Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein
Autoren: Markus Albers
Vom Netzwerk:
psychoaktiven Substanzen im Blut. »E-Mail verursacht heute die meisten Probleme in unserem Arbeitsalltag«, fasst Karen
     Renaud von der Universität Glasgow eine Studie zusammen, für die sie die Computer von 177 Menschen überwachte. Die Probanden
     checkten ihr elektronisches Postfach bis zu vierzigmal pro Stunde. Ein Drittel gab an, sich durch die Masse an E-Mails und
     den Druck, diese schnell zu beantworten, gestresst zu fühlen. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Wie Sie sich gegen dieses
     kommunikative Dauerfeuer selektiv abschotten, lesen Sie im Kapitel »5=9 Stunden«.
    Dass dieses permanente Büro-Multitasking Geld kostet, liegt auf |33| der Hand. Für die US-Wirtschaft bezifferten Forscher des Beratungsunternehmens Basex den Schaden auf jährlich etwa 588 Milliarden
     Dollar. Wissenschaftler des Henley Management Colleges kamen nach der Befragung von 180 Führungskräften aus Deutschland, Großbritannien,
     Dänemark und Schweden zu dem Schluss, dass Manager im Durchschnitt allein dreieinhalb Jahre ihres Lebens mit unwichtigen oder
     überflüssigen E-Mails verplempern.
    Ähnlich unproduktiv sind in der Regel die ewigen Meetings. Experten bestätigen, was wir eigentlich alle wissen. Gerd Gigerenzer
     vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung: »Zieht man eine Sitzung in die Länge, wird die Chance immer größer, dass zweitklassige
     Lösungen vorgeschlagen und am Ende gewählt werden.« Scott Adams, der Erfinder der »Dilbert«-Comics, nennt ganz oben auf seiner
     Büro-Hassliste den Typen der »absichtsvollen Sadisten«. Diese »setzen exzessiv lange Sitzungen an, egal zu welchem Thema,
     aber ohne klares Ziel. Es gibt keine Toilettenpausen (funktioniert am besten in Kombination mit Kaffee) und sie berufen Meetings
     am liebsten am Freitagabend oder in der Mittagspause ein.« Um die Rolle eines absichtsvollen Sadisten zu spielen, so Adams,
     kombiniere man am besten Ernsthaftigkeit und Hingabe mit einer soziopathischen Geringschätzung für das Leben anderer Menschen.
    Aber im Ernst: 20 bis 30 Prozent der Besprechungen könnte man sich allein deshalb schenken, weil der Chef eigentlich schon
     vorher weiß, welches Ergebnis er erreichen will, hat die Kieler Managementberaterin Angelika Behnert herausgefunden. Bei einer
     Umfrage unter 800 leitenden Angestellten in Deutschland, Österreich und der Schweiz gaben 2006 61 Prozent der Befragten an,
     die meisten Meetings seien unproduktiv, wenn nicht ganz vergebens.

33
    36
    33
    36
    false
Das Schreibtischparadox
    Dieses Ergebnis dürfte niemanden überraschen, der sich abends ausgelaugt und entnervt aus dem Büro nach Hause schleppt. Mit
     sinnlosen Besprechungen, schlecht organisierten Projekten oder unproduktivem Warten auf den Feierabend, mit unnötigen E-Mails, |34| ausufernden Telefonaten, und übermäßig plauderigen Kollegen vergeudet der moderne Arbeitnehmer mindestens ein Drittel seiner
     Bürozeit (mehr zu den Details dieser Rechnung später). Ein Paradox: Wir gehen jeden morgen ins Büro um unseren Job zu machen.
     Dabei ist es – genau betrachtet – vielleicht der schlechteste Ort, um konzentriert zu arbeiten. Übereifrige Kollegen verschaffen
     allen anderen Extraarbeit, Sensible brauchen täglich Zuwendung und Streicheleinheiten, Klassenclowns verlangen nach Publikum,
     um von ihren Wochenendexzessen zu erzählen, Selbstverliebte lassen jeden im Großraumbüro noch am kleinsten Fortschritt ihres
     jeweiligen Projekts teilhaben. Den Luxus, sich vor diesem Kommunikations-Tsunami in ein Einzelbüro zurückzuziehen, genießen
     gerade mal 33 Prozent der deutschen Beschäftigten. 27 Prozent teilen sich die Arbeitswabe mit einem Kollegen, die restlichen
     40 Prozent ertragen Mehrpersonenbüro oder Großraum, so eine Studie des Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO)
     in Stuttgart. Nicht immer sind die Menschen, deren Nähe wir hier zwangsweise ertragen, die produktivsten, motiviertesten oder
     – mal ehrlich gesagt – cleversten Zeitgenossen.
    Selbst die klugen und netten Kollegen stehlen unsere Arbeitszeit. Eva Busse, eine promovierte deutsche Journalistin, die für
     verschiedene große Zeitungen und Zeitschriften gearbeitet hat und inzwischen in London lebt, beschreibt das so: »Die produktivste
     Zeit im Büro waren für mich immer die ersten zwei, drei Monate, wenn man noch nicht so viele Menschen kennt. Danach fangen
     die sozialen Kontakte an. Man muss sich dafür interessieren, was dieser Kollege am Wochenende
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher