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Morgenstadt - wie wir morgen leben

Morgenstadt - wie wir morgen leben

Titel: Morgenstadt - wie wir morgen leben
Autoren: Hans-Joerg Bullinger
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durchgeplanten Pioniersiedlungen kann alles ineinander greifen, was Hightech zu bieten hat: „grüne“ Gebäude, sauberer Verkehr, regenerative Energien – und umweltbewusste Menschen. Solche nachhaltigen Quartiere – Experten sprechen von „Sustainable Cities“ – entstehen derzeit in kleinerem Rahmen an mehreren Stellen der Welt. Aber es geht eben nicht nur darum, neue Städte aus dem Boden zu stampfen, sondern mehr noch um die Restrukturierung und den Umbau der bereits bestehenden Metropolen.
    Aber was erwartet die neuen Stadtbewohner? Wie schaffen es die Megastädte, die Bedürfnisse ihrer Einwohner zu befriedigen? Wie kommen die Menschen an genügend Essen, Konsumgüter und frische Luft, wie schaffen sie sich ihren Müll vom Hals? Wie gelangen sie zur Arbeit oder zu ihren Freizeitaktivitäten? Was sich in einer 10000-Einwohner-Stadt noch mehr oder weniger von selbst ergibt, bedarf in einer 10-Millionen-Stadt genauer Planung. So stehen in den Megacities die Stadtregierungen und Behörden unter großem Erwartungsdruck, denn wenn die Leidensfähigkeit der Menschen überstrapaziert wird, verwandeln sich schnell soziale Problemzonen in gefährliche politische Brennpunkte.
DIE ROLLE DER WISSENSCHAFT
    Bei all diesen Problemen ist die Wissenschaft gefragt. Sei es die Versorgung künftiger Städte mit Energie und Trinkwasser, sei es die Beschaffung von Nahrung, Bildung und Mobilität, sei es die Gesundheit der Bewohner: Es genügt längst nicht mehr, alles dem Zufall zu überlassen und auf Selbstregulierungskräfte zu vertrauen. Angesichts der technischen Möglichkeiten, die uns heute zur Verfügung stehen, wäre es zynisch, Millionen von Menschen mit Krankheiten, Umweltbelastungen, versiegenden Ressourcen und Sicherheitsproblemen alleinzulassen.
    Über eines sind sich alle Experten einig: Damit die Megastädte nicht die Verschwender der Menschheit werden, ist in vielen Aspekten ein Umdenken zur Nachhaltigkeit nötig. Im Vordergrund stehen dabei drei Forderungen: So viel wie möglich wiederverwenden, Energie sparen und den Autoverkehr auf ein Minimum reduzieren. Vor allem das Verkehrsproblem treibt Städteplaner, Kommunalpolitiker und Wirtschaftslenker um. Dies bestätigt auch die von der Firma Siemens finanzierte Studie „Megacities und ihre Herausforderungen“, die von den Forschern der Institute GlobeScan und MRC McLean Hazel durchgeführt wurde. 9 Die Befragten sind der Ansicht, dass die Verkehrsinfrastruktur der wichtigste Faktor ist, damit eine Stadt konkurrenzfähig bleibt. Vor allem in Europa stehen Verkehrsprobleme ganz oben in der öffentlichen Wahrnehmung. Kein Wunder, sagen die Verfasser der Studie, „schließlich wuchs in der EU die Zahl der PKWin den letzten zehn Jahren zehnmal schneller als die Einwohnerzahl“. Und während manche Infrastrukturprobleme – wie etwa mangelhafte Wasserversorgung – hauptsächlich ärmere Stadtteile betreffen, beeinträchtigen verstopfte Straßen, überfüllte Züge und Luftverschmutzung alle, egal ob arm oder reich.
    Auch die Versorgung mit Energie macht den Bürgern Sorgen. Sie wollen gern mehr erneuerbare Energien haben, aber in der Realität werden die großen Städte in erster Linie aus fossilen Quellen versorgt. Obwohl Wasser und Abwasser bei Städtebauern als eines der Schlüsselthemen gilt, haben es die Befragten der Studie nicht in den Vordergrund gerückt. Weitere Punkte sind ein funktionierendes Gesundheitswesen und die Sorge um Sicherheit. Dabei steht die Bekämpfung des organisierten Verbrechens noch vor der Angst vor Terror. Das Ergebnis der Befragung zeigt, dass die Bürger vor allem die Unannehmlichkeiten hervorheben, die sie am eigenen Leib unmittelbar erfahren, etwa Verkehrsstaus oder Angst vor Kriminalität.
    Politik, Wirtschaft und Forschung haben Instrumente in der Hand, um für die Zukunft vorzusorgen. Albert Speer hat dafür den Begriff der „intelligenten Stadt“ geprägt. Er meint damit eine Stadt, die sich jeweils den sich ändernden Bedingungen anpasst. Dies erfordert Weitsicht, über viele Jahre hinaus. „Dabei müssen wir sowohl Chancen und Möglichkeiten als auch die Probleme, die in den nächsten Jahrzehnten auf uns zukommen, wegen der langen Reaktionszeiten bei der Veränderung gebauter Strukturen frühzeitig erkennen“, betont der Stadtplaner und beklagt, dass durch die Schnelligkeit der technischen Kommunikations- und Planungsprozesse oft die Zeit für gründliches Nachdenken verlorengeht. 10
    Denn trotz aller Fachkenntnis
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