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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell
Autoren: Rebecca Hunt
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vermeintlichen Fakten von Rindviechern kommen, kann man nicht von einer echten Entscheidung sprechen.«
    Churchill hielt inne. Die unerwartete Schwierigkeit des Themas verwirrte ihn. Ah, ein neuer Blickwinkel.
    »Man sollte festhalten, dass die schwärzesten Worte nicht mehr Beachtung verdienen als ein Darmwind.«
    Sollte man das festhalten? Esther machte heroische Anstrengungen, nicht zu lachen, mit mäßigem Erfolg.
    »Können Sie mir folgen?«, fragte er.
    »Beinahe. Vielleicht wenn … « Sie verstummte taktvoll.
    »Ha.« Churchill ließ seine Darlegungen noch einmal Revue passieren und fand sie schief und schwer verständlich. Ein wackerer Versuch, durchaus, aber zu abstrakt. Er setzte neu an.
    »InderLandschaftjedesLebensgibtesoffeneWeitenunddunkleHöhlen … «,kurzesZögern,weiter,»…undindieentlegenenWinkelwieinsHochlandführteinWeg.MancheWegeführenvielweiteralsandere,siedringenintiefeHöhlen.«Churchillregistrierte,dassvomFußbodenseinNamegeflüstertwurde.Ergingdarüberhinweg.»UndwenneinWegdiesenVerlaufnimmt,dannseiesso.AberichwürdeniemalsfreiwilligdieHöhlenansteuern,wennsichmirandereMöglichkeitenböten,undsolltedasdieeinzigeMöglichkeitsein,würdeichdennochmeinenganzenWiderstandsgeistdagegenmobilisieren.«EinkurzerfinstererBlickrichtetesichdrohendaufdasGeflüster.»UnddarüberhinausundvorallenDingenhoffeichinständig,dassichkeineHandlungbegehenwerde,diediesedunklenGängebefördert.Wennesseinmuss,bemüheichmich,damitzu leben, ich werde jedoch niemals in den Abstieg einwilligen.«
    »Was beschwerlich werden kann.« Black Pats Stimme meldete sich nüchtern und trocken vom Fußboden und fand keine Beachtung.
    Esther hörte Churchill zu.
    »Bleiben Sie fest. Keine Hilfe, keine Hand … «, Churchill brach ab, schob entschlossen die Kinnlade vor, »… den feindlichen Mächten, die Sie umstimmen wollen.«
    Der Hund bewegte ein Hinterbein und machte ein scheuerndes Geräusch. Esther interessierte sich nicht für ihn. In ihr streckte ein winziger, aber hungriger Optimismus die Fühler aus. Sie blickte Churchill an, blickte weg. Sie blickte Black Pat an und überlegte. Sie blickte auf die letzten paar Tage zurück und sah die kommenden Tage in einem anderen Licht. Black Pat alberte herum, wollte sie unbedingt ablenken. Da sie es ihm so schwer machte, beugte er den Kopf vor und nahm ein Stück von Esthers Rock ins Maul. Köstlich. Er zerrte heftig daran und spannte den Stoff so straff, dass er beinahe riss.
    Churchill bedauerte es, dass sie nicht genug Biss besaß, um den Hund zu prügeln. Hau ihn, befahl er im Stillen, während Esther mit sittsamem Zorn ihren Rock freizubekommen versuchte. Eine solcheGegenwehr, dachte Churchill, hat den Biss eines Stücks Weißbrot.
    »Darf ich Ihnen einen dringenden Rat geben?«, sagte er, während er ihr von seinem Sessel aus zusah. »Handeln Sie umgehend!«
    Wie denn? Das war leicht gesagt, wenn man in einer Situation war, wo die Anstandsregeln ein direktes Handeln verboten. Esther nahm einen unschlüssigen Schluck Tee aus ihrer Tasse. Misstrauisch geworden, weil sie so schnell trank, ließ Black Pat den Rock los. Das musste untersucht werden. Er stützte sich auf das Tischchen, um in die Tasse zu lugen. Vielleicht, dachte er, ist irgendwas im Tee. Das wäre eine Erklärung. Seine Nase sandte eine Meldung vom Tassenrand und erklärte ihn zu einem romantischen Narren. Missmutig legte er sich wieder hin.
    Na gut, sie hatte gewissermaßen gehandelt, aber völlig ohne Biss und Schmiss. Churchill knackte mit den Knöcheln, sehr im Zweifel, ob das genügen würde. Vor ihm auf dem Schreibtisch stand ein Foto von Clementine, das sie beim Stapellauf des Flugzeugträgers HMS Indomitable zeigte. Auf dem Schwarzweißfoto war sie von der Taille aufwärts zu sehen, das Gesicht erhoben, ein weißes Lächeln, den randlosen Hut im kecken Winkel. Seine Clementine. So hatte sie vor vierundzwanzig Jahren zur HMS Indomitable emporgelächelt, einen eleganten Ohrring über ihrer verschatteten schönen Kieferpartie. Es war zu Recht ein Lieblingsfoto, ein glühendes Bild, das alles wegbrannte außer dem Gefühl stürmischer, tiefverwurzelter Liebe und dem Wort indomitable . Unbezwingbar. Eine außergewöhnliche Paarung, dachte Churchill, stählend in Zeiten, wo er schlappzumachen drohte.
    Bei dem Gedanken an Clementine fiel Churchill die Rede wieder ein. Das verflixte Ding war immer noch nicht fertig. Und Clementine würde darauf dringen, dass er zum Abendessen erschien. »Clementine«, sagte er,
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