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Motte Maroni - Angriff der Schrebergartenzombies

Motte Maroni - Angriff der Schrebergartenzombies

Titel: Motte Maroni - Angriff der Schrebergartenzombies
Autoren: Christoph Mauz
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vernimmt er das liebliche Gebrüll rotbackiger Kühe. Schritte, die sich der Türe seines Verlieses nähern, stören seinen Traum von der Freiheit. Ein Schlüssel wird im Türschloss gedreht, noch ein Schlüssel und noch einer. „Die machen keine halben Sachen!“, denkt Georg Maroni.
    165 Zentimeter Vereinsobmann Korschinak betreten mit wippendem Schritt den Kellerraum. Hinter ihm buckeln 197 Zentimeter Prebichl. Prebichl bemüht sich, einen Sicherheitsabstand einzuhalten und nicht allzu tief zu buckeln, damit er mit seiner Stirne nicht gegen den Hinterkopf des Vereinsobmannes knallt. Eigentlich hat diese Szene etwas Rührendes, aber aufgrund seiner momentanen Situation hat der Professor nicht den Sinn dafür. Vor dem kauernden Professor Maroni bleibt der Obmann stehen, wippt noch etwas nach, sticht mit seinem Zeigefinger in die muffige Kellerluft und schnarrt: „Jaja! So haben wir ihn erwischt, ihn, den Spion, den vermaledeiten. Ich kenne ihn gut. Er wohnt gegenüber der fidelen Reblaus, in dem Haus mit den viel zu vielen, unordentlichen Blumen! Er ist ein Professor, wie mir zu Ohren kam, und er beschäftigt sich mit dem Seltsamen und Unheimlichen.“ Der Obmann schneidet selbstgefällige Grimassen. „Da schaut er, was? Da ist er von denSocken, was ich alles weiß!“
    Georg Maroni möchte antworten, dass ihn das gar nicht wundert. Dass er genau weiß, dass er es mit dem spießigen Schrebergartenvereinsobmann Korschinak zu tun hat, über den die ganze Nachbarschaft tratscht. Dass der Obmann bekannt ist für seine strengen Vorstellungen von Gartengestaltung und Heckenschnitt. Und dass er seine Augen und Ohren überall hat, besonders in Angelegenheiten, die ihn gar nichts angehen. Leider kann der Professor kein Wort sagen, da ihn der Knebel am Sprechen hindert.
    Der Herr Obmann indessen triumphiert. „Nun, Prebichl, hole er die Orgel und das Gebräu!“ ruft er. „Wir werden ein Exempel statuieren!“
    Prebichl macht einen letzten Buckel, seine Stirn bremst nur wenige Millimeter über des Obmannes Hinterkopf. Eifrig macht er sich auf die Socken.
    Während Sekretär Prebichl die Treppe nach oben poltert, erklärt Obmann Korschinak seinem Gefangenen den Plan, den er ausgeheckt hat. „Er wird sehen, alles wird besser. Zuerst gehört uns die Schrebergartensiedlung ,Zur fidelen Reblaus’ und dann, in ein paar Monaten, gehören uns die Schrebergartensiedlungen der ganzen Welt. Denn ich bin nicht alleine! Wir sind viele, Herr Professor!“
    Mit großer Geste streicht sich Obmann Korschinak seine Haarsträhne aus der Stirne. Sein Blick verfinstert sich, und er setzt fort: „Dann gibt es nur noch exaktest gestutzte Thujen, stolze Blaufichten, ausschließlich rot-weiß-rote Rosenbeete, stramme Apfel- und herrliche Marillenbäume und kein Rasenmähen zur Mittagszeit mehr!“ Obmann Korschinak reißt beide Arme in die Höhe, fuchtelt mit den Händen und setzt brüllend fort: „Keine Kiwis! Keine Zitronen oder gar Bananen! Liebstöckel statt Cilantro!“ Er röchelt erschöpft und verschränkt theatralisch seine Arme vor der herausgedrückten Brust. „Und nur mehr züchtig bekleidete Gartenzwerge. Liegende Rehe! Keine Marsmenschen oder am Ende gar Trompete spielende Neger!“
    Georg Maroni wähnt sich im falschen Film und runzelt sorgenvoll die Stirn. „Und sonst geht es ihnen noch gut?“, erkundigt er sich bei seinem Gegenüber. Das heißt, eigentlich versteht Obmann Korschinak nur „Umf sompf ett ihn ung?“, da der Knebel den gefangenen Professor erheblich beim Sprechen behindert.
    „Spar er sich das Gemauschel, ich versteh ihn ohnehin nicht!“, herrscht Obmann Korschinak seinen Gefangenen an. Da klopft es an der Kellertüre. „Herrrrraiiiin!“, kläfft der Obmann.
    Prebichl betritt de weiß gekachelten Kellerraum. Unterdem rechten Arm klemmt die Heimorgel, in der linken Hand trägt Sekretär Prebichl einen zu einem Trinkkelch umfunktionierten Totenkopf aus Hartplastik. Aus dem Totenkopf blubbert es. Grünlicher, übel riechender Dampf steigt auf. Professor Maroni schluckt. Er ahnt, dass er das Gebräu trinken wird müssen. Prebichl stellt den Schädel auf einem kleinen Campingtisch ab. Die Heimorgel montiert er auf dem Ständer. Dann zieht er Professor Maroni den Knebel aus dem Mund.
    „Ich weiß, was Sie vorhaben, Sie Irrer!“, ruft Georg Maroni seinem Peiniger entgegen.
    Traugott Korschinak lächelt mitleidig. „Aber woher denn, Sie Bücherwurm!“, kichert er und tätschelt Professor Maroni die rechte
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