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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger
Autoren: M.A. Foster
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sie eine Art beruflicher Fortbildung sein – ihr tranzhidh .“
    Als sie die ungewohnt fremdartige Aussprache eines Ler-Wortes hörte, nickte sie beifällig.
    „Ihr braucht euch auf diesen Auftrag nichts einzubi l den“, ergänzte Hetrus. „Andere wären vielleicht geeign e ter gewesen, aber ihr wart nun einmal verfügbar. Keiner von euch hat zur Zeit familiäre Verpflichtungen, und es ist auch recht unwahrscheinlich, daß ihr über euren Au f trag hinaus eure Verbindung vertiefen werdet. Wir haben ein Raumschiff – einen bewaffneten Kleinkreuzer – mit einigen Handelswaren bereitgestellt, damit man euch für Händler hält. Ihr werdet nach Chalcedon reisen und die Angelegenheit weiterverfolgen. Efrem mußte leider zu schnell die Heimreise antreten; ihr dagegen könnt euch Zeit lassen und die Spur bis zum Ende verfolgen. Eure berufliche Ausbildung und Erfahrung wird sich glänzend gegenseitig ergänzen.“
    Han und Liszendir schauten einander an. Als hätte sie das Problem schon geistig verarbeitet, sagte sie ruhig, aber mit einem streitbaren Unterton: „ Ich heiße Lisze n dir, Heranreifende der Karen-Webe, zur Zeit unfruchtbar, nerh oder ältere außenverwandte Halbschwester, unve r woben – du würdest es wohl eher ‚nicht verlobt und nicht verheiratet’ nennen. Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt.“
    Ihre Offenheit, die – Han erinnerte sich – nicht so sehr ein persönlicher Charakterzug des Mädchens, sondern eher eine kulturelle und in Abstufungen allen gemeins a me Eigenart war, ließ ihn augenblicklich aufmerken. Es schien ihm, daß sie beim Sprechen jenen Hauch von Weiblichkeit, den er bemerkt zu haben glaubte, bewußt fallenließ und sich in ein völlig anderes Wesen verwa n delte. Er spürte eine gewisse Todesverachtung, Wildheit und Aggressivität. Er fragte sich, was für eine Berufsau s bildung sie wohl hatte und ob sie ihre Weiblichkeit ebe n so leicht zurückerlangte, wie sie sie abgelegt hatte.
    „Ich heiße Han Keeling, männlich, unverheiratet“, sagte Han. „Darf ich fragen, welche Berufsausbildung du hast, Srith-Karen Liszendir?“
    „Du darfst. Ich bin Inhaberin des violetten Gürtels der Ka-ren-Schule für Nahkampf und Selbstverteidigung.“
    Han nickte höflich. Ein Frösteln kroch ihm den Na cken runter. Man bedenke: eine junge Frau, allein mit ihm auf einer langen Weltraumreise. Eine heranreifende Ler, mit einer nach menschlichen Maßstäben erstaunlich ausg e prägten Sexualität und sexueller Offenheit im Verhalten, etwas, das in ihrem eigenen Kulturkreis die Regel und somit völlig normal war. All dies war ja noch ganz e r freulich – aber ein Killer, ausgebildet in einer Kampfart, die selbst auf Ler-Welten Schrecken einflößte. Er muste r te sie erneut: Sie schien völlig entspannt, erstaunlich f e minin und zerbrechlich; ihre Haut war weiß und ebenm ä ßig.
    Dennoch wußte er, daß sie es mit jedem hier im Raum aufnehmen konnte. Ihr Können bestand in einer perfekten Körperbeherrschung, ähnlich Karate oder Kung-fu, im Gebrauch all jener Waffen, „die die Hand nicht verla s sen“ – wie es die Ler auszudrücken pflegten. Selbst mit einer Laserwaffe hätte er keinerlei Chance gegen sie. Zum Glück stand das Ganze auf einer moralisch-ethischen Basis.
    Han hatte eine Menge Geschichten gehört. Er wußte nicht, ob etwas Wahres daran war. Aber er spürte, daß sie selbst gegen eine Übermacht die Stärkere bleiben würde – sie wäre einfach zu schnell. Sie las die Bewunderung in seinem Gesicht.
    „So ist es gut, Han. Du weißt, was ich bin und was ich kann. Es gibt somit keine Probleme. Ich nehme an.“
    Einer der Hauptgründe, warum sich Menschen und Ler aus dem Wege gingen, lag im Sexualbereich. Der Eingriff in den biologischen Gen-Code hatte eine He r absetzung des Alterungsprozesses zur Folge. Die Ler behielten ihre Schönheit der Jugend bis ins mittlere A l ter hinein und sahen in den Menschen eine Art von „vorsin t flutlichen Primitiven“. Sie wollten mit diesen nichts mehr zu tun haben, schon gar nicht auf sexueller Ebene. And e re Hindernisse kamen hinzu. Ler waren bis zur Erwachsenenreife, die sie mit dreißig erreic h ten, unfruchtbar; ihr Sexualtrieb wurde jedoch schon mit Beginn der Pubertät – etwa ab zehn – voll aktiv. Man ermunterte sie sogar dazu, ihn ungehemmt ausz u leben, ohne alle Einschränkungen, und da sie unfruch t bar waren, galt selbst der Inzest als erlaubt. Die Me n schen andererseits wurden durch viele praktische E r fordernisse
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