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Msssarrr!

Msssarrr!

Titel: Msssarrr!
Autoren: Alfred Bekker
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gleich nach dem schmalen Dünenstreifen Dar-el-Leslie, die in der Nähe von Tanger, Alt-Erde, gelegene Familienresidenz seiner Familie.
    Wie ein dunkles Ungeheuer erhob sich dieses Symbol einer über Generationen gehenden, quasi-dynastischen Familienkontinuität als gigantischer, bizarrer Schatten bis in den Sternenhimmel.
    Obwohl du zu den Sternen geflohen bist, um diesem Schatten zu entkommen, kehrst du doch immer wieder hierher zurück , ging es Leslie durch den Kopf. Und ist es nicht so, dass du – abgesehen von deiner Kabine auf der STERNENFAUST – dies als dein Zuhause betrachtest?
    Der Wind blies vom Meer. In einer Entfernung von etwa zwanzig Metern fiel das Licht des Mondes auf einen Mann, der eine dunkle Kutte trug. Die Kapuze war über den Kopf gezogen. Das Gesicht blieb im Schatten.
    Richard Leslie ging auf diese Gestalt zu und blieb ein paar Schritte entfernt stehen. »Hallo Dan …«
    Die Gestalt drehte den Kopf. »Richard!«
    »Mom hat mir gesagt, dass du hier unten bist.«
    »Wir haben uns lange nicht gesehen.«
    »Das ist wahr, Bruder Daniel …« Langsam müsstest du es doch verarbeiten können, dass der Christophorer-Orden deinen Bruder erwählte und ihm anbot, in Saint Garran auf Sirius III in das geheime Wissen dieser Gemeinschaft von Wissenschaftler-Mönchen eingeführt zu werden , dachte er.
    »Ich nehme an, Dad hat seinen Plan noch nicht aufgegeben, dich zur Rückkehr in die Firma zu bekehren«, sagte sein Bruder.
    Richard Leslie musste schmunzeln. »Das wird er wahrscheinlich nie.«
    »In gewisser Weise verstehe ich ihn. Die Frachtlinien der Eric Leslie Ltd. sind sein Leben.«
    »Sie waren bereits der Lebenssinn mehrerer Generationen von Leslies«, gab Richard Leslie zu bedenken. »Ich denke, das reicht.«
    »In meinem Fall hat er seine Hoffnungen längst aufgegeben«, vermutete Bruder Daniel. »Das Christophorer-Gelübde schützt mich vielleicht davor, unentwegt seinen Überzeugungsversuchen ausgesetzt zu sein.«
    »In meinem Fall wird er wohl nie verstehen, weshalb ich ein Star-Corps-Schiff fliegen möchte und nicht irgendeinen Frachter auf der Sirius-Linie.«
    »Wir haben alle unsere Träume«, sagte Bruder Daniel. »Träume, denen wir nachjagen oder die umgekehrt uns verfolgen. Aber man muss aufpassen, nicht die Träume eines anderen mit den eigenen zu verwechseln und sie zu erfüllen versuchen, weil man sich dazu verpflichtet fühlt.«
    Richard Leslie nickte. »Der Traum davon, dass die Frachterflotte immer und für alle Zeit im Familienbesitz bleibt, ist Dads Traum. Unglücklicherweise hat ihn keiner seiner Söhne geteilt.«
    Sie schwiegen eine ganze Weile, während im Hintergrund das Meer rauschte.
    »Für jemanden, der an die klimatisierten Verhältnisse an Bord eines Raumschiffs gewöhnt ist, sind das wahrscheinlich sehr starke Eindrücke«, ergriff Bruder Daniel wieder das Wort, als sie in stummem Einverständnis ein Stück den Strand entlanggingen.
    »Du scheinst die Kunst des Gedankenlesens, die man den Christophorern nachsagt, bereits meisterhaft zu beherrschen. Über diesen Punkt denke ich tatsächlich jedes Mal nach, wenn ich nach Hause komme.«
    »Nach Hause?«
    »Was immer das sein mag. Aber wenn du tatsächlich Gedanken lesen kannst, dann weißt du es.«
    »Richard!«
    »Was?«
    »Du weißt, dass wir Christophorer keine Telepathen sind.«
    »Telepathen, Empathen – was ist der Unterschied?«
    »Der Unterschied ist, dass zur Empathie jeder fähig ist. Das menschliche Hirn besitzt eine große Anzahl Spiegelneuronen, die nur einen einzigen Zweck haben: Sie spiegeln exakt die Emotionen wider, die wir bei anderen wahrnehmen. Sie erzeugen sogar dieselben Vorgänge im Gehirn. Dabei ist beispielsweise das selbst erlittene Grauen vom nur beobachteten oder durch eine Erzählung vermittelten Grauen hirnbiologisch nicht unterscheidbar. Der Mensch ist auf diese Weise sehr verwundbar, denn er kann durch Leid traumatisiert werden, das er gar nicht selbst erduldet, sondern von dem er nur gehört hat. Aber diese Fähigkeit ermöglicht auch eine sehr tiefe Verbindung zwischen Individuen, und sie ist letztlich die Grundlage jeder Kultur.«
    »Ihr Christophorer trainiert eure Spiegelneuronen etwas besser als andere?«
    »Vereinfacht ausgerückt, trifft das zu.«
    »Es wundert mich, dass ein gläubiger Mensch vom Gehirn wie von einem Muskel oder einem mechanischen Objekt spricht«, gab Richard Leslie seinem Erstaunen Ausdruck.
    Bruder Daniel schlug seine Kapuze zurück. Der Wind fuhr durch das
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