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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell
Autoren: Rebecca Hunt
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lange Sicht die härteste, die du dir vorstellen kannst.« Er stieß sich vom Rahmen ab, stand in der Tür.
    »Das ist jetzt also der Abschied.«
    Ein abendlicher bernsteingelber Sonnenschleier trübte die linke Seite von Esthers Gesichtsfeld. »Wirst du zurückkommen?«
    »Wenn du Pech hast.«
    Die Sonne ließ ihre Wange erglühen, vergoldete ihren Kopf, ihr Kleid. »Werde ich Pech haben?«
    »Vielleicht nicht.« Black Pat schaute sie lange an. »Tschk«, machte er angesichts seiner törichten Zärtlichkeit, dann: »Wuff.« Er kam nicht dagegen an. »Vielleicht nicht«, wiederholte er leise.
    Ein diagonaler Sonnenstreifen zog sich über Hüfte und Schwanz, ließ das Gesicht im Schatten.
    »Vielleicht nicht.« Esther war damit zufrieden.
    Im Gehen zwinkerte Black Pat ihr noch einmal zu. »Esther, ich hoffe nicht.«
    Ein letztes Zwinkern, und weg war er.

Montag, 27. Juli 1964

40
    11 Uhr 15
    C hurchill stand unbewegt im Amtszimmer, die nadelgestreiften Hosenbeine zwei Masten unter der runden Boje seines Bauches. Die Romeo y Julieta war noch in seiner Hand, und er zog daran, ließ den Rauch im Mund herumgehen und atmete ihn nachdrücklich aus. Der Rauch beschrieb eine geisterhafte Bahn durch die Luft, bevor er sich langsam zerstreute.
    »Und damit sind wir am Ende angekommen«, sagte er.
    Black Pat befand sich am anderen Ende des Zimmers, die Ohren gespitzt.
    »Ja«, sagte Churchill zu sich selbst und blickte an sich hinab, strich sein Hemd glatt. »Da wären wir endlich.«
    Black Pat betrachtete die Zehen seiner Vorderpfoten. Die Zehengelenke zeichneten sich durch das Fell ab, ließen die mächtigen Knochen darunter ahnen. »Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    »Ich weiß.«
    »Hattest du es dir anders vorgestellt?«
    »Wie denn?« Churchill bedachte ihn mit einem schiefen Blick. »Hätte es denn jemals eine andere Möglichkeit gegeben?«
    Vorsichtig die Worte abwägend, antwortete Black Pat: »Ich vermute, eine geringe Chance besteht immer.«
    »Unverbesserlicher Lügner«, sagte Churchill mit Rauch auf den Lippen, träge Belustigung im Blick.
    Er begab sich zu einem Schrank und bückte sich, um hineinzuschauen. Er nahm eine Flasche Pol Roger Champagner heraus und hob sie liebevoll hoch, bewunderte den geschwungenen Hals. Der Hund hatte sich hingekauert, die Beinmuskeln angespannt, um in einem Kraftausbruch explodieren zu können, wenn der Korken, den Churchill vorsichtig lockerte, herauskam. Da knallte es, und der Korken flog durchs Zimmer.
    Im selben Moment sprang Black Pat, schnappte den Korken mit den Zähnen und zerschrotete ihn lautstark.
    Ein kristallklares Sprudeln erklang, als sich Churchill ein Glas einschenkte. »Darin warst du immer gut.«
    »Jahrelange Übung.« Black Pat grinste und verteilte Korkkrümel über den Boden.
    Churchill schwenkte sein Glas, in dem die Bläschen in langen Ketten nach oben stiegen. Der Himmel draußen verhieß lange, heiße Stunden und das Ausfließen in einen angenehmen tropischen Abend.
    Eine heikle Harmonie herrschte zwischen ihnen, während sie eine Weile Ruhe hielten.
    Schließlich setzte sich Black Pat und sagte: »Dass ich in diesem Moment bei dir sein muss«, ein stockender Kehllaut, »bedaure ich wirklich.«
    Churchill nippte an seinem Glas. »Was für ein verdammt komischer Kauz du doch bist.«
    Black Pat lachte knurrend, so dass es sich anhörte, wie wenn Luft über einen Flaschenhals geblasen wird. »Aber ich bin verpflichtet, dich auf diesem Gang zu begleiten. Es ist eine Pflicht, keine freie Entscheidung.«
    Churchill schob seine Daumen in die Weste und schritt durchs Zimmer. »Ja, ist mir klar. Wir müssen unseren Verpflichtungen nachkommen und standhaft sein, wir alle.«
    Am Fenster beobachtete er Vögel in der Platane, Spatzen, die mit winzigen Flügelschlägen zwischen den Ästen hindurchschossen, geschäftig zankend in einem luftigen Mikrokosmos zu Hause.
    »Du erinnerst dich doch an das Churchillsche Familienmotto, nicht wahr?«, sagte er zur Fensterscheibe, in der er sein Spiegelbild sah. »Fiel pero desdichado. Treu, aber glücklos.« Er drehte kurz den Kopf und sagte über die Schulter zu Black Pat: »Trifft voll auf uns zu.«
    »Wir müssen gehen.«
    Da kam Churchill ein Gedanke, begleitet vom zartesten Anflug eines Lächelns. »Vielleicht wäre eine Änderung angebracht: Fiel sin importar pura animosidad. Treu, ungeachtet der puren Feindseligkeit.«
    Die Fingerspitzen nahmen kurz Kontakt mit dem Nasenrücken auf, und das Lächeln wich aus dem
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