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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger
Autoren: M.A. Foster
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nige tausend Jahre alt, und jeder Versuch, ihn zu ändern, war bisher gescheitert.
    Wie bei jeder Stadt, die einen gewissen Ruf hat, so kamen auch nach Boomtown tagtäglich Leute aus der ländlichen Umgebung, um hier Glück und Abenteuer zu suchen – meist fanden sie weder das eine noch das and e re. An diesem Tag war Boomtown träge, voller Glanz und aufreizend verführerisch … die Leute standen mo r gens sehr spät auf, wie Han Keeling zu seiner eigenen Schande eingestehen mußte. Er beendete sein Frühstück, zahlte und verließ das halbleere Straßencafe mit dem Bewußtsein, daß auch er reichlich spät dran war.
    Als er Richtung Mittelhügel ging, dorthin, wo auf e i nem Hügel ein unauffälliges Verwaltungs- und Regi e rungsgebäude stand, rief er sich noch einmal alles ins Gedächtnis zurück, was er über sein bevorstehendes Treffen wußte. Es war wenig genug.
    Er war ein frischgebackener Händler, Absolvent der Hochschule für interstellaren Handel, Mitte zwanzig, gesund und kräftig an Körper und Geist sowie mit einer bescheidenen Erfolgsbilanz, was den Umgang mit den trägen Bürodamen von Boomtown anbelangte. Der Ha n delsmeister hatte ihm mitgeteilt, daß er zu einer bestim m ten Zeit, in einem bestimmten Gebäude auf dem Mitte l hügel das Zimmer mit der Nummer 900 aufsuchen solle, falls er Interesse an einem gerade unbesetzten Posten habe – und daß er dann zeigen könne, wie dynamisch er sei. Dynamisch sein! Das war das Motto der völlig übe r forderten und überlasteten Händlergilde. Dynamisch sein, angesichts von erschreckenden Unglücken, Au f ständen, Kannibalen, Sklavenhändlern, wirtschaftlicher Deflation und Raumunfällen. Sollte er jedoch den Job bekommen und ihn erfolgreich zu Ende führen, würde er seine Lizenz als selbständiger Händler bekommen.
    Er war spät dran, in der Tat. Han beschleunigte seinen Schritt, fing dabei den Blick eines hübschen Mädchens ein, das offensichtlich auf dem Weg zur Arbeit war. Sie trug ein enganliegendes, geblümtes Kleid aus fließe n dem, leichtem Stoff, das ihre Körperformen bei jeder B e wegung, die sie in der klaren Morgenluft tat, deutlich zu erkennen gab: schlank, elegant, klug, selbstbewußt und locker – das war sein knappes Urteil. Sie schaute noc h mals verstohlen zurück, als er sie musterte. Ihr Haar war dunkel, ein ebenmäßiges Gesicht, dessen Züge ein krit i scher Beobachter – der er ja nicht war – um eine Nu ance zu streng, als zu stark pointiert bezeichnet hätte. Ihm reichte es schon, daß sie größer als der Durchschnitt und nach dem Zeitgeschmack äußerst modisch gekleidet war.
    Als er das besagte Gebäude erreicht hatte, betrat er es, ohne irgendwelche Kontrollen oder Wachposten passi e ren zu müssen. An der Tür zum Zimmer 900 zögerte er kurz und rief sich noch einmal die Entschuldigung für sein Zuspätkommen ins Gedächtnis zurück. Er war j e doch sicher, daß man wenig Aufhebens davon machen würde, da normalerweise ein jeder in Boomtown zu spät zu kommen pflegte; Pünktlichkeit war vulgär und zeugte von einem schlechten Geschmack. Er klopfte und trat durch eine altmodische Schwingtür ein.
    Das Innere des Raumes war durchflutet vom Morge n licht, das von der Terrasse hereinströmte – künstliche Beleuchtung gab es nicht. Unten wogte das stahlblaue Meer. Die Wellen, die in einer leichten Brandung ve r spielt auf den Strand rollten, bildeten kleine weiße Schaumkronen und reflektierten das Licht in tausend und aber tausend funkelnden Sternen. Der Raum selbst war groß und mit Naturstein ausgelegt. Anstelle reichhaltigen Mobiliars waren überall Pflanzen aufgestellt, von denen einige die Gestalt von Miniaturbäumen hatten und ä u ßerst sorgfältige Pflege vermuten ließen. Die Ausstattung des Raumes war mehr als nur reiner Manierismus; er strahlte Feinsinn und Natürlichkeit aus, etwas, das man nicht direkt sehen, sondern nur erahnen konnte. Es war ein typischer Ler-Raum.
    Neun Personen waren anwesend. Sie hatten offensich t lich auf ihn gewartet, denn als er eintrat, nahmen alle an einem niedrigen Tisch auf der Terrasse Platz. Vier von ihnen waren Menschen, was Han aufgrund der farbe n prächtigen Boomtown-Kleidung und den ungeduldigen Gesten erkennen konnte. Die übrigen fünf waren Ler, was gut an ihrer etwas schlankeren Gestalt und den handgewebten Gewändern zu erkennen war. Es fehlte ihrer Kleidung jeglicher Schmuck, was Han als Zeichen ihres hohen sozialen Ranges wertete.
    Ein buntgekleideter, stark
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