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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2
Autoren: Jilliane Hoffman
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wahr? Die dafür sprechen, dass er möglicherweise das Opfer eines Komplotts war?»
    «Ja, an so etwas habe ich gedacht», sagte Dominick schließlich resigniert. Jetzt suchte er ihren Blick nicht mehr, sondern blickte zu Boden.
    «Zeigen Sie dem Gericht bitte, auf was für Beweismittel Sie gestoßen sind. Was brachte Sie dazu, an Mr. Bantlings Schuld zu zweifeln und zu glauben, dass er das Opfer eines Komplotts war, so wie er es von Anfang an behauptet hatte?» Wie ein gut ausgebildeter Jagdhund ließ Rose Harris nicht mehr locker. «Zeigen Sie dem Gericht die Beweismittel, die Sie gefunden haben, die Beweismittel, die damals während des Verfahrens zurückgehalten wurden und die Sie im Nachhinein davon überzeugt haben, dass ein Unschuldiger fälschlich verurteilt und in die Todeszelle geschickt wurde!»
    Dominick nickte erschöpft. Er war sichtlich am Ende. Er griff unter den Tisch und zog eine schwarze Tüte hervor, die mit dem roten Klebeband der Spurensicherung versiegelt war. Dann zog er sich Latexhandschuhe an und schlitzte mit einem ge-zackten Messer das Klebeband auf. Den Inhalt zog er mit einer großen Stahlpinzette hervor. Es war eine weiße Clownsmaske aus Gummi, die nun an einer verfilzten roten Haarsträhne an der Pinzette baumelte. Das verzerrte blutrote Grinsen des Clownsgesichts pendelte vor der Jury hin und her und posierte grotesk hüpfend für die Kameras. Die Menge schnappte nach Luft.
    Das war zu viel. C. J. sprang auf und schrie: «Er ist nicht unschuldig! Er ist schuldigl Schuldig!»
    «Ruhe! Ms. Townsend! Als Justizbeamtin sollten Sie doch wissen, wie Sie sich hier zu benehmen haben. Die Jury möge den Zwischenruf ignorieren!», zischte Richter Chaskel.
    C. J. setzte sich wieder und vergrub das Gesicht in den Händen. Sie spürte den Blick des Mannes, spürte, wie er sich an ihrem Untergang weidete –wie er sich vorstellte, er hätte Dominicks Sägemes-ser in den Fingern, um ihr ein paar neue Muster auf den Körper zu zeichnen. Vielleicht könnte er sich auch die Maske für ein Stündchen ausleihen.
    «Das befand sich in Ms. Townsends Schrank.
    Ganz oben in einem Karton zusammen mit alten Polizeiberichten aus Miami Beach», schloss Dominick.
    Rose Harris wartete, bis das entsetzte Gemurmel im Saal erstarb. «Agent Falconetti, ist Ms. Townsend heute im Gerichtssaal anwesend?»
    «Ja.»
    «Bitte identifizieren Sie sie für das Protokoll.»
    Dominick sah auf. Die Clownsmaske baumelte immer noch an der Pinzette in seiner linken Hand.
    Mit der Rechten deutete er hinüber zur Galerie, wo C. J. saß. Das Klicken und Surren der Kameras erfüllte die Luft, als die Objektive seinem Finger folgten. «Das ist sie. Dort am Tisch.»
    Rose nickte bedächtig. «Nehmen Sie zu Protokoll, dass Agent Falconetti die Angeklagte richtig identifiziert hat.»
    C. J. schreckte im Bett hoch, ihr Gesicht war nass vor Schweiß und Tränen. Die Stille des stock-dunklen Raums kreischte in ihrem Kopf, und sie presste sie Hände auf die Brust, um ihr rasendes Herz zu beruhigen. Der Wecker auf der Kommode zeigte 4.07 Uhr. Sie streckte den Arm aus und tastete nach Dominick, sein warmer Rücken hob und senkte sich regelmäßig im Schlaf.
    Alles in Ordnung. Alles ist gut. Kein Grund zur Panik. Es war nur ein Albtraum, redete sie sich selbst gut zu. Sie sah sich um, versuchte im Schlafzimmer etwas zu erkennen – als plötzlich der Pager auf ihrem Nachttisch zu piepen begann.
    Und eigentlich ging der Albtraum erst in diesem Moment richtig los.

ZWEI

    «Fick dich doch ins Knie!», schrie die dicke Prostituierte. Sie hatte noch den Gummischlauch vom letzten Schuss um den Oberarm gewickelt, und die beiden Enden schlackerten durch die Luft, als sie gestikulierte.
    «Reizend. Sei froh, dass deine Mutter dich nicht hören kann.» Officer Chavez hatte keine Lust auf solche Mätzchen. Er tat der dummen Kuh schon einen Gefallen, indem er sie nicht gleich verhaftete, und nun pöbelte sie ihn auch noch an? Gott, manchmal hasste er seinen Job wirklich. «Jetzt beweg dich schon, los, zieh Leine.»
    «Du hast kein Recht dazu. Ich verdien hier mein Geld. Wie wär’s mit einem Blowjob, Officer? Zwanzig Mücken. Vielleicht macht dich das ja ein bisschen lockerer», gackerte sie.
    «Ich zähle bis zehn. Wenn du dann noch da bist, gehe ich davon aus, dass du die Nacht im County Jail verbringen willst.» Das Gefängnis von Dade County war der letzte Ort, dem Victor Chavez in dieser lauen Nacht noch einen Besuch abstatten wollte. Zwei Stunden
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