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Morgenstadt - wie wir morgen leben

Morgenstadt - wie wir morgen leben

Titel: Morgenstadt - wie wir morgen leben
Autoren: Hans-Joerg Bullinger
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deshalb zunehmend auch die architektonische und stadtplanerische Gesamtsicht wichtig: Ästhetik, Lebensqualität und Erholungswert prägen das Bild von Städten oft mehr als ihre wirtschaftliche Potenz.
    War 1950 noch New York die einzige Stadt der Welt mit einer Einwohnerzahl von über 10 Millionen, so existierten 20 Jahre später weltweit drei solcher Megastädte; 1985 waren es neun, 2004 zählten die Geographen bereits 19, und heute sind es 25. Die Zahl der Superstädte wächst also immer schneller. Dieser Trend ist vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern sehr stark, während sich das Wachstum in den Indus-trieländern allmählich abflacht. Als Extrembeispiele für diese Entwicklung gelten im pazifischen Asien die Megastädte Osaka (Japan) und Yangon (Myanmar): Während im Ballungsraum von Osaka-Kobe das Bevölkerungswachstum zum Stillstand gekommen ist, wird die Einwohnerzahl der Hauptstadt von Myanmar voraussichtlich innerhalb der nächsten drei Dekaden von heute rund 4,5 Millionen Einwohnern um mehr als das Zweieinhalbfache zunehmen. Aber nicht nur in Asien entstehen Superstädte, sondern auch in Afrika und Südamerika, sogar in Saudi-Arabien: „Riad wächst in 15 Jahren von jetzt 1,5 Millionen auf über 10 Millionen Einwohner. Mitten in der Wüste!“, prognostiziert der international angesehene Stadtplaner Professor Albert Speer im Jahr 2006. 5
    Das Leben in diesen Molochen ist keineswegs nur angenehm, wie schon 1971 der Psychoanalytiker und Schriftsteller Alexander Mitscherlich konstatierte: „Umrauscht umbrüllt von Lärm, im Schlaf wie bei der Arbeit, leben wir in ihnen, leben unter der Dunstglocke von Abgasen, pendeln über verstopfte Straßen in unsere Städte hinein und abends wieder aus ihnen heraus. Es ist ein geringer Trost zu wissen, dass man in den alten Städten bis zu den Knöcheln im Schmutz versank, dass die Häuser der engen Gassen auch kein idealer Wohnplatz waren.“ Manches hat sich seither verbessert, aber die Grunddiagnosen bleiben bestehen – und wenn alles weitergeht wie bisher, werden sich die Probleme noch verschärfen.
    In Zukunft leben mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land. Quelle: Vereinte Nationen
    Städte belegen nur rund 2 Prozent der Erdoberfläche, verbrauchen aber drei Viertel aller Ressourcen und stoßen dabei gigantische Wolken von Treibhausgasen aus, Milliarden Tonnen Müll und ganze Ströme giftiger Abwässer. Ihre Bewohner beanspruchen ungeheure Flächen für Wasser- und Nahrungsversorgung: So braucht beispielsweise London 125-mal die Fläche seines Stadtgebiets, um seine Bewohner mit allem Nötigen zu versorgen, berichtet der britische Umweltberater und Autor Fred Pearce im New Scientist .
    Die Frage ist also: Kann dieses Wachstum ungebremst weitergehen? Wo liegen die Grenzen für eine funktionierende Stadt? Forscher glauben, dass in Städten, die sich um ein einziges Zentrum gruppieren, bei 10 bis 15 Millionen Einwohnern die Schmerzgrenze erreicht ist. Dann nehmen Verkehrsstaus und Luftverschmutzung so überhand, dass Menschen und vor allem die Wirtschaft wieder aus den Innenstädten fliehen. Beispiele hierfür sind Mexico City, das seit Mitte der 80er Jahre kaum mehr gewachsen ist, sondern heute bei 20 Millionen stagniert, oder Kalkutta in Indien, dem man ein Wachstum auf 40 Millionen vorhergesagt hatte. Heute liegt es stabil bei 13 Millionen.
DIE HAUPT-HANDLUNGSFELDER
    Die Probleme und Chancen, die wir in Zusammenhang mit der steigenden Urbanisierung beachten müssen, lassen sich grob in sieben Punkten zusammenfassen:
Ressourcenverbrauch: Unsere auf Wachstum ausgelegte Marktwirtschaft wie auch die Siedlungspolitik stoßen an ihre Grenzen. So werden in Deutschland beispielsweise jeden Tag 130 Hektar Fläche für Siedlungs- und Verkehrsflächen versiegelt, und das, obwohl die Bevölkerungszahl mittlerweile abnimmt. Würde man die Ressourcen der Erde gleichmäßig unter allen Bewohnern aufteilen, stünden jedem Menschen 1,8 Hektar Fläche zur Befriedigung seiner Bedürfnisse zu. Heute aber benötigt ein Mensch in Shanghai bereits sieben, ein typischer Amerikaner sogar 9,7 Hektar als „ökologischen Fußabdruck“.
Energiewende: Im Jahr 2011 beschloss die deutsche Bundesregierung den Ausstieg aus der Kernenergie und einen langfristigen Umstieg auf eine hauptsächlich erneuerbare Energieversorgung. Diese Energiewende wird massiven Einfluss auf deutsche Städte und Kommunen haben, vor allem, weil damit in großen Teilen Abschied genommen wird von den
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