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Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins

Titel: Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins
Autoren: Elton Alexander Duszat
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doof. Bei Partys kann man nicht so viel trinken oder muss mit dem Taxi zurückfahren, und das ist unangenehm, weil es eine Menge Geld kostet. Das Blöde ist nur, auf dem Land finden keine Partys statt, also muss ich, wenn ich mal feiern will, in den sauren Apfel beißen und eben doch in die Innenstadt fahren. Oder feiern, wenn ich beruflich irgendwo unterwegs bin. Aber da sind ja selten alle Freunde dabei. Na ja, das Leben ist nicht leicht, und man kann nicht alles haben. Das merke ich auch dieser Tage, als ich zu Hause statt im Flieger sitze. Man kann nicht alles beeinflussen. Die Natur ist manchmal stärker.
    Der Vulkan spuckte und spuckte. Eigentlich sollte ich nach Thailand fliegen für eine neue Show, aber so blieb mir nur das Thai-Food vom Lieferservice. So hatte ich aber immerhin Zeit, mich um mein Buch zu kümmern. Alles hat also seinen Sinn. Eine Floskel, die aber stimmt. Es hat doch jeder schon einmal erlebt, dass sich ein scheinbarer Nachteil plötzlich in einen Vorteil verwandelt hat. Ich muss da immer an ein Erlebnis aus meinen Kindertagen denken. Damals, ich war gerade 8 Jahre alt, durfte ich zum ersten Mal alleine einkaufen gehen. Ich fühlte mich äußerst erwachsen mit so viel Verantwortung und war bereit, für das Überleben meiner Familie zu sorgen. Mit einem Zehnmarkschein bewaffnet machte ich mich auf den Weg zum Supermarkt und sollte Milch, Brötchen und etwas Aufschnitt kaufen. Ich packte alles in einen Einkaufswagen und wollte zur Kasse gehen, als ich bemerkte, dass ich mein Geld verloren hatte. Ich war den Tränen nahe. Panisch machte ich mich im ganzen Supermarkt auf die Suche danach. Ich drehte jeden Artikel um, schaute unter die Regale, verdächtigte jeden Kunden, und als ich schon aufgeben wollte, entdeckte ich im Kühlregal einen Geldschein. Aber es war nicht meiner. Ich hatte einen Zehnmarkschein verlo ren, aber einen Fünfzigmarkschein gefunden! Ich konnte mein Glück kaum fassen. Mit meinen Einkäufen und 42 Mark Restgeld kam ich zurück nach Hause. Hier könnte die Geschichte eigentlich enden und wäre ein schönes Beispiel für meine »Alles hat einen Sinn«-Weisheit. Leider hatte ich die Rechnung ohne die Ehrlichkeit meiner Mutter gemacht. Sie konnte meine Euphorie zwar verstehen, aber nicht teilen. Sie machte mir regelrecht ein schlechtes Gewissen: »Irgendwo läuft jetzt jemand rum, der 50 Mark verloren hat und die sicher ganz doll sucht.« Mein Einwand, dass er mit ein bisschen Glück vielleicht ja wenigstens meine 10 Mark finden würde, konnte sie nicht davon abbringen, mit mir und dem Fünfzigmarkschein zurück in den Supermarkt zu gehen und ihn dort für den unglücklichen Verlierer zu hinterlegen. Wenn sich niemand melden würde, könnte ich das Geld behalten. Aber schon am nächsten Tag war es erstaunlicherweise abgeholt worden und von Finderlohn keine Spur. Ich könnte mir vorstellen, dass es da draußen eine Menge Leute gibt, die sich ihren Lebensunterhalt damit verdienen, durch Läden und Polizeireviere zu streifen und auf gut Glück zu behaupten, sie hätten Geld verloren. Da kommt bestimmt was bei rum. Ich erinnere mich noch genau, wie ich mich damals gefühlt habe. Komisch, dass einem so manche Erinnerungen aus der Kindheit ewig im Kopf bleiben.
    Auch eine andere Geschichte habe ich nie wirklich vergessen. Aber fangen wir vorne an. Es war im Jahr 2002, als Verona Pooth, damals noch Feldbusch, einen herzzerreißenden Heulkrampf bei Johannes B. Kerner in seiner ZDF-Show hatte. Ganz Deutschland war peinlich berührt. Auch meine Mutter. Und so hat sie mich, als ich wenige Wochen nach Verona zu Kerner sollte, eindringlich darum gebeten, nicht auch zu weinen. Sie fragte gar, ob es denn da etwas geben würde, was mich zum Weinen bringen könnte. Mutter wusste es ganz offensichtlich nicht. Denn ja, verdammt, wenn der gute Kerner auf eine Geschichte aus meiner Kindheit gekommen wäre, dann hätte ich für nichts garantieren können: mein Piratenschiff. Das ist eine traurige Geschichte. Als ich klein war, hatte jeder Junge zu Hause ein Piratenschiff von Playmobil. Ende der siebziger Jahre war es der Verkaufsrenner und brachte die Augen kleiner Jungs unterm Weihnachtsbaum zum Glänzen. Fast aller. Denn meine Augen glänzten nicht. Sie tränten, weil ich nie ein Piratenschiff von Playmobil unterm Weihnachtsbaum stehen hatte. Das Teil war nämlich ganz schön teuer. Nun war es aber nicht so, dass meine Eltern mir nicht trotzdem auch etwas Gutes tun wollten. Nein, voller Fürsorge
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