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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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sagte Fossey. »Bis auf weiteres kriegt er kein Haldol mehr. Wie soll ich ihn behandeln, wenn er überhaupt nicht richtig da ist?«
    »Er ist in der Sechs«, sagte Will. »Ich bringe Sie hinunter.«
    Über der inneren Tür war ein Schild angebracht, auf dem in großen, roten Buchstaben stand: ACHTUNG! FLUCHTGEFAHR. Der neue Pfleger pfiff leise durch die Zähne, sperrte die Tür auf und ließ sie herein.
    »Sie wissen, daß ich es nicht gerne sehe, wenn neue Patienten in die geschlossene Abteilung eingewiesen werden, bevor ich sie überhaupt untersucht habe«, sagte Fossey, als er, Will und der Pfleger den kahlen Korridor entlanggingen. »Das kann einem Patienten ein gänzlich falsches Bild von unserem Sanatorium vermitteln, bevor wir überhaupt mit der Therapie begonnen haben.«
    »Es war nicht meine Schuld, Doc«, entgegnete Will und blieb vor einer verkratzten, schwarzlackierten Tür stehen. »Das war der ausdrückliche Wunsch der Ärzte aus Albuquerque, die ihn uns überwiesen haben.« Er schloß die Tür auf und schob einen schweren Riegel zurück. »Wollen Sie, daß ich mit reingehe?« fragte er.
    Fossey schüttelte den Kopf. »Ich rufe Sie, wenn ich Hilfe brauche.«
    Der Patient lag mit dem Gesicht nach oben auf einer großen Transporttrage. Die Arme hatte man ihm auf den Seiten, die Beine an den Knöcheln mit breiten Ledergurten festgezurrt. Von der Tür aus konnte Fossey nicht viel vom Gesicht des Patienten erkennen, lediglich eine ziemlich große Nase und ein breites, von den Stoppeln eines Dreitagebartes überzogenes Kinn. Der Arzt schloß leise die Tür und trat langsam auf seinen neuen Patienten zu. Nach all den Jahren, die er jetzt schon hier am Sanatorium arbeitete, hatte er sich noch immer nicht daran gewöhnt, wie seine Schuhe im weich gepolsterten Boden der Gummizelle versanken. Während Fossey auf die Trage zuging, beobachtete er die hingestreckte Gestalt genau. Die Brust des Patienten unter den zwei breiten Stoffbändern, die aussahen wie gekreuzte Patronengurte, hob und senkte sich in regelmäßigen Atemzügen.
    Fossey holte noch einmal tief Luft, dann räusperte er sich und wartete auf eine Reaktion des Patienten. Während er mit kleinen Schritten noch etwas näher an die Trage trat, stellte er ein paar Berechnungen an. Vor vierzehn Stunden war der Mann vom Krankenhaus in Albuquerque fortgebracht worden. Es konnte also nicht mehr am Haldol liegen, daß er so ruhig war.
    Fossey räusperte sich noch einmal. Dann sagte er: »Guten Morgen, Mr....« und suchte in der Krankenakte den Namen des Mannes.
    »Dr. Franklin Burt«, hörte er auf einmal den Patienten mit ruhiger Stimme sagen. »Entschuldigen Sie bitte, daß ich mich nicht aufrichten und Ihnen die Hand geben kann, aber wie Sie ja sehen...« Er ließ den Rest des Satzes unausgesprochen. Überrascht hob Fossey den Blick von seinem Klemmbrett und sah dem Patienten ins Gesicht. Dr. Franklin Burt. Dieser Name war ihm vertraut.
    Fossey blätterte die Krankenakte zurück auf die erste Seite und las: Dr. Franklin Burt, Molekularbiologe, Dr. med., Dr. phil. Wissenschaftler im Testlabor der Firma GeneDyne in der Jornada-del-Muerto-Wüste. Irgend jemand hatte hinter diese Berufsbezeichnung ein Fragezeichen gemalt. »Sie sind Dr. Burt?« fragte Fossey ungläubig und sah dem Mann wieder ins Gesicht.
    Die grauen Augen des Patienten blickten Fossey erstaunt an. »Kennen Sie mich etwa?«
    Es war Dr. Burt, natürlich älter und viel braungebrannter, als Fossey ihn in Erinnerung hatte, aber mit relativ wenigen Falten auf der Stirn und in den Augenwinkern. Die Augen waren stark blutunterlaufen, und an einer Schläfe klebte ein großes Pflaster. Fossey war erschüttert, denn er kannte diesen Mann gut, hatte Vorlesungen von ihm besucht. Es war Fosseys Bewunderung für diesen charismatischen und brillanten Professor gewesen, die in gewisser Weise seine Berufswahl maßgeblich beeinflußt hatte. Wie konnte es sein, daß ausgerechnet dieser Mann, an eine Trage gefesselt, hierher in die Gummizelle der geschlossenen Abteilung gelangt war?
    »Ich bin's, Doktor. Lloyd Fossey«, sagte er. »Ich habe in Yale bei Ihnen studiert. Wir haben nach den Vorlesungen manchmal miteinander diskutiert. Meistens über synthetische Hormone...« Fossey hoffte inständig, daß der Gefesselte sich an ihn erinnerte.
    Burt dachte eine Weile nach, dann nickte er und seufzte leise. »Natürlich. Entschuldigen Sie bitte. Selbstverständlich erinnere ich mich an Sie. Sie haben damals eine Arbeit
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