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Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein
Autoren: Markus Albers
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dies in ihrer Prognose fürs Jahr 2020: Die reguläre Telearbeit
     werde bis zu diesem Zeitpunkt durchaus zunehmen, wenn auch nicht so stark wie das in der Vergangenheit teilweise vorausgesagt
     wurde. Der Grund: »Wir stellen fest, dass die eigentlich zugrunde liegende Idee von ›Telearbeit‹ zunehmend veraltet ist, beruht
     sie doch auf einem Konzept aus der Industriegesellschaft, dass nämlich Arbeit und Zuhause zwei unterschiedliche Orte sind.«
     Die Foundation schlägt für die vielen unterschiedlichen und neuen Arbeitsformen, die künftig massiv zunehmen werden, den Begriff
     »FreE-Working« vor. Er bezeichnet die große Anzahl von Arbeitnehmern, »die Technologie nutzen, um an einer Vielzahl von Orten
     außerhalb ihres eigentlichen Arbeitsplatzes zu arbeiten – wenn sie denn überhaupt noch einen solchen haben.«
    Auch Hermann Hartenthaler, der in den »T-Labs« für die Telekom Innovationen wie das Büro der Zukunft erfindet, beobachtet
     den globalen Trend, in flexiblen Strukturen zusammenzuarbeiten, an verschiedenen Orten auf der Welt, zu verschiedenen Zeiten:
     »Wenn man mit Kollegen in den USA oder Asien kollaboriert, muss man oft frühmorgens oder spätabends arbeiten. Das macht man
     natürlich gern von zu Hause aus.« Die Grenze zwischen Privat- und Arbeitsbereich, zwischen Arbeiten im Büro, zu Hause oder
     unterwegs löse sich zunehmend auf: »Wir haben zum Beispiel eine kleine Box entwickelt, wenn man die zu Hause an den Laptop
     anschließt, hat man nicht nur Zugang ins Firmennetz, sondern sogar dieselbe Telefonnummer wie im Büro.« Dies sei nicht die
     starre Telearbeit der achtziger und neunziger Jahre mit großer Infrastruktur zu Hause, sondern flexibel und klein: »Ich habe
     meinen Laptop und da ist alles drauf.«
    Uwe Schimanski, der bei IBM in den neunziger Jahren das so genannte »e-place«-Modell eingeführt hat (davon später mehr) und
     damit einer der Pioniere von zeit- und raumunabhängigen Arbeitsweisen ist, findet den Begriff »Telearbeit« ebenfalls veraltet
     und nennt den heutigen Zustand des Immer-und-überall-aktiv-Seins schlicht »Mobiles Arbeiten«.
    |27| Ob »Post-Telework-Condition«, »FreE-Working«, oder »Mobiles Arbeiten« – ich werde diese verschiedenen Ausprägungen der Einfachheit
     halber, und um Begriffsverwirrung zu vermeiden, weitgehend synonym verwenden, gelegentlich einfach von »Telearbeit« sprechen,
     oder eben allgemeiner von der »Easy Economy«. Gemeint ist dabei nicht nur die klassische Vorstellung des Angestellten, der
     auch zu Hause an den Rechner gehen darf, sondern gemeint sind alle Schattierungen und Ausprägungen neuer flexibler Arbeitsformen,
     die technischer Fortschritt und sozialer Wandel inzwischen möglich machen.

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Warum ich dieses Buch schreibe
    Vor dem Frühstück – es gab Rührei und frische Mangos – bin ich heute am Strand Laufen gewesen. Die Sonne war gerade aufgegangen
     und spiegelte sich glitzernd im Meer bei Pranburi in Thailand. Meinen doppelten Espresso habe ich mit vor die Hütte genommen,
     jetzt logge ich mich ins schnelle W-Lan-Netz des Resorts ein, und beantworte zuerst ein paar dringende Mails. Ich sitze –
     entschuldigen Sie das Klischee, aber so sieht es hier wirklich aus – unter einer Palme, schaue aufs Wasser. Der Wind kühlt
     angenehm, nachher werde ich schnorcheln gehen. Die Schlagzeilen in Deutschland: Koalitionskrach und Blitzeis. Ich schließe
     die Website von Google-News schnell wieder und dann – arbeite ich.
    Die Generation unserer Eltern – vor allem die Väter – hat fast ihr ganzes Leben in Büros verbracht. Viele Menschen meiner
     Altersgruppe haben sich versprochen, es besser zu machen, flexibel zu bleiben, sich nicht vom Arbeitstrott dominieren zu lassen,
     lieber ungewöhnlich zu leben. Aber irgendwann mit Mitte Dreißig sind sie dann eines Morgens aufgewacht und haben gemerkt:
     Gar nichts machst du besser. Gehst jeden Tag ins Büro, sitzt da vor dem Computer, gehst wieder nach Hause. Mir ging es ähnlich.
     Zum Glück bin ich Journalist und also tat ich, was Journalisten in einer solchen Situation tun: Sie recherchieren. Muss das
     Leben so sein, funktioniert Arbeit eben so? Kann eine Gesellschaft nur durch Stechuhren zusammengehalten |28| werden? Oder geht es auch ganz anders? Wenn ja, wie und wo? Heraus kam dieses Buch.
    Ich habe meine These beim Schreiben gleich getestet: Kann ich heutzutage arbeiten, wann und wo ich will? Ein Teil dieses Buches
     entstand
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