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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell
Autoren: Rebecca Hunt
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das Gespräch mit Black Pat in der Kammer, an ihre gemeinsame Umlaufbahn, seine schuldlose Reaktion auf etwas, das von ihr ausging. Sie sagte: »Ich weiß nicht, ob ich so richtig einen Feind habe, denn mein Gefühl sagt mir«, sie betonte das Wort, um auszudrücken, dass es gar nicht ihr Gefühl war, sondern etwas Angelerntes, »dass ich, wenn Sie so wollen, die Ursache etwaiger … «, wie das sagen?, »… etwaiger bekommener Zitronen bin und dass ich sie deshalb annehmen muss.«
    »Niemals.« Churchills Erwiderung kam prompt und scharf. »Sie müssen Widerstand leisten, denn Sie sind im Krieg.«
    »Nein, Esther.« Black Pat tätschelte ihr Schienbein.
    Sie klemmte das Bein fest hinter den Stuhl. »Im Krieg?«
    »Nicht im Krieg, Esther«, murmelte Black Pat ihr zu.
    »Was das betrifft, können Sie sich auf mich verlassen«, sagte Churchill. »Von Ihren stürmischsten Höhen zu Ihren würmischsten Tiefen sind Sie im Krieg.«
    »Wir kämpfen auf derselben Seite«, versicherte Black Pat. »Wir kämpfen gemeinsam.«
    »Und«, sagte Churchill, der das gehört hatte, »Sie können mir glauben, dass Sie allein kämpfen. Esther Hammerhans«, sein Ton wurde beschwörend, »willigen Sie nicht in den Abstieg ein.«
    Einen Moment lang verschlug es Black Pat die Sprache. Dann hatte er sich gefangen.
    »Sehr anrührend«, sagte er giftig zu Esther. »Das erinnert mich an einen Witz, den ich mir gerade für just diese Situation ausgedacht habe.« Er setzte ein besonders hässliches affektiertes Grinsen auf. »Stehen zwei Männer auf einem sinkenden Schiff. Sagt der eine zum anderen: ›Können Sie schwimmen?‹ Der verneint, und der erste Mann sagt: ›Ich auch nicht. Aber ich halte Ihren Kopf über Wasser, wenn Sie meinen über Wasser halten.‹«
    »Hören Sie nicht darauf«, sagte Churchill. »Hören Sie nicht auf die Propaganda, die will Sie bloß in den Treibsand locken.«
    »Abgesehen davon, dass sie die Wahrheit sagt.« Black Pats Schnauze näherte sich ihrem Fuß und legte sich dann darauf. »Ahoi«, sagte er, auf das Kissen ihres Schuhs gebettet. »Ahoi.«
    Es klopfte. Howells, der verhindern wollte, dass Churchill sich übernahm, erkundigte sich taktvoll, ob bei Tisch noch ein zusätzlicher Platz gedeckt werden solle.
    Howells hatte eine Liste von Fragen zum Abendessen. Freunde kamen zu Gast und würden demnächst eintreffen. Esther spürte Howells abschiebenden Blick und packte gehorsam ihre Sachen zusammen. Die Rede war passabel, sie würde genügen. Churchill faltete das Blatt zusammen und steckte es in seine Brusttasche, worauf Howells sich wieder nach unten begab. Esther ging zur Tür. Sie blieb noch kurz stehen, um eine höfliche Bemerkung zu einer Schweizer Uhr zu machen, die im Bücherregal an der Tür stand. Esther bewunderte das zierliche Gehwerk, dessen unglaublich winzige Teile beim Schwingen Reflexionen auf die Messingkanten warfen.
    »Ein Geschenk von den Schweizern. Fast ein Perpetuum mobile, aus dem Hause Jaeger-LeCoultre.« Churchill blickte versonnen. »Komisch, welche Dinge einem im Leben erhalten bleiben. Nicht immer die, von denen man es erwartet hatte, und nicht immer so, wie man es erwartet hatte.«
    Esther sah, dass er einen Metallstreifen in den Händen drehte, den er aus den Erinnerungsstücken auf der Fensterbank neben seinem Schreibtisch herausgegriffen hatte. Ein Daumen rieb wie polierend über die Gravur.
    »Ein Stück Schrapnell«, erläuterte Churchill. »Gehörte zu einem Zwanzigpfünder aus dem Ersten Weltkrieg.« Der Daumen rubbelte zärtlich weiter. »Können Sie sich vorstellen, dass dieses Ding zwischen meinen Cousin, den neunten Herzog von Marlborough, und mich fiel?« Er hielt kurz inne, noch nachträglich staunend. »Es hat nicht viel gefehlt, und es hätte uns den Garaus gemacht.« Ein weises Lächeln traf Esther. »Aber diese Einladung, einen Platz im Himmelreich einzunehmen, konnten wir noch mal dankend ablehnen. Und später schenkte mein Cousin mir dieses Stück Schrapnell, versehen mit der Inschrift, ähem … « Churchill rückte seine Brille zurecht und spähte auf die schwachen silbernen Lettern. »Ah ja. ›Dieser Splitter fiel zwischen uns und hätte uns für alle Zeit trennen können, jetzt aber ist er ein Zeichen unserer Verbindung.‹«
    Das Schrapnellstück wurde auf den Schreibtisch gelegt. »Das mag sein, wie es will. Gelegentlich jedoch erscheint mir die Formulierung aus anderen Gründen treffend.« Ein hasserfüllter Blick überraschte Black Pat, der immer noch
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