie mit dem Grand Prix (oder dem Eurovision Song Contest, wie er heutzutage heißt) gemeinsam. Man schaut sich die Veranstaltung jedes Jahr an, und eigentlich schämt man sich dafür.
    Falsch.
    Ich schäme mich dafür.
    Aber wenn man live dabei ist, dann ist es was völlig anderes.
    Schon 2004 mit Max Mutzke in Istanbul war es toll, das wollte ich noch mal erleben. Obwohl mir Istanbul damals auch übel mitgespielt hat, wenn ich daran denke, was da alles passiert ist. Ich wurde ordentlich verprügelt und niedergerungen. Verprügelt nenn ich es mal, was die türkischen Kollegen in einem traditionellen Hamam bei der Wäsche unter Männern mit mir angestellt haben. Eine komische Tradition. Ein Hamam hat etwas von einer Sauna, es ist sauheiß, aber der Mann geht nicht nur zum Schwitzen, sondern auch zum Rasiert- und Gewaschen-Werden dorthin. Man zieht sich aus und wickelt sich in eine rot-weiß karierte Tischdecke, wie man sie in Deutschland in Schrebergartenkolonien sieht, und lässt sich dann von bärigen Türken einseifen und dabei ordentlich durchprügeln. Das ist körperlich sehr anstrengend, da die Wäscher mit bloßen Händen und einem Handtuch auf einem rumkloppen. Diese Art der Schläge haben nichts mit Bestrafung zu tun und sind alles andere als erotisch, es handelt sich einfach um eine landestypische Waschzeremonie. Leider hatte der Ölringer, mit dem ich mich danach für einen Dreh getroffen habe, von Hamam anscheinend noch nie etwas gehört. Denn der hat so dermaßen nach Schweiß und Puma gestunken, dass ich mich fast schon kampflos geschlagen geben wollte. Aber das macht bei einem Dreh ja keinen Sinn. Meine Autoren meinten, dass ich was auf’s Maul kriegen müsste, sonst hätten die Zuschauer keinen Spaß. Und Geruchsfernsehen gibt es ja leider noch nicht. Wir trafen uns in einem öffentlichen Park zum Ringen, genauer gesagt zum Ölringen. Eigentlich ist das nichts anderes als Ringen, nur dass man sich vorher komplett mit Öl einreibt und dann eben extrem stinkt. Nach einem Öl-Schweiß-Gemisch und der beim Ringen zu tragenden, ungewaschenen Lederhose. Diese Lederhosen sehen aus wie riesige schwarze Lederwindeln, und mein Exemplar wurde mir netterweise von meinem Gegner mitgebracht. Aber ich bezweifle, dass es neu und ungetragen war. Lecker. Nackt bis auf die Lederhosen stürzt man sich dann aufeinander, und es ist sehr glitschig, und ich muss es noch mal sagen: Es riecht fürchterlich. Ich landete ein paar Mal unsanft auf dem Rücken und schrie vor Schmerzen. Meine Autoren waren zufrieden und reichten mir Handtücher (leider zu wenige), und ich setzte mich noch ölverschmiert ins Auto und freute mich auf die Dusche im Hotel.
    Zum Abendessen im »TV total«-Studio
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