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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2
Autoren: Jilliane Hoffman
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besser sehen konnte.
    Victors Augen weiteten sich in panischem Ent-setzen. Er spürte die warme Nässe seiner Pisse in der Hose. Wieder trat er wild um sich, doch es war zwecklos.
    «Und jetzt, Victor», sagte der Mann und lächelte,
    «schön weit aufmachen.»

SECHS

    Das Signal ihres Pager ließ sie zusammenzu-cken, und C. J. tastete hastig im Dunkeln auf dem Nachttisch herum, um ihn abzuschalten.
    «Bist du das?», murmelte Dominick verschlafen.
    Er rutschte näher an sie heran, die Augen noch geschlossen.
    «Tut mir Leid, dass du aufgewacht bist. Ich hab’s schon», sagte C. J. leise, als sie den Pager endlich in den Fingern hatte.
    «Hast du diese Woche Bereitschaft?», murmelte er und streckte unter der Decke die Hand nach ihr aus.
    Doch sie wich ihm aus und schwang die Beine aus dem Bett. Sie strich sich eine verschwitzte Strähne hinters Ohr. C. J. wollte nicht, dass er merkte, dass sie wieder schlecht geträumt hatte.
    «Ja, es war meiner. Ich habe das große Los gezogen.»
    Bereitschaftsdienst war Teil ihres Jobs und bedeutete, dass sie nach Feierabend zur Verfügung zu stehen hatte, wenn Polizeibeamte Fragen zu richterlichen Verfügungen, hinreichendem Tatverdacht, Hausdurchsuchungen und Verhaftungen hatten. Oberstaatsanwalt Jerry Tigler vertrat die Politik, dass seine Staatsanwälte vierundzwanzig Stunden am Tag da sein mussten, um der Polizei zu helfen, vor allem seit das Büro der Staatsanwaltschaft von Miami um fünf Uhr nachmittags seine Pforten und Telefonleitungen schloss – im Gegensatz zu den Bezirksstaatsanwälten und den Beratungsstellen jeder anderen Großstadt, die rund um die Uhr Dienst hatten. Also hatte Tigler das County logis-tisch in zwei Regionen aufgeteilt – Nord und Süd –undjeden der zweihundertvierzig Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft mehrmals im Jahr zu einwöchi-gen Bereitschaftsdiensten verdonnert.
    Die A-, B- und C-Ankläger – diejenigen, die mit Straftaten der so genannten ersten, zweiten und dritten Kategorie zu tun hatten – befassten sich mit eher generellen Fragen: Brauche ich einen Durchsuchungsbefehl, um das Haus eines Mannes zu durchsuchen, wenn seine Frau mich hereinlässt?
    Muss ich die Eltern informieren, wenn ich einen straffälligen Jugendlichen zu einem Raubüberfall verhöre, von dem ich weiß, dass er ihn im Jahr zuvor begangen hat? Darf ich einen Wagen durchsuchen, wenn ich glaube, dass der Fahrer eine .357
    Magnum unter dem Sitz hat? Manche Fragen waren schnell beantwortet, andere waren komplizierter.
    Knifflig war es immer, wenn ein Polizist eine Reihe von Fakten und Ereignissen herunterleierte und dann den verschlafenen Ankläger fragte, ob er hin-reichenden Tatverdacht für eine Festnahme habe.
    Knifflig, weil hinreichender Tatverdacht – die schwer messbare Menge von Hinweisen, die nötig ist, um die Festnahme einer Person zu rechtfertigen – der Entscheidung des Polizisten vor Ort obliegt, nicht der eines Staatsanwalts. Wie wahrscheinlich war es, dass ein Verbrechen vorlag und dass es sich hier um den Täter handelte? Und manchmal bogen die Polizisten vor Ort die Fakten zurecht, damit sie zu dem Verbrechen passten. Oder ließen manches einfach unter den Tisch fallen.

    Eigentlich begann die rechtliche Funktion der Staatsanwaltschaft erst nach der Verhaftung, nämlich dann, wenn der Fall vor Gericht zur Verhandlung kam. Damit die verschiedenen Stellen ohne die ständige Gefahr, verklagt zu werden, arbeiten konnten, garantierte der Staat Florida der Polizei eingeschränkte Immunität bezüglich der Ermessensspiel-räume der Polizeiarbeit und der Staatsanwaltschaft eingeschränkte Immunität bezüglich der Ermes-sensspielräume der Anklage. Doch beides war nicht austauschbar, und Tiglers Politik zwang die Staatsanwälte auf den schmalen, trügerischen Grat zwischen freundlicher Beratung um drei Uhr morgens und handfester Beteiligung an der Polizeiarbeit.
    Die einzelnen Verbrechenskategorien wurden von spezialisierten Staatsanwälten geahndet, und daher gab es auch spezielle Bereitschaftsdienste.
    Bei Sexualverbrechen wandte man sich an die Leute der Bekämpfung von Sexualverbrechen; häusli-che Gewalt wurde von den Anklägern der Abteilung Häusliche Gewalt bearbeitet; und Mord wurden abwechselnd den Leitern der verschiedenen Abteilungen und den Staatsanwälten der Major Crimes Unit zugeteilt, der Abteilung für Kapitalverbrechen. Und dann gab es noch die Medienspektakel, die O. J.
    Simpsons mit ihren weißen Ford Broncos – Fälle, bei denen
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