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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell
Autoren: Rebecca Hunt
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am Boden lümmelte.
    »Denn es kommt mir so vor«, spann Churchill seinen Faden weiter, »als ließe sich diese Formulierung auch auf den Zusammenhalt anwenden, den ich innerlich suche.« Ein zweiter böser Blick wurde abgefeuert. »Manchmal will mir scheinen, dass mein Leben in unzusammenhängende Teile zersplittert ist, SOS -Rufe am Nachmittag und abendliches inneres Exil. Ein solcher Zyklus lässt sich nicht durchbrechen, aber das Ziel ist nicht, um seine Bejahung zu kämpfen, sondern den Kampf dagegen zu bejahen. Indem wir das tun, sind wir trotz allem, um mich einer eigenen Redewendung zu bedienen, Kommandanten unserer Seele.«
    Esther stand schon in der Tür, als er ihr noch ein letztes Wort mit auf den Weg gab. »Dass ich die Schicksalsschläge verkraften konnte, die mir das Leben verpasst hat, ist ein Zeichen meiner Verbindung mit mir selbst. Ich verbinde meine Vergangenheit und meine Gegenwart, verstehen Sie? Deshalb bin ich ungebrochen.«
    Esther nickte ein wenig unsicher, dann nickte sie und war sicher. »Ja, ich verstehe.«
    Lächelnd sah Churchill, wie sie sich innerlich stählte. »Hervorragend, äh, Hammerhans. Und wenn man uns noch so niederwirft, springen wir doch immer wieder auf und bieten mit Todesverachtung die Stirn.«

37
    18 Uhr 35
    C hurchill suchte sich eine Zigarre aus und durchbohrte das Ende mit einem Streichholz. Er schenkte der Stimme vom Fußboden keine große Beachtung.
    »Sie zu verlassen steht nicht in meiner Macht.«
    Churchill steckte sich die Zigarre zwischen die Zähne und zündete sie an. Ganz leise hörte man Tabakblätter knistern und in rötlichen Krümeln verglühen. Er machte ein paar prüfende Züge und blies eine lange Rauchfahne durch die Luft. Während er zusah, wie der Rauch zerfloss, sagte er zu Black Pat: »Es könnte allerdings sein, dass sie dich verlässt.«
    »Derzeit nicht.« Black Pat hörte in der Auffahrt vor dem Haus einen Motor starten. Er ging zum Fenster und blickte auf Corkbowls zurückstoßenden und dann den Bogen zur Straße beschreibenden Morris Minor hinunter. »Trotz deiner Bergpredigt ist sie – «
    Churchill unterbrach ihn. »Keine Bergpredigt, das war eine Frontpredigt. Du machst uns zu Waffengefährten, sie und mich.«
    Vom Fenster aus antwortete Black Pat: »Das weiß sie nicht.«
    »Du unterschätzt sie.« Churchill betrachtete zufrieden die Glut. »Und es spricht für sie, dass sie dich unterschätzt.«

38
    18 Uhr 45
    N a?« Corkbowl duckte sich auf seinem Sitz, um in einer Kurve Chartwell House hinter einem Waldriegel verschwinden zu sehen. »Wie war’s?«
    DasAbendlichttauchteallesinKinofarben,währenddasAutozwischenerhöhtenBöschungenmitgroßenBuchenundEichenhindurchfuhr.DurchdieBaumreihenleuchtetenFleckenausgedörrterroterErde,überumgestürzteStämmewarendichteEfeuteppichegebreitet.CorkbowlhattedieFensterheruntergekurbelt,damitdieHitzeausdemaufgeheiztenWagenentweichenkonnte.
    Esther wedelte sich Luft an den Hals, an die Stirn, doch ihr Wedeln brachte nicht viel. »Es war ganz gut, doch. Es war … «, sie sagte es zu ihrer Handtasche gebeugt, während sie diese in den Fußraum schob, »… erhellend.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Corkbowl.
    Ein kurzes Schweigen. Dann beide Stimmen im selben Moment. Corkbowl bestand darauf, dass sie zuerst sprach.
    »Ich wollte mich nur bei Ihnen bedanken«, sie lächelte, »dafür, dass Sie mich heute fahren.«
    Corkbowl warf ihr einen seiner speziellen riskanten Seitenblicke zu. »Ist mir ein Vergnügen.«
    »Den Sonntag damit zu vertun, dass Sie mich herumkutschieren? Dann sind Sie leicht zu vergnügen. Ich glaube nicht, dass viele Leute verrückt darauf wären.«
    »Dann bin ich eben verrückt zu vergnügen«, sagte Corkbowl. Hm. Vielleicht drückte er es lieber anders aus. »Ich bin leicht zu verrücken.« Haute nicht hin. »Ich glaube, ich bleibe bei meiner peinlichen Äußerung über stählerne Reifen in Beths Diele.«
    Esther erinnerte sich. Sie blickte aus dem Fenster auf braune Büschel vertrockneter Farnwedel, denen hellgrüne junge Triebe entsprossen.
    »So etwas hört man gern, es ist nur ein wenig verblüffend, da ich nicht gerade in meiner besten … « Sie wusste nicht so recht, wie sie es erklären sollte. »Ich tauge derzeit nicht besonders zu … « Auch diesen Satz brachte sie nicht zu Ende.
    Corkbowl sprang ein. »Freunde sind immer ein Luxus.«
    »Ich fürchte, meine Freundschaft ist ein etwas fragwürdiger Luxus.«
    »Austern auch«, versetzte Corkbowl prompt.
    Dunkelgrüne und
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