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Morgenstadt - wie wir morgen leben

Morgenstadt - wie wir morgen leben

Titel: Morgenstadt - wie wir morgen leben
Autoren: Hans-Joerg Bullinger
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werden, das liegt auch an denen, die es in der Hand haben, die Entwicklung einer Stadt zu steuern: den Politikern.
    Fest steht: Die Morgenstadt wird in sich selbst und mit ihrer Umgebung noch viel enger vernetzt sein, als wir das heute schon kennen. Künftig wird die Energieerzeugung und -speicherung aufs engste mit der Mobilität verflochten sein, die Bauart von Häusern verändert sich mit der Art und Weise, wie wir Energie gewinnen und speichern müssen, wie wir mit unserem Wasser und Abwasser umgehen, die Luftqualität in den Städten wird unter anderem von den Ver- und Entsorgungsstrukturen bestimmt sein, und Kommunikationstechnologien werden unentbehrlich sowohl für die Verteilung von Energie als auch für die Steuerung des Verkehrs oder die Sicherheit.
    Erfahrene Stadtplaner wissen das und berücksichtigen es bei ihren Vorhaben. So berichtet etwa Albert Speer: „In Shanghai haben wir für einen High-Tech-Park in einer Studie alle Infrastruktureinrichtungen vernetzt, von Wasser über Abwasser, Entsorgung, Reduktion des Verkehrs bis zu alternativen Energien, etwa Biogas. Dann kommt man zu Kreisläufen, die weniger Ressourcen verbrauchen, weniger Emissionen und weniger Müll produzieren. Das ist nachhaltig – technologisch ist das möglich, aber noch nicht verwirklicht.“ 152
    Innovationszyklen verlaufen sehr unterschiedlich. Urbane Technologien müssen daher anpassungsfähig und vorausschauend sein. Quelle: Fraunhofer IAO
    Aus dieser Verknüpfung vieler Bereiche ergibt sich automatisch, dass künftig Branchen zusammenarbeiten müssen, die bisher auf eigene Faust tätig waren: „Autobauer kümmern sich nun um die Stromversorgung, Kommunikationsforscher unterstützen Stadtplaner, Informationstechniker helfen, die Energieverteilung zu optimieren“, sagt Prof. Wilhelm Bauer vom IAO. „An den Schnittstellen entstehen Innovationen, die vieles verändern können.“ Er weist gleichzeitig darauf hin, dass man bei der Erneuerung der Städte die unterschiedlich langen Innovationszyklen im Auge behalten muss: „Die Wasserversorgung und Abwasserkanäle werden meist mehr als 100 Jahre genutzt, Gebäude 50 Jahre und mehr. Weit kurzlebiger als die Infrastruktur sind hingegen Fahrzeuge, und noch schneller ändert sich alles in der Kommunikationstechnologie, da bedeuten fünf Jahre schon mehrere Generationen.“ Entsprechend dieser Vorgaben muss man die Strukturen der Morgenstadt lang-, mittel- und kurzfristig planen und ihre jeweilige Erneuerung aufeinander abstimmen.
    In Masdar, einem Vorzeigeprojekt des Wüstenstaats Abu Dhabi, hat man damit bereits begonnen, wenn auch momentan der Ausbau stockt. Hier soll „ein Ort entstehen, an dem Geschäfte florieren und Innovationen aufblühen“, verspricht die offizielle Website. 153 „Masdar City ist eine moderne arabische Stadt, die wie ihre Vorgänger in Einklang mit ihrer Umgebung ist. Als solche ist sie ein Modell für nachhaltige urbane Entwicklung auf regionaler und globaler Skala und versucht, ein wirtschaftlich machbares Entwicklungsprojekt zu sein, das die höchste Lebensqualität und das beste Arbeitsumfeld mit dem geringst möglichen ökologischen Fußabdruck verbindet.“
    Der von Star-Architekt Norman Foster entworfene Musterstadtteil, für rund 47000 Menschen geplant, soll ein Beispiel für Nachhaltigkeit werden: Die Stadt soll ihre Energie selbst erzeugen, den CO 2 -Ausstoß so gering wie möglich halten und das Müllaufkommen auf Null reduzieren.
    Die Gebäude sind so gestaltet und angeordnet, dass direkte Sonneneinstrahlung in die Räume vermieden wird. Damit und mit neuartigen Fassadenelementen spart man Energie für den Betrieb von Klimaanlagen, die in diesem Land mit seinen über 40 Grad Hitze im Sommer enorme Strommengen verbrauchen. Geothermieanlagen holen Energie aus tieferen Bodenschichten, und Norman Foster glaubt, dass sich allein durch den Einsatz derartiger Technologien bis zu 75 Prozent Energie einsparen lassen. Die dann noch nötige Energie wird durch große Solarkraftwerke am Rand des Stadtteils und außerhalb erzeugt.
    Benzinbetriebene Autos bleiben in Parkhäusern am Stadtrand, und der Transport innerhalb Masdars wird CO 2 -neutral mit Elektrofahrzeugen erfolgen. Fußgänger haben im Straßenraum Vorrang, eine enge Bebauung und teilweise auch Schattensegel, die nachts zur Kühlung geöffnet werden, schützen im Freien vor der Sonne. Ein System elektrischer Fahrzeuge für den öffentlichen Nahverkehr, die ihre Insassen autonom an ein
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