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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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befestigt, das sie jetzt nahm und Carson um die Brust band. Dann legte sie seinen linken Arm übers Sattelhorn und machte das Seil sorgfältig daran fest. Erst während sie das tat, bemerkte sie, ohne allzu erstaunt darüber zu sein, daß ihr Oberkörper nackt war. Aber es war dunkel, und sie hatte ohnehin nichts, was sie sich hätte anziehen können. Irgendwie erschien es ihr auch vollkommen unwichtig.
    Sie nahm Muertos Zügel und setzte sich langsam in Bewegung, direkt auf den Polarstern zu.

    Kurz vor Sonnenaufgang erreichten sie das Außenlager. Es war ein altes Lehmziegelhaus mit Wellblechdach, das im Schatten eines kleinen Pappelwäldchens stand. Daneben befanden sich eine Scheune, ein Windrad, ein Wassertank und mehrere Pferdekoppeln mit wettergebleichten Holzzäunen. Eine frische Brise bewegte das Windrad. Als Carson und de Vaca in Sichtweite kamen, wieherte ein Pferd in der Koppel, und ein Hund neben dem Haus begann zu bellen. Kurz darauf erschien in der Tür des Hauses ein junger Mann, der lange rote Unterhosen und einen Cowboyhut trug. Mit weit offenem Mund starrte er auf die barbusige, blutüberströmte Frau. Sie führte ein stattliches Pferd hinter sich her, auf dessen Sattel ein ebenfalls blutüberströmter Mann festgebunden war.

    Mit einem Gesicht, in dem sich Schrecken und Fassungslosigkeit mischten, starrte Scopes Levine lange an. Dann verließ er den Tisch und drückte auf einen Knopf neben einer in die Wand eingelassenen Metallplatte. Die Platte glitt geräuschlos nach oben und gab den Blick auf ein kleines Waschbecken frei.
    »Wasch dir nicht die Hände«, sagte Levine mit ruhiger Stimme, »sonst gelangt das Virus in die Kanalisation.«
    Scopes zögerte. »Du hast recht«, sagte er schließlich. Er befeuchtete ein Handtuch, tupfte sich damit die Hände ab und entfernte ein paar in der Haut steckende Glassplitter. Dann trat er von dem Waschbecken zurück und setzte sich wieder aufs Sofa. Seine Bewegungen waren merkwürdig zögerlich, als käme ihm selbst das Gehen auf einmal ganz ungewohnt vor. Levine sah ihn vom anderen Ende des Sofas her an. »Es wäre gut, wenn du mir jetzt alles über X-FLU II erzählen würdest«, sagte er gefaßt.
    Scopes strich in einer automatischen Bewegung seine Stirnlocke glatt. »Allzuviel wissen wir nicht darüber. Bisher hat sich nur ein einziger Mensch damit infiziert. Es hat eine Inkubationszeit von zwanzig bis sechzig Stunden, auf die dann sehr rasch der Tod durch ein Gehirnödem erfolgt.«
    »Kann man den Ausbruch der Krankheit verhindern?«
    »Nein.«
    »Gibt es einen Impfstoff?«
    »Nein.«
    »Wie infektiös ist das Virus?«
    »In etwa so wie eine normale Erkältung. Vielleicht sogar mehr.« Levine blickte hinunter auf seine verletzte Hand. Um die Scherben der zerbrochenen Ampulle begann das Blut langsam zu gerinnen. Es bestand kein Zweifel daran, daß sie sich beide infiziert hatten.
    »Gibt es noch Hoffnung?« fragte er. »Nein«, entgegnete Scopes. Sie schwiegen beide.
    »Es tut mir leid«, sagte Scopes schließlich so leise, daß er fast flüsterte. »Es tut mir so leid, Charles. Früher hätte ich so etwas nie getan. Ich...« Er hielt inne. »Ich glaube, ich habe mich einfach zu sehr daran gewöhnt, daß ich immer der Gewinner bin.«
    Levine stand auf und wischte sich mit dem Handtuch die Hände ab. »Wir haben jetzt keine Zeit für Schuldbekenntnisse. Viel wichtiger ist die Frage, ob wir es verhindern können, daß das Virus die gesamte Menschheit tötet.«
    Scopes gab keine Antwort. Levine beugte sich hinüber zu ihm. »Brent?« fragte er ruhig. »Was ist los mit dir?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Scopes. »Wahrscheinlichhabe ich Angst vor dem Tod.«
    Levine sah ihn an. »Die habe ich auch. Aber Angst ist ein Luxus, den wir uns jetzt nicht leisten können. Wir verschwenden damit nur wertvolle Zeit. Wir müssen uns überlegen, wie wir...wie wir den ganzen Raum hier dekontaminieren können. Verstehst du mich?«
    Scopes nickte und wandte sich ab.
    Levine packte ihn an der Schulter und schüttelte ihn sanft. »Du mußt mir bei dieser Sache helfen, Brent, oder es klappt nicht. Das hier ist dein Gebäude. Du mußt dafür sorgen, daß dieses Virus mit uns stirbt.«
    Scopes starrte lange ins Leere. Dann wandte er sich an Levine. »Dieser Raum ist luftdicht abgeschlossen und hat sein eigenes Belüftungssystem«, sagte er. »Die Wände sind wegen etwaiger Terroranschläge explosions- und feuersicher und außerdem vollkommen gasdicht. Das wird uns jetzt zugute
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