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Mr. T-Cup und der (grosse) Abstimmungsapparat

Mr. T-Cup und der (grosse) Abstimmungsapparat

Titel: Mr. T-Cup und der (grosse) Abstimmungsapparat
Autoren: Felix Longolius
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Gepäcknetz. Sie gingen zum Ausstieg. T-Cup
schaute durch das kleine Fenster der Zugtür. Es war überhaupt kein
Bahnhof zu sehen. Doch der Zug hielt an. Die beiden schauten sich
an. Der eine fragend, der andere wissend, und stiegen aus. Weit
würde es nicht mehr sein, sagte die Pyramide. Es sollte sich
herausstellen, dass dies nicht ganz korrekt sein würde.
    Nach einer Stunde Lauf durch den Wald, der das einzige war, was
T-Cup sah, seit sie aus dem Zug ausstiegen, fing er an sich mit dem
Proviant zu versorgen. Vielleicht war es wirklich nicht besonders
weit, doch das kleine Wüstendenkmal konnte nicht besonders schnell
laufen, gab jedoch die Entfernung in den Massen eines Grossen
an.
    »Wir werden gleich bei einem Haus ankommen. Und ich sage Ihnen
jetzt etwas, dass für Sie sehr, sehr wichtig sein wird: Sobald Sie
an der Tür geklopft haben, dürfen Sie nicht mehr zurück blicken.
Sie dürfen nicht zurückblicken, bis ich es Ihnen sage.«
    »Was passiert denn, wenn ich es doch tue? Werde ich dann
erblinden oder gelähmt?«
    »Das wollen Sie nicht wissen. Das .. wollen Sie nicht
wissen.«
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein?!«
    »Stimmt, ist es auch nicht. Aber möglich wäre es schon, denken
Sie nicht? Man könnte Sie verhexen.
    Aber wissen Sie was? die Kunst des Verhexens ist es, das
Vertrauen zu Gewinnen. Und Sie dürften unsicher genug sein, als
Zauberopfer in Frage zu kommen. Wir steigen aus einem Zug aus, der
auf freier Strecke plötzlich hält. Gleich kommen wir bei einem
abgelegenen alten Haus mitten im Wald an, und Sie wissen immer noch
nicht, ob Sie es mit einem Spinner zu tun haben.
    Vorhin haben Sie mich gefragt, ob Gedankentransport einfach
Unsinn ist. Und diese Unsicherheit muss man sich erst einmal
vorstellen! Sie arbeiten schliesslich seit Jahren bei einem
Apparat, der meint das Monopol für die Gedankenverstärkung zu
haben. Da könnten Sie auch einen Fernsehtechniker fragen, ob er
schon mal ein Bild auf dem Schirm gesehen hat. Ha ha, Sie sind
wirklich verunsichert, stimmt es?«
    Die nächsten paar Schritte gab es nichts zu sagen.
    »Nein, aber mal im Ernst.« fuhr Illuminati fort. »Was Ihnen
vorhin passiert ist, nennt man Kettenreaktion. Wenn man plötzlich
erfährt, dass etwas ganz anders ist, als man es sich immer
vorgestellt hat .. da kann es schnell passieren, dass man plötzlich
alles in Frage stellt, was einem sonst ganz natürlich ist. Also,
seien Sie nicht zu offenherzig mit Ihren Werten, Ihren
Überzeugungen. Sonst kann es schnell ganz schön peinlich werden mit
Ihnen.«
    »Es .. ist schon wieder in Ordnung, denke ich. Mein Eindruck ist
einfach, dass etwas Einmaliges passiert; etwas einmalig verrücktes.
Damit kann ich leben.« sagte T-Cup resigniert.
So kamen ein, sagen wir: psychisch etwas unterperformanter Mann mit
einer Teetasse als Kopf und eine kleine Pyramide irgendwo zwischen
dort und nirgendwo bei einem Haus im Wald an. Das erinnerte doch
sehr an vergangene Zeiten. Nein, dieses Haus war irgendwie nicht
aus dieser Welt, um es genau auszudrücken. Der Himmel hinter den
Baumspitzen war schon stockdüster. Illuminati sagte nur:
    »Klopfen Sie an der Tür. Sie werden dann hereingebeten. Vorher
nehmen Sie bloss noch einen von den Bonbons vom Bahnhof. Der wird
Sie auf andere Gedanken bringen.«
    T-Cup tat, wie es ihm gesagt wurde. Was blieb ihm auch anderes
übrig. Er pulte einen der Bonbons aus dem Zellophan, deponierte ihn
im Mund und klopfte. Schliesslich trat er ein.
    Einmal eingetreten, sah er eine Leinwand, genau in der Mitte des
einzigen Raums. Dazu einen Sessel und Kopfhörer, welche an so einer
Station hingen wie man sie noch manchmal im Autokino findet um sich
die Lautsprecher in die Autofenster zu hängen.
    'So so', dachte Mr. T-Cup, 'der Sessel ist wohl für mich', und:
'hier wurden bestimmt schon vor mir Leute belehrt. Eine Ehre nun
für mich hier zu sein? Wer weiss?'
    Er fragte in den leeren Raum hinein (Illuminati war wirklich
draussen geblieben):
    »Guten Abend! Mein Name ist T-Cup.« – Mr. T-Cup war nicht
bestürzt darüber, dass man wusste mit wem man es zu tun hatte. Er
solle sich nun hinsetzen. Man wolle ihm etwas zeigen. T-Cup setzte
sich also in den Sessel. Und dass er die Kopfhörer aufsetzen solle.
Er tat auch dies. Ein Film fing an, der Ton war jetzt besser als
gerade eben, als er noch keine Kopfhörer aufgesetzt hatte.
    Zu sehen bekam T-Cup Polizisten, Protestierende, Krawall. Dann
war der Film zu Ende, was durch ein althergebrachtes
Ende
auf der Leinwand
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