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Morgenstadt - wie wir morgen leben

Morgenstadt - wie wir morgen leben

Titel: Morgenstadt - wie wir morgen leben
Autoren: Hans-Joerg Bullinger
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gibt andere und bessere Lösungen, die jetzt zusammen mit 22 weiteren Partnern im EU-Projekt EFFESUS entwickelt und erprobt werden sollen. Qualitätvolle Altbauten und Gebäude mit historischem Wert in mehreren europäischen Großstädten – etwa in Bamberg – dienen als Exempel.
    Sind alte Gebäude überhaupt erhaltenswert, oder stören sie nur, wenn wie in Shanghai im Herzen der Stadt völlig neue Quartiere hochgezogen werden? „In der Tat verändert sich die Stadt“, schreibt Vittorio Magnago Lampugnani, Professor für Geschichte desStädtebaus an der ETH Zürich 160 , „weil sie sich rüsten muss, die neuen Aufgaben zu erfüllen, die ihr die verschiedenen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Strategien auftragen. Deswegen braucht sich allerdings noch nicht ‚jede Generation ihre eigene Stadt zu bauen‘, wie die Futuristen meinten. Jede Generation wird vielmehr die Stadt, die sie ererbt hat, auf eigene Weise gebrauchen, ihren Ansprüchen gemäß modifizieren und in ihrer Identität sorgfältig bewahren müssen. Diese Identität besteht aus Denkmälern, Plätzen, Straßen und wichtigen Gebäuden.“ Neben der gebauten Identität spielt es aber auch eine Rolle, wie die Stadt sich die neuen Technologien zunutze macht, wie sie ihren Energiebedarf mindert und Energie regenerativ erzeugt, Mobilität sicherstellt und ihren Bewohnern – auch den älteren – ein lebenswertes und sicheres Umfeld bietet.
    So kann beispielsweise die neuentwickelte Stadt Masdar in Abu Dhabi als Anstoß und Utopie dienen, auch wenn sie bisher unvollendet ist und bei ihrer Realisierung noch viele Probleme ungelöst sind. Sie integriert herkömmliche arabische Stilelemente in die neuentwickelten Fassaden. Ebenso wie eine neu entstehende Stadt können aber auch unsere alten und langsam gewachsenen Städte Vorbild sein, wenn wir Mittel und Wege finden, sie für die Anforderungen der Zukunft fit zu machen.
    Vittorio Magnago Lampugnani zeigt sich in seinen Essays optimistisch, dass man bei dieser Umgestaltung auf einen „neuen Menschen“ zählen kann: „Ein Mensch, der an das Ideal der sozialen Gerechtigkeit als Voraussetzung für Frieden und Wohlstand glaubt und bereit ist, die Reichtümer unserer Welt mit seinen Nachbarn zu teilen. Der den Fortschritt der Technik bejaht, ohne deshalb zu versäumen, die daraus entstehenden Folgen für das Leben des Menschen und das Schicksal unseres Planeten aufmerksam abzuwägen.“ 161
VISIONEN FÜR DIE MORGENSTADT
    Trotz aller technischen und organisatorischen Fortschritte für nachhaltige Stadtsysteme sind wir noch lange nicht am Ziel. Die heute bereits umgesetzten Lösungen können nur erste Schritte in Richtung der Zukunftsvision Morgenstadt sein. Diese soll inihrer gesamten Struktur und in allen Prozessen vollständig CO 2 -neutral, hochgradig energieeffizient, klimaangepasst und für alle Bewohner lebenswert sein. Doch wie kann es gelingen, unsere über viele Jahrhunderte gewachsenen und die neu entstehenden Städte in allen Teilen der Welt zu dieser Vision hin zu transformieren?
    Die heutige Ausgangslage scheint vielversprechend, da wir nie zuvor in der Geschichte der Menschheit eine solche Vielfalt an Wissen und technischen Errungenschaften vorweisen konnten. Technologien wie dezentralisierte Energieerzeugung und Energiespeicher, mobiles Internet und Echtzeitkommunikation oder Elektromobilität und intermodale Verkehrssysteme haben das Potenzial, unsere Städte nachhaltig – und damit langfristig – zu verändern. Doch um diese Potenziale nutzen zu können, müssen neue Denkweisen, Modelle und Methoden 162 in einem integrierten Systemansatz entwickelt und bedarfsorientiert umgesetzt werden. Angestrebt sind Nachhaltigkeitsinnovationen, die einen ökologischen, ökonomischen und sozialen Mehrwert für das bestehende System und den Betreiber als Win-Win-Situation erzeugen. Nur wenn es gelingt, revolutionäre Ideen zusammen mit neuen Geschäfts-, Betreiber- oder Lebenszyklusmodellen zu entwickeln, kann dies glücken. Allein nachhaltige Produkte im Blick zu haben, führt unweigerlich in eine Sackgasse.
    „Die Natur zeigt uns schon lange einen Weg auf, wie auch Städte in Zukunft organisiert sein könnten: komplexe Ökosysteme, die Heimat für eine unglaubliche Artenvielfalt sind, die vollkommen autark funktionieren, geschlossene Ressourcenkreisläufe bilden, äußerst anpassungsfähig gegenüber externen und internen Einflüssen sind und evolutionär für jedes Problem eine Lösung
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