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Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein
Autoren: Markus Albers
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entwickelt |24| für eines der Projekte, an denen man gerade sitzt. Oder nachmittags: Man geht zwei Stunden früher nach Hause und entdeckt
     geradezu ein Paralleluniversum, sieht die Welt mit den Augen der anderen, die nicht den ganzen Tag im Büro hocken müssen.
     Zugegeben: Ärzte, Lehrer oder Schichtarbeiter haben diese Option nicht. Wer alles zur beschriebenen Zielgruppe der Wissensarbeiter
     oder der kreativen Klasse gehört, wird später im Buch noch detailliert diskutiert.
    Wirklich effektiv ist nur, wer sich dem zähen Trott der 9-to-5-Routine komplett entzieht. Das wird nicht einfach, denn wir
     alle haben gelernt, wie Arbeit auszusehen hat – nämlich den ganzen Tag am Schreibtisch sitzend. Was künftig aufhören muss:
     Der Spott der Kollegen, wenn man morgens später kommt, dafür aber abends länger bleibt. Die schiefen Blicke des Chefs, wenn
     man aus dem Büro verschwindet, um einzukaufen. Das Schuldgefühl, an einem Meeting nur telefonisch teilzunehmen oder früher
     Feierabend zu machen, um sein Kind abzuholen. Die totale Unmöglichkeit, im Büro zu sagen: »Ich muss den Kopf freibekommen
     und gehe heute Nachmittag ins Museum.« Oder: »Ich arbeite morgen zu Hause.« Oder gar: »Die nächsten zwei Wochen erreicht ihr
     mich auf der Finca.« Erst wenn wir solche Sätze ganz lässig aussprechen, werden wir alle zu »Freiangestellen«.
    Fortschrittliche Firmen räumen ihren Mitarbeitern schon heute maximale Freiheit ein. Die Idee: Manager müssen weg von der
     Logik der Anwesenheitspflicht. Arbeitnehmer dafür das Konzept des Feierabends aufgeben, der Trennung zwischen Job und Freizeit.
     Wir brauchen nicht mehr dumpf Zeit am Schreibtisch abzusitzen, sondern können Arbeit erledigen, wann und wo sie anfällt. Dafür
     – das ist der Preis – müssen wir hochflexibel und fast immer erreichbar sein. Doch erstmals haben wir nun einen Anreiz, den
     Arbeitstag aus Eigeninteresse effizienter zu gestalten: Wer heute sowieso acht oder neun Stunden im Büro bleiben muss, weil
     Kollegen und Chef auch noch da sind, hat keinen Grund, seine Arbeit schneller zu erledigen. Wer sich aber künftig den Tag
     beliebig einteilen kann, der wird sehr wohl versuchen, seine Aufgaben schnell abzuarbeiten, um dann |25| frei zu haben. Zum Glück haben wir alle noch erhebliche nicht genutzte Produktivitäts- und Effizienzreserven. Dazu später
     mehr. In den USA erlösen große Konzerne wie Google oder Best Buy ihre Mitarbeiter von Schreibtischzwang und Stechuhr. Auch
     in Deutschland sind es innovative Branchenführer wie SAP, BMW, IBM oder die Deutsche Bank, die begriffen haben, dass Arbeit
     nicht gleich Anwesenheit ist, dass Spaß und Flexibilität zu mehr Kreativität führen. Nennen wir diese Art der neuen Arbeitsorganisation
     und der daraus resultierenden Gewinne für Arbeitgeber und Arbeitnehmer »Easy Economy«.
    Dieses Buch will den Weg aufzeigen zu einer effizienteren und besser gelaunten Art, Leben und Arbeit miteinander zu verbinden.
     Obwohl die gegenwärtige Situation in all ihrer Tristesse angeprangert werden muss, ist meine Grundhaltung konstruktiv und
     optimistisch. Alle Voraussetzungen, durch moderne Arbeitstechniken eine ausgeglichene Work-Life-Balance zu erreichen, sind
     da. Wir müssen sie nur nutzen.

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Nach der Telearbeit
    Der Begriff »Telearbeit«, von dem in diesem Buch regelmäßig die Rede ist, klingt bereits etwas angestaubt. Immer wieder wird
     auch behauptet, das Konzept habe seine beste Zeit bereits hinter sich und sei im Grunde gescheitert. Das liegt vor allem an
     der begrifflichen Verengung dieser Definition auf »Menschen, die zumindest teilweise am Computer zu Hause arbeiten, statt
     ins Büro zu gehen«. Die Wirklichkeit ist komplexer und aufregender. Der an der Universität Tokio lehrende Architekt Martin
     van der Linden hat sie auf den schönen Nenner »Post-Telework-Condition« gebracht, zu deutsch: der Zustand nach der Telearbeit.
     Gemeint ist eine Berufswelt, in der die Technologie es möglich macht, zu jeder Zeit und an jedem Ort zu arbeiten und in der
     die Menschen dies darum beim Kunden tun, in Flugzeugen, Zügen, zu Hause oder auch im Büro. Van der Linden: »Die Wahrnehmung
     und das Konzept des Büros durchleben einen dramatischen Wandel. Die klare Trennung zwischen Telearbeit und |26| Büroarbeit verwischt immer mehr, während wir das Entstehen der Post-Telework-Condition beobachten.«
    Die Trendforscher der britischen Future Foundation bestätigen
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