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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger
Autoren: M.A. Foster
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untersetzter Mensch kam auf Han zu und stellte sich als Yekeb Hetrus vor: hiesiger Bezirkskoordinator. Die anderen Menschen folgten der Reihe nach: Darius Villacampo, Nuri Ormancioglu, Thaddeusz Marebus. Titel und Berufsbezeichnungen wurden nicht weiter erwähnt; das machte ihn stutzig. Daß sie ihre Titel nicht nannten, konnte zweierlei bedeuten: Entweder war ihre Position sehr hoch oder aber sehr niedrig – Han entschied sich für das erstere.
    Die Ler waren bedeutend interessanter, allein schon deshalb, weil sie in diesem Teil des Universums äußerst selten anzutreffen waren. Und wie er erfahren hatte, konnte man bei ihnen nicht auf den ersten Blick en t scheiden, ob sie männlichen oder weiblichen Geschlechts waren. In gewisser Weise – und das war verwirrend g e nug – wirkten sie wie sittsame Kinder, die erste Anze i chen von Reife auf einigen ihrer Gesichter zu erkennen gaben. Alle fünf hatten in etwa die gleiche Größe.
    Han wußte sehr gut, daß die Ler eine menschliche M u tationsrasse als Ergebnis eines frühen Atomzeitalterpr o gramms waren, mit dem man den Evolutionsprozeß des Menschen beschleunigen wollte. Die Theorie basierte auf DNS-Manipulation und einem Spiel mit imaginären Gr ö ßen, analog dem Näherungsverfahren in der Quantenm e chanik. Kaum waren erste erfolgreiche Ergebnisse erzielt worden, wurde das Projekt von jenen angegriffen, die die Abhängigkeit von Umwelt und genetischem Code post u lierten, dann aber auch von der neuen Spezies selber, die inzwischen zu einer eigenen Kultur gefunden hatte. Nach einigen hundert Jahren gespannter Beziehungen zw i schen zehn Milliarden Menschen und einigen tausend Ler entwickelten letztere eine Raumfahrttechnologie, die die Möglichkeit eröffnete, die Lichtgeschwindigkeitsba r riere zu überschreiten; sie bauten in aller Heimlichkeit ein Raumschiff und verließen die Erde. Aber schon längst vor ihrer Abreise war die Weltregierung in eine Art Abhängigkeit von ihrem technologischen Know-how gekommen, ohne das eine Kultur des Überflusses, wie sie damals existierte, kaum aufrechtzuerhalten war. Als die Ler die Erde verließen, war man mit Vorwürfen nicht gerade zimperlich. Die Menschen nannten sie undankbar, fürchteten aber gleichzeitig mögliche Konsequenzen, die eine fortschrittliche Menschenrasse in ihren eigenen Re i hen mit sich bringen könnte. Den Ler war jede Form von Konkurrenzdenken fremd, allein die übergroße Zahl der Menschen erschreckte sie, und ihr einziger Wunsch ging dahin, allein unter sich bleiben zu dürfen. Das alles war längst ein Kapitel der Geschichte geworden. Seit jener Zeit hatten sich beide Rassen – Menschen wie Ler – e i nen Teil der Milchstraße kulturell erschlossen, die einen der Uhrzeigerrichtung folgend, die anderen ihr entgegen vorgehend.
    Han verspürte ihnen gegenüber eine gewisse Scheu, als sie sich vorstellten. Keine der beiden Rassen hatte in den von ihnen erschlossenen Welten – es waren bis jetzt rund vierzig – eine andere intelligente Lebensform en t decken können. Spuren davon gab es hier und dort, auch gelegentlich ein nicht weiter identifizierbares Artefakt – aber keine fremden Lebewesen. So waren die Ler in der öffentlichen Meinung der Menschen so etwas wie die fremde Rasse.
    Der erste von ihnen stellte sich als Defterdhar Srith vor. Han besaß noch genügend Sprachkenntnisse aus der Schulzeit, um zu wissen, daß der letzte „Name“ nicht die Familienzugehörigkeit, sondern den Ehrenstatus b e zeichnete und darauf verwies, daß jene bestimmte Person weiblichen Geschlechts war sowie das gebärfähige Al t er überschritten hatte. Sie strahlte äußerste Ruhe und Gela s senheit aus – ähnlich jenen großen Steinen, die hier und da auf der Terrasse lagen. Die beiden nächsten, Yalva r koy und Lenkurian Haoren mit Namen, waren „inne n verwandte“ Halbgeschwister. Han schaute genauer hin: männlich und weiblich. Der vierte war ein dunkler Typ, ziemlich schwerfällig und mit langsamen Bewegungen – allerdings waren seine Augen von einer strahlenden L e bendigkeit. Er sagte nichts, stand nur ruhig da, die Hände in den Hosentaschen.
    Der fünfte in der Ler-Gruppe, der in Hans unmittelb a rer Nähe stand, war weiblichen Geschlechts und bede u tend jünger als die anderen, was sich bei intensiverem Hinhören und Hinsehen sofort herausstellte. Sie nannte sich Liszendir Srith-Karen. Hans Vermutung bestätigte sich: Sie war ein noch junges Ler-Mädchen, ihren eig e nen Begriffen nach eine
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