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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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Doktor am renommierten Massachusetts Institute of Technology gemacht hatte. Oder vielleicht hatte er auch bloß etwas gegen Farmersöhne aus dem Südwesten der Vereinigten Staaten.
    »Tut mir leid«, sagte Carson und hoffte, daß er dabei ein aufrichtig zerknirschtes Gesicht machte. »Ich habe leider im Stau gesteckt.«
    »So, so, im Stau«, wiederholte Peck, als ob er das Wort noch nie gehört habe.
    »Ja«, sagte Carson, »da war eine Umleitung...«
    »Eine Umleitung«, äffte Peck Carsons Dialekt nach.
    »Die Schnellstraße war praktisch dicht, und ich...«
    »Sieh mal einer an, die Schnellstraße«, höhnte Peck.
    Carson sagte nichts mehr.
    Peck räusperte sich. »War bestimmt ein furchtbarer Schock für Sie, daß Sie mitten im dichtesten Berufsverkehr in einen Stau gekommen sind, Sie Ärmster.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Um ein Haar hätten Sie auch noch Ihre Sitzung verpaßt.«
    »Was für eine Sitzung?« fragte Carson. »Davon weiß ich ja gar nichts...«
    »Wie sollten Sie auch? Ich habe es ja selbst erst vor ein paar Minuten erfahren. Auch das ist übrigens ein Grund, weshalb man pünktlich zur Arbeit erscheinen sollte, Carson.«
    »Ja, Mr. Peck«, sagte Carson. Er stand auf und folgte seinem Vorgesetzten durch ein Labyrinth aus kleinen Arbeitsnischen, die alle einander glichen wie ein Ei dem anderen. Peck, Speck, Dreck, murmelte Carson unhörbar vor sich hin. Wie gerne hätte er dem schleimigen Kerl einmal ordentlich die Fresse poliert. Aber so ging man hier nicht miteinander um. Wenn Peck der Vorarbeiter auf einer Ranch gewesen wäre, dann wäre er längst schon einmal mit dem Hintern im Dreck gelandet. Peck öffnete eine Tür, auf der VIDEOKONFERENZRAUM II stand, und winkte Carson hinein. Erst als Carson den großen, leeren Tisch sah, fiel ihm ein, daß er immer noch seinen fleckigen Laborkittel trug.
    »Setzen Sie sich«, sagte Peck.
    »Wo sind denn die anderen?« fragte Carson.
    »Es gibt keine anderen. Es ist eine Konferenz für Sie allein«, antwortete Peck und ging zur Tür.
    »Und Sie? Bleiben Sie denn nicht hier?« Carson hatte auf einmal ein ungutes Gefühl. Er fragte sich, ob er nicht eine wichtige E-Mail übersehen hatte, die ihn auf diese Sitzung hätte vorbereiten sollen. »Worum geht's denn hier überhaupt?«
    »Ich habe keine Ahnung«, entgegnete Peck. »Aber nach der Konferenz kommen Sie unverzüglich in mein Büro, Carson. Wir müssen uns dringend über Ihre Arbeitsmoral unterhalten.« Nachdem sich die schwere Eichentür mit einem satten Klicken geschlossen hatte, setzte sich Carson zögernd auf einen der Stühle an dem massiven Tisch aus Kirschholz und sah sich um. Eine Wand des Raumes, der geschmackvoll mit viel handpoliertem Holz ausgestattet war, bestand nur aus Fenstern, von denen aus man über die Wiesen und Teiche des Gene-Dyne-Geländes blickte. Dahinter erstreckte sich ein endloses, tristes Industriegebiet. Carson versuchte, sich im Geiste für das zu wappnen, was möglicherweise auf ihn zukam. Vielleicht hatte sich Peck ja bei der Personalabteilung so oft über ihn beschwert, daß ihm jetzt ein Rüffel vom Personalchef bevorstand, wenn nicht Schlimmeres.
    Irgendwie, dachte er, hatte Peck sogar recht: Seine Arbeitsmoral war wirklich nicht die beste. Manchmal kam es Carson so vor, als müßte er dringend etwas gegen die Sturheit und Verbitterung tun, die schon seinem Vater zum Verhängnis geworden war. Niemals würde Carson den Tag vergessen, an dem sein Vater auf seiner Ranch einen Vertreter der Bank grün und blau geschlagen hatte. Aber auch mit diesem Gewaltakt hatte er die Zwangsversteigerung seines Besitzes nicht verhindern können. Carsons Vater war sich selbst sein schlimmster Feind gewesen, und Carson wollte um keinen Preis dieselben Fehler machen wie er. Auch wenn es noch so viele Pecks auf dieser Welt gab. Trotzdem war es eine Schande, daß die vergangenen eineinhalb Jahre hier in der Firma größtenteils für die Katz gewesen waren.
    Dabei war der Job bei GeneDyne Carson zunächst wie die große Chance seines Lebens vorgekommen, für die er seine ganze Studienzeit über so hart gearbeitet hatte, und noch immer hatte er die Hoffnung nicht gänzlich aufgegeben, daß er bei dieser Firma doch noch etwas wirklich Bedeutendes zustande bringen könne. Aber an jedem neuen Tag in diesem fürchterlichen New Jersey, an dem er in seiner winzigen, vollgestopften Wohnung erwacht war, in den grauen Himmel voller Industrieabgase geblickt und mit Schrecken an Fred Peck
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