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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger
Autoren: M.A. Foster
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Straßen ratterten und klappe r ten Hufe und Leiterwagen; kleine Kinder spielten hei m wärtsgehend auf zierlichen Flöten seltsame Melodien oder trugen noch warme Brotlaibe zu jenen bunt g e mischten Ellipsoiden, die unter Platanenbäumen kaue r ten. Sie aßen viel, schliefen ausgiebig, verbrachten die Tage mit Spaziergängen in der regenfeuchten Luft und schauten sich all das an, was ihre Aufmerksamkeit und ihr Interesse weckte. Usteyin wollte gar nicht weg, auch nicht nach Liszendirs Verwebung.
    Die Webe-Häuser waren wie auf Chalcedon niedrige, willkürlich aneinandergebaute Ellipsoiden, meist umg e ben von einer kleinen Mauer und überschattet von großen Bäumen. Dagegen waren die öffentlichen Gebäude eher nach menschlichem Muster entworfen: zwei- oder dre i stöckig, quadratisch oder viereckig und nicht selten mit einer flachen Kuppel als Dach. Zwischen ihnen wanden sich scheinbar plan- und ziellos die Straßen. Wie Han schon von früher wußte, liebten die Ler keine auffallende Kleidung, auch waren sie niemals in Hast und Eile, selbst dann nicht, wenn sie nach Hause gingen. Manche Weben lebten über ihren Geschäften, doch galt dies als ein Ze i chen von Armut – und somit kam es nur selten vor.
    Aber zurück zur Realität, zur Gegenwart. Han näherte sich dem Teehaus, einem offenen, kuppelüberwölbten Gebäude mit Blick auf einen Landungssteg am Wasser. Der Himmel war bleiern und regenverhangen, und eine steife Brise türmte das graue Meer zu mittelgroßen W o gen – dennoch machte es keinen wilden und bedrohl i chen Eindruck, im Gegenteil. Noch nie hatte Han so stark den Pulsschlag des Lebens in seiner ganzen Fülle und Tiefe empfunden. Er schaute hinüber, um zu sehen, ob er unter all den Besuchern im Teehaus Usteyin herausfi n den könnte. Ja. Selbst auf diese Entfernung war ihr rotes Haar unübersehbar – kein Ler hatte eine solche Farbe; zudem trug sie es in lang herabfallenden, wilden Locken. Sie saß ruhig und unbeweglich auf ihrem Platz, nippte schlückchenweise an ihrem Tee und schaute mit der G e lassenheit und inneren Reflexion wie die Ler auf das w o gende Wasser.
    Han betrat das Teehaus, besorgte sich ebenfalls eine Kanne Tee und ging hinüber zu Usteyin. Als er sich an ihren Tisch setzte, drehte sie sich zu ihm um und lächelte ihn mit einem solchen Ausdruck des Friedens und der inneren Herzenswärme an, daß es ihn wie ein Blitz durchfuhr.
    Er sagte: „Hast du dich während der Warterei gelan g weilt? Es hat lange gedauert, bis ich diese Nachricht b e kam.“
    „Nein, nein, ich bin ganz vernarrt in diesen Ort, in die Lebensweise der Ler, die so ganz anders ist als die der Krieger. Es gefällt mir sehr. Und mehr als einmal habe ich mich dabei ertappt, wie ich mir wünschte, für immer hier leben zu können. Es ist so … na wie? Du bist doch der, der die Wörter kennt. Nein, ich habe mich nicht g e langweilt. Du weißt, ich beobachtete das Meer und e r zählte ihm meine Geschichten – Geschichten ohne Ende. Wir haben auf Morgenröte kein Meer, nur ein paar Sal z seen, wo es kein Leben gibt und die zudem noch übel riechen; dies hier ist für mich ein größeres Wunder als der Blick ins All. Aber ich weiß, daß es noch viel mehr zu sehen gibt – und ich möchte alles sehen.“ Han schaute mit gespieltem Ernst. Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, fuhr sie fort: „Na schön, der Hotelboy sagte, daß auf der Post eine lange Nachricht für dich sei. Worum geht’s?“
    „Sie haben einen Planeten für die Klesh, nur für sie, weit weg von Morgenröte. Sie hatten ihn sozusagen als Reserve zurückgehalten, aber jetzt erfüllt er einen guten Zweck, zumal sie ja einen Ort ganz für sich allein bra u chen. Nachdem ich dich nun eine Weile kenne, zweifle ich nicht daran, daß die Zlats sich zurechtfinden werden. Oh nein, eher hätten wir schon Schwierigkeiten, wollten wir ihnen das abnehmen und es in unserem Sinne regeln. Allerdings werden die wilden Menschen anfangs einen Stillstand in ihrer Entwicklung haben und sich erst später dem allgemeinen Fortschritt anpassen können. Ebenso wie die Ler von Morgenröte. Bei den zivilisierten Ler gab es hinsichtlich der zukünftigen Politik verschiedene Ansichten. Einige wollten sie ihrem Schicksal auf Mo r genröte überlassen, die anderen waren mehr für die U m siedlung. Aber niemand wollte sie in ihre eigene Zivilis a tion reintegrieren. Das ist schon merkwürdig, wenn man es genau bedenkt – ich meine, sie kennen nicht wie wir Menschen die
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