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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2
Autoren: Jilliane Hoffman
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Prozent. Das brachte sogar einen netten kubanischen Jungen wie ihn ins Schwitzen.
    Im September hatte Chief Jordan für alle Streifenwagen des MBPD nagelneue Laptops angeschafft – um zu zeigen, wie fortschrittlich sein Department war. Dabei benutzten sie bei der Florida Highway Patrol und dem Miami P.D. die gleiche Ausrüstung schon seit zwei Jahren. Mit dem Computer sollte alles schneller gehen: Kennzeichen-und Führerscheinkontrollen, Fahndungsbilder und Suchmeldungen, Berichte, der Zugriff auf Datenbanken anderer Staaten und das Anfordern von Haftbefehlen. Die Laptops konnten scannen, E-Mails verschicken, hatten Internetzugang und Zugriff auf alle möglichen Datenbanken, wie zum Beispiel CJNet, das Netzwerk der Strafrechtspflege.
    In Victors Augen eine Technik, die viel zu viele Informationen bereitstellte und den Vorgesetzten nur zu leicht einen Anlaß bot, jemanden wie ihn anzu-scheißen – wenn er mal wieder was bei der Recherche übersehen hatte.
    Er tippte den Bildschirm an, um – wie fast immer
    – einen nutzlosen Bericht zu schreiben über das, was er in der Gasse nicht gefunden hatte. Der Bild-

    schirmschoner mit dem Wappen des MBPD verschwand. Als Victor die Worte las, die ihm plötzlich in fetter Blockschrift entgegensprangen, blendend weiß im Dämmerlicht des Streifenwagens, war er verwirrt. Einen Augenblick später wurde ihm die Bedeutung sonnenklar. Doch da war es bereits zu spät.

FÜNF

    HALLO VICTOR. DREH DICH DOCH MAL UM.
    Victors kurz geschorener Hinterkopf und sein breiter olivgrüner Nacken gaben im weißen Bild-schirmschein ein fleischiges Ziel ab. Die Plexiglas-scheibe, die den Fahrersitz von der Rückbank trennte, glitt lautlos zu Boden, dann schob sich ein Latexbehandschuhter Arm nach vorn. Verwundert starrte Victor den Bildschirm an, während sich die Rädchen in seinem Hirn langsam drehten. Wie eine Boa constrictor kroch der Arm um Victors Kopf.
    Dann riss er ihn hart und heftig am Kinn zurück, genau in dem Moment, als Victor sein Gesicht vom Bildschirm abwenden wollte, um nachzusehen, was da hinter ihm lauerte.
    Victors Kopf schlug zurück und wurde fest an den Sitz gedrückt. Dann legte der Mann den Arm um Victors Hals und zog seinen Kopf nach hinten. Mit dem Messer schlitzte er den Kragen seiner Uniform auf, ohne ihn zu verletzen. Stattdessen heftete er das Hemd mit dem Messer an den Sitz, sodass Victors Kopf bewegungsunfähig auf der Nackenlehne hing, der Blick nach oben zum Überrollbügel, die Kehle entblößt. Victor strampelte und suchte instinktiv nach seiner Waffe, die rechts unter seinem Arm im Holster steckte, doch damit hatte der Mann auf dem Rücksitz gerechnet. Mit einer Hand drückte er Victor die Kehle zu, mit der anderen griff er nach der SIG-Sauer P-226. Vergeblich versuchte Victor seinen Hals zu befreien. Er strampelte mit den Beinen, lautes Hupen zerriss die Stille, als er gegen das Lenkrad trat. Der Laptop fiel aus seiner Halte-rung auf den Boden des Streifenwagens. Victor wand sich ungestüm, versuchte sich loszureißen, doch der Winkel war ungünstig und das Messer steckte fest im Polster.
    Dann spürte er die Mündung der SIG-Sauer an der Schläfe. Langsam ließ die Latexhand seine Kehle los.
    «Schsch.»
    Der Druck des kalten Metalls an Victors Kopf beendete den Kampf sofort. Der Mann lauschte Victors entsetztem Keuchen und konnte die Gedanken fast hören, die Victor durch den Kopf gingen.
    «Du schaffst es nicht. Ich blas dir die Birne weg, bevor du das Knie oben hast.» Er wusste, welche Überraschung Victor im Gurt an seiner linken Wade versteckte. Victors Augen zuckten panisch hin und her, doch er konnte das Gesicht hinter sich nicht erkennen.
    Plötzlich krächzte das Funkgerät neben seinem Kopf. «Alpha 922, Alpha 459. 1530 Collins. Einund-vierzig am Boden. Möglicherweise drei zweiund-dreißig. Männlicher Schwarzer, nicht ansprechbar, am Straßenrand. Feuerwehr ist unterwegs.» Knisternd spuckte das Gerät die Antworten anderer Einheiten aus. Einheiten, die in diesem Augenblick quer durch Miami Beach rasten, um einem Notfall zu Hilfe zu kommen. Victors Pech war nur, dass es nicht sein Notfall war.
    «Was… was wollen Sie?», stammelte Victor mit erstickter Stimme. Der Mann hörte ihm an, dass der große, böse Victor den Tränen nah war.
    «Nicht weinen, Victor. Zuerst haben wir noch ein Hühnchen zu rupfen.» Hinter dem Fahrersitz zog er ein zweites Messer aus der Jacke. Das hier war etwas Besonderes. Er hielt es nach vorn, damit Victor es
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