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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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über synthetisches Erythropoietin und Metastasenbildung geschrieben.« Fossey war erleichtert. »Es ist mir eine Ehre, daß Sie sich daran noch erinnern.«
    Burt zögerte ein wenig, bevor er weitersprach. »Es freut mich wirklich, daß Sie Arzt geworden sind«, sagte er schließlich und verzog den Mund, als fände er diese merkwürdige Situation irgendwie amüsant.
    Fossey hätte viel darum gegeben, wenn er jetzt in Ruhe die Krankenakte auf seinem Klemmbrett hätte studieren können. Vielleicht hätte er in den Diagnosen und Laborberichten irgendeine Erklärung dafür gefunden, weshalb sein früherer Professor jetzt hier war. Er spürte, wie Dr. Burt ihn anstarrte, als habe er seine Gedanken erraten.
    Fossey ließ den Blick kurz über das Klemmbrett wandern. Die Worte, die er dabei las, ließen ihn sofort wieder aufsehen: Paranoide Psychose...hochgradig wahnhaft...durch Neuroleptikum psychischen Spannungsgrad gedämpft. Dr. Burt sah ihn mit sanften Augen an, und Fossey, dem die Situation jetzt zutiefst peinlich war, fühlte ihm unter den Ledermanschetten seinen Puls.
    Burt blinzelte und befeuchtete sich die trockenen Lippen. Dann sog er die kühle Kellerluft tief in seine Lungen. »Ich war auf dem Weg von Albuquerque nach Norden«, sagte er. »Sie haben ja sicher mitbekommen, wo ich jetzt arbeite.« Fossey nickte. Als Dr. Burt Yale verlassen und eine Stelle bei der Firma GeneDyne angenommen hatte, hatte man sich in Kollegenkreisen wieder einmal darüber mokiert, daß die Privatwirtschaft den Universitäten ihre besten Köpfe abspenstig machte.
    »Wir machen in einem Labor in der Wüste von New Mexico Experimente mit Schimpansen. Das Labor ist ziemlich klein, so daß wir Wissenschaftler oft gezwungen sind, uns unser Material selbst zu besorgen. Deshalb habe ich in der GeneDyne-Niederlassung in Albuquerque ein paar Laborartikel und Chemikalien geholt, darunter auch einen von uns entwickelten Stoff, den wir für die Tests benötigen. Es handelt sich dabei um ein synthetisches Phenylcyclidinderivat, das ich in einem gasdichten Glasbehälter im Auto mitnahm.«
    Fossey nickte abermals. Phenylcyclidin - auch Angel Dust genannt war in gasförmigem Zustand ein starkes Halluzinogen, das man einatmen konnte wie Lachgas. Er wunderte sich, wofür alles Forschungsgelder ausgegeben wurden. Burt war Fosseys Blick anscheinend nicht entgangen. Er lächelte kurz - oder hatte das Zucken seiner Lippen eine andere Ursache ? Fossey war sich nicht sicher. »Wir wollten herausfinden, ob das Phenylcyclidin eher durch das Lungengewebe oder durch die Lungenbläschen aufgenommen wird. Nun, jedenfalls war ich auf der Rückfahrt übermüdet und dadurch einen Augenblick lang unaufmerksam, so daß ich gleich hinter Los Lunas von der Straße abgekommen und in einen Graben gefahren bin. Es ist nicht viel passiert, aber der Glasbehälter hinten im Wagen ging dabei in die Brüche...«
    Fossey brummte zustimmend. Das erklärte so manches. Er wußte genau, was sogar die harmloseste Form von Angel Dust mit einem ansonsten vollkommen normalen Menschen anstellen konnte. In hoher Dosis verabreicht, löste es in ihm Symptome aus, die dem Verhalten eines gefährlichen, aggressiven Verrückten täuschend ähnlich waren. Fossey hatte dieses Phänomen schon bei mehreren Patienten beobachtet. Auch sie hatten übrigens blutunterlaufene Augen gehabt. Eine ganze Weile sagten weder Fossey noch Burt etwas. Fossey bemerkte, daß Burts Pupillen normal groß und nicht übermäßig geweitet waren. Gesunde Gesichtsfarbe. Leichte Tachykardie, aber Fossey wußte genau, daß auch sein Herz schneller als sonst schlagen würde, wenn er sich an eine Trage gefesselt in einer Gummizelle wiederfinden würde. Ansonsten konnte er an Burt keinerlei Anzeichen für eine akute Psychose entdecken. »Was dann geschah, weiß ich nicht mehr«, sagte Burt, der auf einmal sehr erschöpft aussah. »Irgendwann muß ich wohl im Krankenhaus von Albuquerque gelandet sein. Ich hatte keinerlei Papiere bei mir, außer meinem Führerschein, und meine Frau Amiko ist gerade mit ihrer Schwester in Venedig. Verwandte habe ich keine, die man hätte verständigen können, und außerdem haben die mich da so sehr mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt, daß ich kaum einen zusammenhängenden Satz herausgebracht habe.«
    Langsam wurde Fossey so manches klar. Welcher überarbeitete Arzt in der Notaufnahme eines Krankenhauses würde einem unbekannten, völlig verstörten und möglicherweise auch gewalttätigen Mann
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