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Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein
Autoren: Markus Albers
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Langschläfer zu kämpfen. »Tatsächlich sind wir B-Typen genauso produktiv wie |20| andere Menschen, nur zu unterschiedlichen Zeiten«, sagt sie. Das gängige Arbeitszeitmodell stammt für sie aus der Zeit der
     agrarischen Gesellschaft, als Bauern den Tag früh beginnen mussten, und aus den Schichtarbeitssystemen der Industriezeit.
     Weil aber Landwirte und Industriearbeiter einen immer kleineren Anteil der Bevölkerung ausmachen, sollen sich nun bitte auch
     die Arbeitszeiten ändern. »In Dänemark gibt es viele Diskussionen darüber, dass wir eine Innovationsgesellschaft werden«,
     so Kring. »Wenn man mit dem Kopf arbeitet, geht es aber nicht darum, wie viele Stunden man am Schreibtisch verbringt, sondern
     wann man am produktivsten ist und die besten Ideen hat.« Auch über die B-Society werden Sie später noch mehr erfahren. Hier
     nur so viel: Sie ist ein Riesenerfolg.
    Überall auf der Welt ist dieser Tage eine Umwälzung unserer Arbeitsfomen zu erleben, eine Neudefinition der Art wie wir Zeit
     und Leistung messen, ein Ende unseres Daseins als stets gestresste Schreibtischsklaven. Sie wird vorangetrieben von Menschen
     wie Uwe Schimanski, Mark Wells und Camilla Kring. Vielleicht gehören Sie auch bald dazu.

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Begriffsklärung: Freiangestellte und Easy Economy
    Mitte der neunziger Jahre, zu Zeiten der New Economy und der mit dem Internet verbundenen technischen Innovationen war uns
     schon einmal eine neue Art des Arbeitens versprochen worden. Jeder einzelne von uns modernen Berufstätigen sollte von nun
     an eine selbstgenügsame Produktionseinheit darstellen. Wir würden künftig als so genannte »Flexecutives« mobil und vernetzt
     sein. Wir würden unser papierloses Büro per Laptop und Handy mit uns herum tragen. Wir würden uns als digitale Nomaden von
     überall ins weltweite Netz und damit in die Arbeitsabläufe einklinken. Der amerikanische Wissenschaftler Nicholas Negroponte
     schrieb 1995 das damals visionäre und heute immer noch aktuelle Buch
Total Digital
am Notebook in einer einsamen Hütte auf der griechischen Insel Patmos, bevor er wieder an sein hochtechnisiertes Forschungsinstitut
     in den USA zurückkehrte. Ich kann mich erinnern: So wollte ich auch arbeiten.
    |21| Die Realität sah anders aus: Gerade die Programmiersklaven der Startup-Unternehmen mussten 14-Stunden-Schichten knüppeln und
     mit dem Schlafsack unter dem Schreibtisch schlafen, bevor ihr Unternehmen erst an die Börse und dann Pleite ging. Und wer
     versuchte, sich mit verheddertem Kabelsalat und den unfassbar langsamen Modems jener Zeit von unterwegs ins Internet einzuwählen
     und dann zusah, wie sich quälend zäh einzelne Websites auf dem kleinen Bildschirm aufbauten, wünschte sich auf der Stelle
     an seinen Büroschreibtisch mit schneller Internetverbindung zurück. Handys waren damals teuer, konnten kaum etwas außer telefonieren
     und ihre Benutzer wurden zudem als Angeber abgestempelt.
    Auf den ersten Blick war also das freiere Arbeiten mit mehr Flexibilität, Individualität und in der Folge auch mehr Spaß eines
     jener luftigen Versprechen, die die New Economy nie einhielt. Tatsächlich steckte aber ein wahrer Kern darin, der erst mit
     dem technischen Fortschritt ein paar Jahre später Wirklichkeit werden konnte. So wie wir mit MySpace, Facebook und dem Web
     2.0 insgesamt die Renaissance des tot geglaubten Online-Geschäftsmodells erlebt haben, so wie Amazon und Ebay tatsächlich
     unsere Art einzukaufen verändert haben, Spiegel-Online unsere Art Nachrichten zu lesen, E-Mail unsere Art zu kommunizieren,
     wie Communities und Blogs doch eine reichweitenstarke Gegenöffentlichkeit zu etablierten Medien bilden, so ist hinter unserem
     Rücken plötzlich auch die Arbeitsrevolution möglich geworden, die uns damals versprochen wurde.
    Sechs Faktoren machen Freiangestellte und Easy Economy erst heute möglich:
    Die Technik war im Jahr 2000 einfach noch nicht so weit. Heute ist sie es. Mobile, leistungsstarke Endgeräte, weit verbreitete
     schnelle Internetverbindungen sowie Web-basierte Workflow-Software, weltweite Dokumentenstandards und komplett digitalisierte
     Arbeitsabläufe emanzipieren den Arbeitnehmer immer mehr von Zeit und Raum. »Du bist die Festplatte, wir sind dein Backup«,
     brachte es 2007 die Werbung des Herstellers Lacie für externe Speichermedien auf den Punkt. Wir haben erstmals wirklich alle
     notwendigen Informationen und Werkzeuge in unserem Laptop, unserem Smartphone
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