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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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und...«
    »Wir werden dann schon tot sein. Dazu brauche ich ja auch das VXV-Zwölf.«
    Fairley befeuchtete sich die Lippen. »Mr. Scopes«, sagte er und schluckte. »Sie können nicht von mir verlangen, daß ich...« Er konnte den Satz nicht zu Ende bringen. Scopes betrachtete das Bild auf dem großen Bildschirm. Schweißperlen hatten sich um Fairleys Mundwinkel gebildet, und eine Strähne seines ansonsten immer tadellos frisierten, eisengrauen Haares hing ihm in die Stirn. »Spencer, ich habe Ihre Loyalität noch nie so nötig gehabt wie gerade jetzt«, fuhr Scopes mit ruhiger Stimme fort. »Bitte, verstehen Sie doch, daß ich ohnehin ein toter Mann bin. Der größte Gefallen, den Sie mir jetzt tun können, ist der, daß Sie mich nicht an X-FLU sterben lassen. Und deshalb dürfen Sie keine Zeit vergeuden.
    »Sehr wohl, Sir«, sagte Fairley und vermied es, in die Kamera zu sehen.
    »Sie müssen alles in zwei Stunden hier haben. Melden Sie mir, wenn die Hubschrauber sicher gelandet sind.« Scopes drückte auf eine Taste, und der Schirm wurde dunkel. Eine schwere Stille lag über dem Raum, bis Scopes sich an Levine wandte. »Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?« fragte er.
    Levine schüttelte den Kopf. »Wir Juden glauben, daß es eher um das geht, was wir in diesem Leben tun. Wir erreichen Unsterblichkeit dadurch, daß wir ein rechtschaffenes Leben führen und zu Gott beten. Und durch die Kinder, die wir hinterlassen.«
    »Aber du hast keine Kinder, Charles.«
    »Ich habe zwar immer gehofft, noch welche zu bekommen, aber es hat nicht geklappt. Dafür habe ich versucht, Gutes zu tun. Leider nicht immer mit Erfolg.«
    Scopes schwieg, bis er schließlich sagte: »Ich habe Menschen, die an ein Weiterleben im Jenseits glauben mußten, immer verachtet. Ich hielt das für eine Schwäche. Jetzt, wo mir selbst die Stunde schlägt, wünschte ich, ich hätte mich mehr um solche Dinge gekümmert.« Er blickte zu Boden. »Es wäre schön, wenn ich jetzt noch auf etwas hoffen könnte.« Levine schloß einen Moment die Augen und dachte nach. Dann öffnete er sie wieder und sagte einfach: »Cypherspace.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du hast andere Menschen aus deiner Vergangenheit in das Programm eingebaut. Warum solltest du dich nicht auch selbst hineinprogrammieren? Auf diese Weise könntest du - oder wenigstens ein Teil von dir - weiterleben und vielleicht all denen, die dort mit dir sprechen, etwas von deiner Weisheit und deinem Witz weitergeben.«
    Scopes lachte laut auf. »Ich bin nicht gerade der attraktivste Mensch, wie du ja weißt.«
    »Mag sein. Aber dafür bist du um so interessanter.« Scopes nickte. »Danke für das Kompliment.« Erhielt inne. »Die Idee hat ihren Reiz, das muß ich zugeben.«
    »Wir haben zwei Stunden, in denen wir die Zeit totschlagen müssen.«
    Scopes lächelte schwach. »Okay, Charles. Warum nicht? Aber nur unter der Bedingung, daß du dich auch in das Programm einbauen läßt. Ich möchte nicht allein zurück nach Monhegan Island.«
    Levine schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Programmierer, und bei einem so komplizierten Programm setzt es bei mir vollends aus.«
    »Das ist kein Problem. Ich habe einen Algorithmus geschrieben, der automatisch Personen für Cypherspace erzeugt. Er verwendet Methoden der künstlichen Intelligenz, indem er Fragen stellt, den User in kurze Unterhaltungen verwickelt und mit ihm mehrere psychologische Tests macht. Aus diesen Informationen baut er dann die Personen zusammen und setzt sie ins Programm ein. Ich habe es geschrieben, um meine Insel rascher bevölkern zu können, aber es wird uns jetzt ebenso gute Dienste leisten.« Scopes sah Levine fragend an.
    »Einverstanden. Aber du mußt mir dann auch erzählen, warum du euer Sommerhaus so verfallen dargestellt hast«, entgegnete Levine.
    »Vielleicht«, sagte Scopes. »Aber laß uns erst an die Arbeit gehen.«
    Nach längerem Überlegen entschied sich Levine doch dazu, daß er im Cypherspace so aussehen wollte, wie er wirklich war: mit einem schlechtsitzenden dunklen Anzug, fast kahlen Kopf und schiefen Zähnen. Langsam drehte er sich vor der Videokamera im achteckigen Zimmer um die eigene Achse. Wenn die Aufnahmen in Hunderte hochaufgelöster Bilder zerlegt und ins Programm eingescannt waren, würde aus ihnen der virtuelle Levine für Scopes' Cypherspace-Insel zusammengesetzt werden. In den vergangenen eineinhalb Stunden hatte ein Unterprogramm Levine zu einer Fülle von Themenkomplexen befragt, von seinen
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