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Morgenstadt - wie wir morgen leben

Morgenstadt - wie wir morgen leben

Titel: Morgenstadt - wie wir morgen leben
Autoren: Hans-Joerg Bullinger
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sind, zeigen sich an den zugehörigen Positionen in der 3D-Umgebung – bei Lärmdaten können sie etwa durch rote, gelbe oder grüne Kästen dargestellt sein. Probleme wie Regionen mit zu hoher Lärmbelastung lassen sich somit schnell eingrenzen. „Für die Simulationen beispielsweise der Lärmdaten haben wir Standardprogramme verwendet, die sich an EU-Richtlinien zum Lärmschutz orientieren“, sagt Roland Blach vom IAO. „Die Herausforderung lag vor allem darin, unterschiedliche Simulationsergebnisse nutzerfreundlich darzustellen.“Weitere Anwendungsszenarien liegen im Baubereich: Ein Planungsdemonstrator hilft bei der Entwicklung von Gebäuden und Stadtstrukturen. 158
    Wie die Transformation des Energiesystems einer bereits bestehenden Stadt oder Kommune konkret vor sich gehen könnte, präzisiert Gerhard Stryi-Hipp, Marktbereichsleiter Smart Energy Cities am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE: „Es erfordert ein systematisches und planmäßiges Vorgehen sowohl in der Identifizierung des optimalen nachhaltigen Energiesystems und der Maßnahmenplanung als auch in der Einbeziehung der Bürger und aller anderen relevanten Akteure und Gruppen.“ Dazu hat er zusammen mit Kollegen ein detailliertes Flussdiagramm mit vielen Rückkopplungen und Regelkreisen erarbeitet, das als Konzept für die Einbeziehung von Unternehmen und Stadtwerken ebenso dient wie von Kommunen, Verwaltungen, Bürgern, Banken und Medien. „Der Umbau des Energiesystems beginnt lokal, indem immer mehr Städte und Kommunen entsprechende Ziele setzen und Maßnahmen umsetzen. Natürlich spielen dabei Förderprogramme und die politische Unterstützung eine große Rolle“, so der Forscher. Dass es so funktioniert, zeigt sich schon in verschiedenen Modellstädten und -regionen, sei es in Freiburg, Hannover, Neckarsulm, im niederländischen Almere oder im französischen Nantes.
    Es geht aber nicht nur um den energetischen Umbau, sondern insgesamt um die Ertüchtigung unserer Städte für die Zukunft. Als Mittel der Wahl wird dabei oft eine Verdichtung der städtischen Räume angesehen. Sie verhindert, dass weitere landwirtschaftliche oder Erholungsflächen versiegelt werden, und erhält natürliche Lebensräume außerhalb der Stadt. Dass diese Strategie zu guten Ergebnissen führen kann, berichtet Martin Haas von Behnisch Architekten: Bei den Plänen des Büros zum Projekt Riverparc Pittsburgh spricht er von „qualitätvoller Dichte“. 159 Er und seine Kollegen haben sich sehr genau darüber Gedanken gemacht, wie die geplante Umgebung auf die Menschen erlebt wird. Sie stellten sich außerdem Fragen wie: „Warum wollen Menschen in den Riverparc kommen? Wie kann er ein Teil des Stadtzentrums werden? Und wie kann man dort unterschiedliche Lebensstile integrieren?
    Gerade das ist eine Herausforderung an die Stadtplaner. Denn je stärker die städtischen Räume verdichtet werden, desto schwieriger wird es, die Interessen von Einzelinvestoren unter einen Hut zu bringen. Das führt oft zu gesichtslosen Hochhauswüsten nach dem Motto „friss oder stirb“. Wolfram Putz von GRAFT hält jedoch eine ganz konkrete Art von Bürgerbeteiligung für ein Erfolgsmodell in der Morgenstadt: „Neuerdings gewinnen Baugruppen in Großstädten wie beispielsweise Berlin enorm an Bedeutung“, sagt der Architekt. „Bei diesem noch relativ jungen Phänomen tun sich mehrere Bauherren zusammen und investieren gemeinsam in ein Mehrfamilienhaus nach ihren individuellen Wünschen und Bedürfnissen, der Architekt ist eigentlich nur der Moderator. Da gibt es natürlich viel Chaospotenzial, aber es hat sich gezeigt, dass dieses Modell in der Lage ist, die Städte wieder bunter zu machen, denn jeder kann hier in gewissen Grenzen seine eigenen Träume verwirklichen.“
ALT CONTRA NEU
    Eine vielfältige und identitätsstiftende Stadt wünscht sich auch Dr. Britta von Rettberg, die am IBP für das Thema Denkmalpflege zuständig ist. „Individuelle ganzheitliche Lösungen sind immer dem Standard vorzuziehen. Natürlich lässt sich Altes und Neues kombinieren, denn eine Stadt ist kein Museum und kann sich weiterentwickeln.“ Das schließt nicht aus, dass man die alte Bausubstanz technisch modernisiert und beispielsweise energetisch saniert und gleichzeitig erhält. „Aber ob man nun unbedingt Solarzellen auf ein barockes Kirchendach montieren muss, lässt sich in Frage stellen. Hier sollte man andere Alternativen in Betracht ziehen“, sagt die Kunsthistorikerin. Es
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