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Muckefuck

Muckefuck

Titel: Muckefuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Lentz
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die Nacht in den Knochen, jene Nacht im Zentrum von Gustav Gustav zwei, vor vielen Monaten.
    Fraternisieren war also verboten. Aber ein Haufen hübscher Mädchen rannte herum, und Symbiosegemeinschaften bildeten sich zwischen den Liebesbereiten und diesem und jenem GI. In zusammengeflickte Siedlungshäuser zogen nun die Amibräute ein, führten ihren Kaninchenpelz spazieren, und lernten 1000 Worte Englisch , unter Austausch mancher Vokabeln, denn der Sprachschatz der Lehrbücher hatte einige Lebenssituationen, zumal die horizontalen, nicht berücksichtigt.
    Gustavchen, Pfützenpantscher, war groß und fett aus dem Krieg heimgekehrt, zum Koch hatte er es gebracht, ausgebildet bei einer Fourageeinheit in Norditalien, von den Amerikanern gefangen, gleich wieder als Koch eingesetzt, nun Zivilangestellter bei Quartermaster Two , Telefunken.
    Gustavchen kochte. Und legte sich Fettring auf Fettring zu. Gustav und Agathe residierten jetzt allein in Fanselows Siedlungshaus. Die Eltern waren in Westdeutschland. Da blieben sie auch.
    Agathe, immer noch fürchterliche Locken auf dem Kopf, aber mit ein bisschen mehr Brust, lernte auch Englisch. Gleich mit texanischem Akzent, denn ausgerechnet E. Kelley, der von Minnamartha die Hemden gebügelt bekam, hatte sich in Agathe verguckt.
    »Zu dumm zum Bumsen ist sie wenigstens nicht«, war des fetten Gustavchens Kommentar. So glich Haus Fanselow einem Paradies. Whiskey und Zigaretten und natürlich auch zu fressen gab es jede Menge. Die Ernährung war zwar ein bisschen einseitig, je nachdem, was Gustav aus seiner Armyküche herausschmuggeln konnte. Aber, nachdem ich über Sergeant Kelley das liebe Gustavchen wiederentdeckt hatte, feierten wir fette Feste bei Fanselows. Nun ohne Scherzartikel. Der Sinn dafür war sogar Gustavchen abhandengekommen.
    Gustavchen, mit Vorliebe für Dekorationen, hatte den oberen Korridor mit Goldtapete austapeziert, die er im Keller einer alten Grunewaldvilla rollenweise entdeckt hatte. Am Ende dieses goldenen Tunnels öffnete sich dann die Tür zu Agathes Lustkabinett, das, wegen des Kontrastes, ganz in karmesinrot gehalten war. Leimfarbe zwar nur, auch irgendwo organisiert, aber eindrucksvoll, vor allem, weil vor der roten Wand ein hellgrünes Schleiflackbett stand, das ein paar lustige Russen bei Fanselows abgeladen hatten, und da war es dann geblieben. Nützlich nun, wenn Agathe bestimmte englische Vokabeln repetieren wollte, assistiert durch Ellsworth Kelley, einem sehr milden Menschen, solange er nicht betrunken war. Kelley liebte besonders den goldenen Tunnel, der zu Agathen führte, entsann sich auch einer Vogelart in Indien, über die er gelesen hatte: Das Männchen baut einen Tunnel aus Zweigen, zerquetscht Beeren, nimmt ein Zweiglein in den Schnabel und malt den Tunnel aus. Dann treibt er die Henne hinein. »You know«, sagte Ellswotth, »er bumst die Henne, die er in den Tunnel treibt. At the end, am Ende, wenn sie nicht weiterkann, fickt er sie.«
    Agathe, Ellsworths Englisch lauschend, lächelte mit großem Mund.
    »Am Arsch«, sagte Gustavchen.
    »Püh«, machte Agathe.
    Ellsworth, wenn er genügend Whiskey in sich hatte, konnte rabiat werden. Einmal war er in seiner Unterkunft betrunken aus dem oberen Stockbett gefallen und hatte sich den Handknöchel gebrochen, was ihm vier Wochen Lazarett einbrachte und die Ökologie im Hause Fanselow ins Wanken brachte. »Such dir doch einen anderen Ami«, schlug Gustavchen seiner Schwester vor. »S’ laufen doch genug herum.«
    »Ach, nein«, Agathe, ausgebreitet auf dem Schleiflackbett, erklärte, sie liebe Kelley.
    »Mann, bis du dämlich«, fluchte Gustavchen. »Für ein paar Stangen Zigaretten kannst du doch mal einen drüberlassen. Außerdem trocknest du aus.«
    Agathe zerdrückte eine Träne. »Was bist du nur für ein Schwein«, flötete sie. Aber schließlich zerrte sie doch einen anderen GI durch den Goldtunnel, einen Neger übrigens. Es gab bei Fanselows wieder Zigaretten und Whiskey.
    Zehn Tage später dampfte Ellsworth in unsere Laube, die Hand noch in der Schlinge, voll mit Whiskey, Kopf hochrot. »Wo sind meine Hemden?«, schrie er. Minnamartha lief herbei, einen Stapel olivfarbener Hemden auf dem Arm. »Hier, alles ist fertig«, rief sie. »Ready!«
    Ellsworth nahm die Hemden, schmiss sie auf den runden Tisch, sank aufs Sofa. »Niggerfucker«, rief er. »She is a goddamned niggerfucker!«
    Ich hielt das erst für ein Transportflugzeug, schwarz angemalt vielleicht. Aber Ellsworth war

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